Gezähmt von sanfter Hand
Verwalter?« Die Dame – vermutlich Honoria, Herzogin von St. Ives – lächelte McArdle freundlich zu.
»Ja«, stieß Catriona krächzend hervor; sie räusperte sich. »Das ist McArdle.«
»Es ist mir ein Vergnügen, Eure Hoheit.«
McArdle versuchte, seine arthritische Wirbelsäule zu einer Verbeugung von der vorschriftsmäßigen Tiefe zu verbiegen, doch Honoria legte ihm begütigend eine Hand auf den Arm. »Nein, nein – lasst nur! Sparen wir uns die Förmlichkeiten. Wir gehören ja schließlich zur Familie.«
McArdle warf ihr einen dankbaren Blick zu.
»Wenn du vielleicht so freundlich sein würdest, meine Liebe …«
Die tiefe, grollend-resignierte männliche Stimme hinter ihr ließ die Herzogin abrupt herumwirbeln. »Aber ja, natürlich. Meine Liebe« – sie sah Catriona an und wies dabei auf die stattliche männliche Erscheinung, die ihr die Treppe hinaufgefolgt war – »das ist Sylvester. Aber wir alle nennen ihn nur Devil.«
Ihre hart erkämpfte Gelassenheit wie einen Schutzschild vor sich haltend, drehte Catriona sich um, die Lippen zu einem freundlichen Lächeln verzogen – und musste prompt den Impuls unterdrücken, einen großen Schritt zurückzuweichen. Sie war an Richard gewöhnt und an seine Neigung, sie wie ein Turm zu überragen – aber bei Devil war es noch schlimmer; er war noch um ungefähr fünf Zentimeter größer als Richard.
Blinzelnd blickte sie in ein hartes, kantiges Gesicht, das so viel Ähnlichkeit mit Richards hatte, dass ihr schier das Herz stehen blieb, dann sah sie in seine Augen – sie waren von einem hellen, klaren Grün und ganz anders als Richards flammend blaue. Jedenfalls, was die Farbe anbetraf. Der Ausdruck in Devils markanten Zügen, bis zu diesem Augenblick eher streng, wurde plötzlich sichtlich weicher. Als er schließlich lächelte, sah Catriona wieder die unverkennbare Ähnlichkeit zwischen ihm und Richard – in dem Zug um die Lippen, in jenem herausfordernden, wenig vertrauenswürdig anmutenden Funkeln in den Augen. Die beiden waren sich ganz eindeutig in vielerlei Hinsicht ähnlich. Sie blinzelte abermals. »Ich, äh …«
Trotz seines Ernstes ließ sein Lächeln eine Spur des Draufgängers erkennen, der er sein musste. »Es ist mir ein Vergnügen, dich kennen zu lernen, meine Liebe. Ich dachte, Richard müsste gelogen haben, aber das hat er nicht.« Mit natürlicher Grazie ergriff er ihre Hand, küsste ihre Fingerspitzen, dann beugte er – seinen anderen Arm dabei leicht um ihre Schulter legend – den Kopf und hauchte einen absolut züchtigen, seltsam beruhigenden Kuss auf ihre Wange. »Willkommen in der Familie.«
Verwirrt starrte Catriona ihm einen Moment lang in die Augen. »D-danke.« Sie blinzelte und sah Honoria an – die schon darauf gewartet hatte, Catrionas Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
»Lass dich davon nicht durcheinander bringen – so sind sie alle.«
Sie winkte ihren Ehemann mit einer gebieterischen Handbewegung beiseite, hakte Catriona unter und drehte sich zur Haustür um. »Ganz offensichtlich ist mein nichtsnutziger Schwager noch am Leben, sonst würdest du uns nicht so ruhig begrüßen.«
»Allerdings.« Nachdem sie sich wieder in ihrer eigenen Eingangshalle befand, stellte Catriona rasch Henderson und Mrs. Broom vor. Sie nutzte die kurze Zeitspanne, während der sich ihre überwältigenden neuen Verwandten ihrer Mäntel und Umhänge entledigten, um sich wieder zu fassen und ihre gewohnte Maske heiterer Gelassenheit wieder aufzusetzen. »Mrs. Broom hat ein Zimmer für euch zurechtgemacht – ich fürchte allerdings, dass das Haus und seine Unterbringungsmöglichkeiten nicht so ganz dem entsprechen, was ihr gewohnt seid. Unser Haushalt ist natürlich erheblich kleiner, und wir sind auch sehr viel weniger förmlich.«
»Oh, gut.« Honoria, die gerade Mrs. Broom ihre Handschuhe reichte, blickte auf und lächelte. »Ich fürchte, die Cynsters sind auch nicht sehr für Förmlichkeit und Umständemachen innerhalb der Familie. Und wenn du meinst, dass das hier« – sie wies mit einer eleganten, weit ausholenden Handbewegung auf das Haus um sie herum – »nicht dem entspricht, was wir gewohnt sind, dann solltest du dich daran erinnern, dass ich noch bis vor gut einem Jahr nur eine einfache, bescheidene Hauslehrerin war.«
Catriona blinzelte verdutzt. »Tatsächlich?«
Honoria musterte die überraschte Miene ihrer Schwägerin. »Hat Richard dir das nicht erzählt?« Kopfschüttelnd hakte sie Catriona abermals unter;
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