Gezähmt von sanfter Hand
kann auch verstehen, wieso du überhaupt zu diesem Schluss gekommen bist, aber du irrst dich. Es ist absolut absurd zu glauben, dass ich nach allem, was du für mich und das Tal getan hast, nach allem, was zwischen uns beiden gewesen ist, im Stande sein könnte, plötzlich radikal umzuschwenken und dich zu vergiften. Wenn du wirklich glaubst, dass…«
»Das tue ich doch gar nicht!«
Catriona blinzelte verwirrt und stellte dann fest, dass Richards irritiertes Stirnrunzeln verschwunden war – jetzt starrte er sie ausgesprochen wütend an.
»Natürlich glaube ich nicht, dass du mich vergiftet hast!« Er musterte sie einmal flüchtig von oben bis unten, dann kehrte sein Blick wieder zu ihrem Gesicht zurück. Seine Miene wurde noch eine Spur finsterer. »Was ist das für eine unsinnige Vorstellung, mit der du dich da gequält hast?«
Als Catriona keine Antwort gab, fluchte er lästerlich. »Ich habe zwar schon des Öfteren gehört, dass Frauen manchmal auf die seltsamsten und verrücktesten Gedanken kommen, wenn sie schwanger sind, aber das ist nun wirklich der Gipfel!« Er betrachtete Catriona noch eingehender – dann fluchte er abermals. »Ist es das, was dich regelrecht krank vor Sorge gemacht hat? Dass ich so dumm sein würde, zu glauben, dass du die Giftmischerin warst?«
Benommen und ein klein wenig argwöhnisch nickte Catriona. Was einen weiteren Schwall von Flüchen zur Folge hatte.
»Was für eine schwachsinnige, idiotische Idee!«
»Warum hast du denn dann nach deinem Bruder schicken lassen?«
»Damit er hier sein würde, um dich zu beschützen, wenn ich nicht mehr dazu in der Lage wäre, natürlich! Herrgott noch mal!«
Da ihm allmählich die Flüche ausgingen, beugte Richard sich abrupt vor, ergriff Catrionas Hand und zog sie mit Schwung auf das Bett. Nadeln, Rollen mit Stopfgarn und Flickwäsche flogen in sämtliche Richtungen. Catriona schnappte keuchend nach Luft, als sie inmitten der Bettdecken landete.
Noch bevor sie reagieren konnte, hatte Richard ihr Gesicht zwischen seine beiden Hände genommen und betrachtete es forschend.
»Du hast nicht auf dich geachtet …«
»Du warst derjenige, der vergiftet wurde …« Sie kämpfte darum, sich aus Richards Griff zu befreien, sich aufzusetzen, doch selbst in seinem geschwächten Zustand hielt er sie noch mühelos fest.
»Damit werden wir uns später noch befassen. Du hast ganz offensichtlich nicht genug Schlaf bekommen. Schwangere Frauen sollten mehr schlafen – ich hätte nun wirklich gedacht, dass du das weißt. Du hast Bedienstete und Helfer um dich …« Er brach ab, dann blickte er ihr fragend in die Augen. »Wie lange bin ich eigentlich bewusstlos gewesen?«
»Fünf Tage.«
»Fünf Tage?« Richard starrte sie einen Moment lang ungläubig an, dann wurde sein Blick weicher und wanderte zu Catrionas Lippen hinunter … »Kein Wunder, dass ich so hungrig bin.«
Diesmal wusste Catriona genau, auf welchen Appetit er anspielte. Sie öffnete die Lippen – kam aber nicht mehr dazu, auch nur ein Wort hervorzubringen.
Er küsste sie – zuerst sanft, zärtlich, dann mit wachsender Gier. Catriona spürte, wie die Decken um sie herum wegglitten, spürte, wie sich die Kissen verschoben, spürte, wie Richards Hand langsam an ihrem Bein hinaufwanderte, kurz an ihrem Strumpfband innehielt und dann die zarte Haut auf der Innenseite ihres Schenkels zu streicheln begann. Er legte sich schwer auf sie, drückte sie noch tiefer in die weiche Matratze hinein; und sie klammerte sich an diesen wundervollen Augenblick, genoss ihn einige flüchtige Sekunden lang und versetzte Richard dann einen Knuff gegen die Schulter. Einen kräftigen Knuff.
Er bewegte sich ein klein wenig zur Seite – und es gelang ihr, ihre Lippen von den seinen loszureißen und keuchend hervorzustoßen: »Richard! Dafür bist du noch nicht stark genug!«
Er hob den Kopf und blickte auf sie hinunter – als ob das, was sie gerade eben gesagt hatte, absolut unmöglich wäre –, dann zögerte er, überlegte einen Moment, dann stöhnte er frustriert, verzog das Gesicht, schloss die Augen und rollte sich von ihr herunter.
»So peinlich und unangenehm es ja auch für mich ist, das zuzugeben, aber ich befürchte fast, du könntest Recht haben.«
»Natürlich habe ich Recht!« Catriona stützte sich mühsam auf einen Ellenbogen auf und zog die Bettdecken wieder über Richard. »Du hast fünf Tage lang an der Schwelle des Todes gestanden – und zwar buchstäblich! Da kannst du nicht einfach
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