Gezähmt von sanfter Hand
gemeinsam wandten sie sich um und strebten auf die Treppe zu. »Das ist doch mal wieder typisch Mann – die wichtigen Dinge erzählen sie einem nie. Tja, dann werde ich dich wohl ins Bild setzen müssen.«
Von irgendwo hinter ihnen, wo Devil in ihrem Kielwasser segelte, hörte Catriona: »Wie war das – eine bescheidene Hauslehrerin? Bescheiden? Ausgerechnet du? Du bist doch in deinem ganzen Leben noch niemals bescheiden gewesen!«
Trotz ihres Kummers zuckte es belustigt um Catrionas Lippen, und sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, einen Seitenblick auf Honoria zu werfen.
Die jedoch bloß eine verächtliche Handbewegung machte. »Kümmere dich einfach nicht um ihn – er ist der Schlimmste von der ganzen Bande.«
Sie blieben am Fuße der Treppe stehen; plötzlich wieder ernst und ernüchtert, zog Catriona ihren Arm unter Honorias hervor und wandte sich um, um sich ihrem Schwager und ihrer Schwägerin zu stellen. »Wie Worboys euch ja bereits mitgeteilt hat, wurde Richard vergiftet – womit genau, das weiß ich leider nicht, aber ich habe ihn auf die in solchen Fällen übliche Art behandelt und …« Ihre Stimme bebte, und sie brach ab und atmete einmal tief durch. Dann hob sie das Kinn und heftete ihren Blick auf Devils grüne Augen. »Ich möchte dir klar machen, dass ich nichts mit der Sache zu tun hatte - ich habe Richard nicht vergiftet.«
Die beiden blickten sie an, musterten sie eingehend, ihre Gesichter ausdruckslos, ihre Augen von einer scharfen Intelligenz erfüllt. Dann, gerade als Catriona wieder zu sprechen anheben wollte – als sie etwas sagen wollte, irgendetwas, um das angespannte Schweigen zu brechen –, ergriff Devil ihre Hand und tätschelte sie begütigend. »Keine Sorge, wir sind hier, um dir zu helfen. Du bist offensichtlich völlig übermüdet.«
»Hast du Richard die ganze Zeit über allein gepflegt, ohne jede Hilfe?«
Der Ton von Honorias Frage verlangte eine Antwort.
»Nun ja, ich … ja, bis gestern.«
»Hm! Dann ist es ja nur gut, dass wir Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt haben, um so schnell wie möglich hierher zu kommen. Ein Familienmitglied im Krankenbett reicht voll und ganz.« Energisch nahm Honoria abermals Catrionas Arm und begann die Stufen hinaufzusteigen. »So, jetzt zeig uns, wo er ist, und dann kannst du uns sagen, was alles getan werden muss.«
Von der resoluten, keinen Widerspruch duldenden Honoria ins Schlepptau genommen und mehr oder weniger gewaltsam die Treppe hinaufgezogen, hatte Catriona große Mühe, sich wieder so weit zu fassen, dass das Schwirren in ihrem Kopf aufhörte. Sie hatte mit Tadel und Missbilligung gerechnet, ganz sicherlich mit steifer Reserviertheit, zumindest aber mit einem gewissen Maß an Misstrauen; stattdessen spürte sie bei ihren neuen Verwandten nichts weiter als eine Welle des Mitgefühls, der Wärme und des Beistands. Sie führte die beiden zu dem Turmzimmer hinauf, wo Richard im Bett lag, still und reglos.
Am Fußende des Bettes stehend, ihr Blick auf Richards Gesicht geheftet, wartete Catriona, während Honoria und Devil Worboys begrüßten, der in der Zwischenzeit bei seinem Herrn Wache gehalten hatte. Dann gesellten sich die beiden zu ihr, je einer rechts und einer links von ihr, und blickten prüfend auf Richard hinunter.
»Er atmet noch immer frei, und sein Puls ist regelmäßig, aber er ist seit seinem Zusammenbruch noch nicht wieder zu sich gekommen.«
Catriona hörte die Müdigkeit, die in ihrer Stimme mitschwang, und fühlte, wie Devil abermals ihre Hand in die seine nahm. Behutsam, tröstend drückte er ihre Finger. Sie spürte Honorias mitfühlenden Blick auf ihrem Gesicht und merkte dann, wie die beiden über ihren Kopf hinweg einen Blick tauschten.
»Ich werde die nächsten Stunden über bei ihm wachen.« Devil ließ Catrionas Hand wieder los.
»Vielleicht«, sagte Honoria, »könntest du mich jetzt zu unserem Zimmer führen?«
Sie wollte Richard eigentlich nicht verlassen, aber … Catriona verflocht fest ihre Finger miteinander und hob ihren Blick zu Devils Gesicht empor. »Falls sich seine Atmung verlangsamt oder schwächer zu werden beginnt, musst du mich sofort rufen. Versprich mir das! Es ist wichtig.« Ihr Blick beschwörend auf Devils Augen gerichtet, bekräftigte sie diesen Gedanken noch einmal. »Vielleicht muss ich dann …« Sie machte eine vage Handbewegung.
Devil nickte und sah auf das Bett hinunter. »Beim geringsten Anzeichen dafür, dass sich sein Zustand verschlechtert, werde
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