Gezähmt von sanfter Hand
Zuversicht mit, der Catriona aufs Neue anrührte.
Die anmutige Dame seufzte und berührte die Herzoginwitwe am Arm. »Wie wär's, Helena, wenn wir jetzt vielleicht hineingehen würden – ich fürchte nämlich, dass es gleich noch einen Schneeschauer geben wird.«
Catriona trat zurück und bedeutete der Herzoginwitwe mit einer einladenden Geste, ins Haus zu gehen; als diese daraufhin majestätisch über die Türschwelle rauschte, legte die anmutige Dame Catriona leicht die Hand auf den Arm und erwiderte ihren Blick mit einem Lächeln.
»Ich bin Patience, meine Liebe. Seit kurzem mit Vane verheiratet, noch so einer von den Halunken, die der Cynster-Clan hervorgebracht hat. Und das hier sind Amanda und Amelia, und« – sie hielt kurz inne, um Luft zu holen, und sah Catriona in die Augen – »ich erkläre dir später noch, wie es eigentlich zu all dem hier gekommen ist.«
Sie folgten der Herzoginwitwe ins Haus; die Szene in der Eingangshalle nahm rasch die gleichen chaosartigen Züge an wie das Durcheinander, das bis vor einigen Minuten noch draußen im Hof geherrscht hatte. Schrankkoffer, Reisetaschen und Kisten wurden hereingeschleppt und unter Hendersons mürrischen Anweisungen in den Ecken aufgestapelt. Mrs. Broom sah ebenso fassungslos und überrumpelt aus, wie Catriona sich fühlte; stumm und mit vor Verwirrung weit aufgerissenen Augen betrachtete die Haushälterin das hektische Geschehen in der Halle, während sie sich gleichzeitig abmühte, Catrionas Instruktionen in sich aufzunehmen, dann eilte sie davon und rief Hausmädchen und Lakaien zu, Zimmer für die neuesten Gäste aufzuschließen und zu lüften.
Eine Kakophonie, anders als alles, was das ruhige, friedliche Gutshaus jemals zuvor erlebt hatte, stieg in der Halle auf, als die beiden jungen Damen nachforschten, welche Hutschachtel wem gehörte und wohin der Schal der Herzoginwitwe wohl verschwunden sein mochte; Vane, die beiden Kutscher und Irons waren in eine ernste Diskussion darüber vertieft, wo die zusätzlichen Pferde untergestellt werden sollten. Die Herzoginwitwe hatte in der Zwischenzeit McArdle entdeckt und erkundigte sich gerade ausführlich nach seinen steifen Gelenken, so als ob sie ihn schon ihr ganzes Leben lang gekannt hätte – und McArdle antwortete, als ob dem in der Tat so wäre. Hin und her eilende Hausmädchen und Lakaien hielten mal hier und mal dort für einen kurzen Moment inne, um eine Frage zu stellen, und hetzten dann wieder davon, um ihre Aufgaben zu erfüllen.
Catriona stand gleich hinter der Tür im Inneren der Eingangshalle und nahm die ganze turbulente Szene in sich auf, ließ sich davon gleichsam übermannen. Von dem Lärm, der Ausgelassenheit, der enormen Energiequelle, die plötzlich in ihrer Halle sprudelte und von der etwas ungeheuer Faszinierendes und Mitreißendes ausging. Diese Energie fand sich in den raschen, geschickten Bewegungen der Herzoginwitwe, in der Haltung ihres Kopfes, als sie ihn leicht zur Seite neigte, als könnte sie so besser über McArdles Antworten nachdenken. Sie fand sich in den knappen, präzisen Anweisungen, die Vane Cynster erteilte, in der natürlichen Eleganz und Anmut – gepaart mit nur mühsam gezügelter Kraft –, mit der er sich bewegte. Fand sich in der Fröhlichkeit, die die Gesichter der beiden jungen Mädchen aufleuchten ließ, in der Spannkraft und Grazie, die ihren Körpern innewohnte und ihren Bewegungen etwas Geschmeidiges verlieh.
Nach einer Weile gesellte sich Patience zu Catriona und ließ ihren Blick über das Getümmel in der Halle schweifen. »Die Cynsters sind hier – da erübrigt sich wohl jeder weitere Kommentar«, sagte sie, mehr zu sich selbst als zu Catriona. Aber sie lächelte. Sie wandte sich an Catriona. »Ich möchte mich vielmals dafür entschuldigen, dass wir einfach so überfallartig bei dir hereingeschneit sind, aber da du ja ohnehin mit Helena hättest zurechtkommen müssen, komme, was da wolle, ist es wahrscheinlich nur gut, dass auch wir anderen jetzt hier sind. So können wir dir wenigstens helfen.«
Die klar erkennbare Zuneigung in Patiences Ton, in ihren Augen, als sie ihren Blick wieder zu der Herzoginwitwe hinüberschweifen ließ, beraubte ihre Bemerkungen jeder Schärfe oder indirekten Kritik.
»Vielleicht«, murmelte Catriona, »sollte ich sie jetzt besser mit nach oben nehmen, damit sie Richard sehen kann.«
Patience nickte. »Tu das. Das wird sie beruhigen. Um den Rest von uns brauchst du dir wirklich keine Sorgen zu machen.« Sie
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