Gezähmt von sanfter Hand
lächelte Catriona an. »Wenn du nichts dagegen hast, werde ich mich direkt an deine Haushälterin wenden, falls es ein Problem gibt – ich schätze mal, du hast auch so schon mehr als genug zu tun.«
Catriona erwiderte Patiences Lächeln. »Bitte tu das.« Sie sah wieder zu der Herzoginwitwe hinüber und atmete tief durch. »Es ist möglich, dass ich jetzt erst einmal für eine ganze Weile ziemlich beschäftigt sein werde.«
Damit trat sie kühn in das Getümmel hinein und bahnte sich einen Weg bis zu ihrer Schwiegermutter. »Helena, wenn du möchtest, bringe ich dich jetzt zu Richard hinauf – er wartet bestimmt schon ungeduldig darauf, dich zu sehen.«
Die Herzoginwitwe warf ihr einen scharfen Blick von der Seite zu. »Nein, nein, ma petite – ich bin diejenige, die sich danach verzehrt, ihn zu sehen. Er« – mit einer weit ausholenden Geste tat sie alle männlichen Wesen in Bausch und Bogen ab – »ist bloß ein Mann. Er versteht diese Dinge nicht.«
Als sie den Arm ergriff, den Helena ihr anbot, sah Catriona, wie zwei blonde Köpfe hochschnellten und wie sich zwei Paar blaue Augen auf sie und ihre Begleiterin hefteten.
»Amelia! Amanda!«
Beide Köpfe fuhren herum; Patience winkte ihnen. Mit einem Seufzen und einem letzten Blick zurück folgten die Zwillinge der Aufforderung.
»Vane, du kannst Richard auch später noch besuchen – ich möchte erst einmal unsere Zimmer aufgeräumt haben.«
Lächelnd wandte sich Catriona zur Treppe um und führte die Herzoginwitwe zum Turmzimmer hinauf, um sie mit ihrem zweiten Sohn zu vereinen.
Richard fühlte sich regelrecht in der Falle gefangen – Devil und Honoria hatten ihn schmählich im Stich gelassen, und nun saß er hier ganz allein und ohne jede Hoffnung auf Beistand, wenn er sich seiner Stiefmutter stellen musste. Als wenige Augenblicke später die Tür aufging und weit aufschwang, spielte er flüchtig mit dem Gedanken, laut zu stöhnen und sich sehr viel kränker zu stellen, als er war, doch dann erhaschte er einen Blick auf den feurig roten Haarschopf seiner Ehefrau und ließ sofort jeden Gedanken an derlei Täuschungsmanöver wieder fallen.
Nur Gott und ihre Herrin wussten, was er sich damit einhandeln würde.
»Richard!« Helena – sie, die er immer nur als Maman gekannt hatte – stürzte sich mit ausgebreiteten Armen auf ihn.
Die Lippen zu einem betont beruhigenden Lächeln verzogen, erwiderte Richard ihre Umarmung und wand sich gleich darauf unbehaglich, als er Tränen in ihren Augen entdeckte. Zu seiner Erleichterung blinzelte Helena jedoch hastig und drängte ihre Tränen zurück, und dann strahlte sie ihn mit ihrem fröhlichsten Lächeln an.
»Bon! Du hast dich schon wieder recht gut erholt und bist auf dem Wege der Genesung, das kann ich sehen.«
Statt im Handumdrehen von ihm, seinem Krankenbett und seinem gesamten Zimmer Besitz zu ergreifen, gab Helena sich zu Richards Überraschung damit zufrieden, bloß seine Hand zu ergreifen und dann einen fragenden Blick zu Catriona hinüberzuwerfen, die am Fußende des Bettes stand.
Catriona neigte den Kopf. »Es geht ihm schon erheblich besser – er war fünf Tage lang bewusstlos, aber mit Devils Hilfe haben wir es geschafft, Richard zum Gehen zu bewegen, was entscheidend dazu beigetragen hat, das Gift im Organismus abzubauen.«
»Dieses Gift.« Helena legte leicht den Kopf schief, während sie Catriona noch immer nachdenklich ansah. »Wie wurde es ihm eigentlich verabreicht?«
Catriona blickte Richard an. »Es war seinem Morgenkaffee beigemischt.«
»Und die Person, die das getan hat? Besteht die Gefahr, dass sie es noch einmal versuchen wird?«
»Nein.« Ruhig und unerschütterlich hielt Catriona Richards Blick fest. »Der Giftmischer ist nicht mehr hier im Gutshaus oder im Tal.«
»Ah ja!« Helena nickte weise. »Er ist geflohen, um sich in Sicherheit zu bringen, richtig?« Sie sah Richard an, dann drückte sie seine Hand. »Du wirst den Täter verfolgen, das weiß ich – aber erst dann, wenn du wieder richtig gesund bist, hein?«
»Morgen werde ich wieder hundertprozentig auf dem Posten sein.« Richard versuchte, Catrionas Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, schaffte es jedoch nicht – sie schaute gerade Helena an.
»Du wirst das natürlich am besten beurteilen können«, sagte seine unmögliche Stiefmutter zu seiner Ehefrau, »denn wie schnell er sich erholt, wird von der Art des Gifts abhängen, nicht wahr?«
»Das ist richtig.« Mit einem erneuten Blick auf ihn, Richard –
Weitere Kostenlose Bücher