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Gezähmt von sanfter Hand

Gezähmt von sanfter Hand

Titel: Gezähmt von sanfter Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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sich so richtig in Zustände hineingesteigert, sodass ihr mit vernünftigem Zureden nicht mehr beizukommen war. Es half alles nichts – sie musste sofort und auf der Stelle in den Norden rasen, um an deiner Seite zu sein – an deinem Sterbebett, wie sie es ausdrückte. Wie gewöhnlich war es unmöglich, sie umzustimmen und von ihrem Vorhaben abzubringen – und ich konnte sie natürlich auch nicht so einfach durch das Schneechaos jagen lassen, nur mit den Zwillingen als Begleitung. Nun ja«, fuhr Vane mit einer vagen Geste fort, »du kannst dir ja sicher lebhaft vorstellen, wie es war: Mrs. Hull, mit Sebastian in den Armen, in dramatischer Pose auf der Treppe stehend, wo sie uns verkündete, dass du an der Schwelle des Todes ständest. Neben ihr Webster, der hilflos die Hände rang und allerlei nutzlose Vorschläge unterbreitete, wie man am besten die Lowlands erreichte. Die Zwillinge in heller Aufregung und Sorge und krampfhaft darum bemüht, nicht an Tollys Tod zu denken. Und – im Mittelpunkt der geradezu bühnenreifen Szene – deine Mutter, die erbittert schwor, dass sie sich notfalls auf Händen und Knien durch die Schneewehen kämpfen würde, um rechtzeitig an deiner Seite zu sein. Rechtzeitig wofür, das habe ich nicht gefragt.
    Um es kurz zu machen: Ich habe sie nicht zurückgehalten, weil ich es schlicht und einfach nicht konnte. Die Großoffensive Richtung Norden hatte schon vor unserer Ankunft so sehr an Boden gewonnen, dass ich beim besten Willen nichts mehr dagegen unternehmen konnte.«
    Richard verzog das Gesicht zu einer Grimasse des Mitgefühls. »Aber hättest du denn nicht wenigstens die Zwillinge zurücklassen können?«
    Vane sah ihn scharf an. »Hast du in letzter Zeit mal versucht, die Zwillinge von etwas abzubringen – unabhängig voneinander oder gemeinsam?«
    Richard blinzelte verwirrt. »Aber sie sind doch noch viel zu jung, um tun und lassen zu können, was sie wollen.«
    »Das versuche ich ihnen auch immer wieder zu sagen – die beiden scheinen da jedoch andere Vorstellungen zu haben.«
    »Tz!« Richard ließ sich tiefer in seine Kissen sinken. »Na ja, wie dem auch sei – hier werden sie jedenfalls keine Gelegenheit finden, ihre Flügel zu erproben –, hier auf dem Gut geht es so ruhig und beschaulich zu wie in einem Nonnenkloster.«
    Eine Stunde später erlebte Catriona das geräuschvollste Dinner, an das sie sich jemals erinnern konnte. Es war nicht etwa so, als ob alle im Saal ihre Stimmen erhoben oder anders als im höflichen Konversationston miteinander gesprochen hätten. Aber die plötzliche belebende Spritze in Form von Cynsterscher Eleganz, Wissbegierde und Esprit hatte zahllose Unterhaltungen hervorgebracht, und zwar sowohl am Haupttisch auf dem Podium, wo sämtliche Gäste saßen, als auch an all den Tischen in der Halle, wo Catrionas Leute Platz genommen hatten.
    Alle plauderten fröhlich und angeregt.
    Die überwältigende Geräuschkulisse verursachte Catriona jedoch keine Kopfschmerzen – überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, sie wirkte auf irgendeine schwer zu definierende Weise beruhigend. Das Gelächter, das Interesse und die Aufmerksamkeit, die echte, so offen gezeigte Zuneigung – all das war von einer unverkennbaren Warmherzigkeit geprägt. Es war ein gewisses menschliches Element, das die Cynsters in das Tal gebracht hatten, ein Element, das vorher irgendwie gefehlt hatte. Catriona wusste nicht so recht, was das war, aber …
    In ihrer gewohnten Rolle als Haushaltsvorstand überwachte sie das Servieren der einzelnen Gänge und vergewisserte sich, dass die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Gäste erfüllt wurden. Alles lief glatt – tatsächlich war es sogar so, dass trotz des völlig unerwarteten Zustroms von Gästen keine ernsten Probleme aufgetreten waren.
    Ihr Blick in diesem Moment auf der Herzoginwitwe ruhend, musste Catriona innerlich unwillkürlich grinsen. Wahrscheinlich hatte deshalb alles so gut geklappt, weil die Dinge sich überhaupt nicht trauten, schief zu laufen – nicht in Anwesenheit der Herzoginwitwe und Honorias. Patience war eine weniger starke, resolute Persönlichkeit, zumindest oberflächlich betrachtet, aber selbst sie konnte kommandieren, wenn sie wollte. Sie hatte an diesem Morgen sowohl ihren Ehemann als auch die Zwillinge sehr erfolgreich zur Ordnung gerufen.
    Catriona runzelte innerlich nachdenklich die Stirn. Starke, resolute, kompetente Matriarchinnen passten eigentlich so gar nicht in ihr früheres Bild dessen, was Cynstersche

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