Gezähmt von sanfter Hand
die Augen wieder aufschlagen und« – sie machte eine weit ausholende Geste – »und dann sofort wieder zur Tagesordnung übergehen, so als wäre überhaupt nichts gewesen.«
Richard hielt ihren Blick mit dem seinen fest und wackelte viel sagend mit den Augenbrauen; Catriona ignorierte die Röte, die in ihre Wangen stieg, und schnaubte nur verächtlich. »Du bleibst jetzt erst einmal schön hier liegen und ruhst dich aus.« Sie machte Anstalten, sich von ihm zu lösen und vom Bett zu gleiten, Richards Arm, der sie noch immer umschlungen hielt, wollte nicht nachgeben. Sie blickte in sein Gesicht.
»Ich werde hier im Bett bleiben«, sagte er ruhig und vernünftig, »vorausgesetzt, du bleibst bei mir.« Catriona runzelte die Stirn und zögerte, und prompt zog Richard sie wieder enger an sich. »Du musst dich auch dringend ausruhen.« Er zog sie vollends zu sich herunter, nahm sie liebevoll in seine Arme, legte ihren Kopf an seine Schulter und drückte dann einen Kuss auf ihre Stirn. »Lass mich dich einfach nur halten, während du schläfst.«
Und genau das tat er. Überwältigt von Erleichterung, so stark, dass es sie bis ins Innerste erschütterte, und zutiefst gerührt darüber, dass Richards letzter bewusster Gedanke – und nun auch gleich wieder sein erster – ihr gegolten hatte, schmiegte Catriona sich fest in seine Arme und versank in tiefen Schlaf.
17
»Ich bin nicht krank!« Richard beäugte das breiige Essen auf dem Tablett, das er auf seinen Schenkeln balancierte, mit unverhohlener Abscheu.
»Doch, das bist du«, erklärte Catriona. »Und die Köchin hat das da extra für dich zubereitet – sie ist eine Expertin, wenn es darum geht, jemanden wieder aufzubauen und zu stärken.«
»Ich brauche keine Stärkungsmittel.« Richards Ausdruck, wie er mit der Gabel in der gräulichen Masse herumstocherte, war ausgesprochen rebellisch. »Ich brauche Nachsicht und Erlösung von dem strengen Regiment, das hier herrscht.«
»Ich glaube, da irrst du dich gewaltig.«
Überrascht schaute Richard auf. »Honoria!« Seine Schwägerin rauschte ins Zimmer herein, ganz offensichtlich in der Absicht, Catriona Beistand zu leisten. Richard blickte abermals zur Tür hinüber, und zu seiner Erleichterung sah er nun auch die Gestalt, die er eigentlich zu erblicken gehofft hatte, den Eingang verdunkeln. »Gott sei Dank – endlich mal ein Anblick, der Anlass zu Hoffnung gibt.«
Devil schlenderte herein, die Brauen hochziehend. »Ich wüsste nicht, dass man meinen Anblick schon jemals zuvor als hoffnungserweckend bezeichnet hätte.« Er grinste. »Du müsstest dich dringend mal rasieren.«
»Das lass jetzt mal beiseite, das ist jetzt völlig belanglos – hast du gesehen, was sie mir hier zu essen geben?«
Devil trat an das Bett und warf einen Blick auf Richards Tablett. »Besser du als ich, Bruderherz.«
»Du musst mich retten.« Richard zeigte auf die breiige Masse.
»Du kannst mich doch nicht einfach diesem Schicksal überlassen.«
Devil richtete sich wieder auf und blickte über das Bett hinweg – auf Catriona, die, die Arme vor der Brust verschränkt, störrisch vor sich hinstarrte; auf seine Ehefrau, die ihn aus ihren schönen Augen ansah, ihr Ausdruck unnachgiebig. »Hmm – also weißt du, in diesem Fall, glaube ich, muss ich mich der höheren Instanz beugen.«
Richard starrte ihn ungläubig an. »Das hast du früher nie getan.«
»Schon möglich – aber früher warst du auch noch nicht verheiratet.« Devil schlenderte um das Bett herum, legte einen Arm um Honoria und zog sie in Richtung Tür. Mit einem letzten Blick über seine Schulter fügte er hinzu: »Und ich auch nicht. Ich komme nach dem Mittagessen wieder zu dir.«
Richard sah seinem Bruder mit finsterer Miene nach, warf einen raschen Blick auf Catriona und starrte dann wieder auf den Brei auf seinem Teller. Schließlich schob er sich eine Gabel voll des Pürees in den Mund und begann zu essen. Den Bissen hinunterschluckend, hob er den Kopf und blickte seine Ehefrau unwirsch an. »Ich tue das hier nur für dich, weißt du.«
»Gut.« Einige Augenblicke später fügte sie hinzu: »Und auch noch den Rest.«
Richard gehorchte. Mal ganz abgesehen von allem anderen schmeckte das Essen erheblich besser, als es aussah – und er war so hungrig, dass er einen ganzen Ochsen hätte vertilgen können.
Devil und Honoria kamen beide nach dem Lunch wieder zu Richard ins Zimmer, nachdem dieser seine Mahlzeit zu sich genommen und Catriona das leere Tablett
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