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Gezähmt von sanfter Hand

Gezähmt von sanfter Hand

Titel: Gezähmt von sanfter Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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denen Ihr bisher noch nicht begegnet seid.«
    Noch nicht – weil Seamus zu seinen Lebzeiten stets Catrionas Beschützer gewesen war, wenn auch aus der Ferne. Die Briefe waren schließlich gefunden worden, und wer weiß, wie viele weitere, direkte Annäherungsversuche es womöglich noch gegeben hatte? Und überhaupt, da Jamie nicht wie Seamus war, würde er sich gegen die jetzt wieder einsetzende Flut von Angeboten ohnehin nicht zur Wehr setzen können. Er würde sie an Catriona weiterreichen, und sie würde sich mit ihnen befassen müssen … mit all den Bedrohungen, vor denen Seamus sie bisher immer geschützt hatte.
    Das war der Grund, warum Richard nun hier war – und Seamus seinen letzten Willen auf diese besondere, ihm eigene Art verfasst hatte.
    Mit gerunzelter Stirn richtete Richard seinen Blick wieder auf die unmittelbare Umgebung und entdeckte, dass Catriona aufmerksam sein Gesicht studierte. Sie schnaubte verächtlich, wandte ihren arroganten Blick wieder ab und reckte die Nase in die Luft. »Lasst Euch durch mich nicht aufhalten.« Mit hochmütiger Geste bedeutete sie ihm, dass die Unterhaltung beendet war. »Ich kenne diese Gegend gut – und bin durchaus in der Lage, allein wieder zurückzufinden.«
    Richard unterdrückte ein Lachen. »Wie beruhigend.« Catriona warf ihm unter gerunzelten Brauen einen Blick zu, und er antwortete ihr mit einem charmanten Lächeln. »Aber ich kenne mich hier nicht aus.«
    Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, während sie darüber nachdachte, ob sie ihn nicht einfach einen Lügner schimpfen sollte. Sie entschied sich dagegen, ging aber dennoch zum Angriff über. »Es ist im Übrigen höchst gewissenlos von Euch, der Familie Hoffnungen zu machen.«
    »Wenn ich überlege, ob ich ihnen möglicherweise helfen kann?« Hochmütig hob Richard die Brauen. »Es wäre gewissenlos von mir, wenn ich das nicht täte.«
    Catriona sah ihn stirnrunzelnd an. »Sie sind aber doch gar nicht Eure Familie.«
    »Nein – aber sie sind eine Familie und verdienen als solche meinen Respekt und mein Wohlwollen.«
    Das tun sie? Catriona sprach die Worte zwar nicht aus, doch sie spiegelten sich klar in ihren Augen. Richard hielt ihrem Blick stand. »Ich habe geglaubt, dass der Erhalt einer Familie auch Euren Moralgrundsätzen entspricht.«
    Catriona blinzelte. »Das ist ja auch richtig.«
    »Und würdet Ihr dann nicht auch überlegen, was Ihr tun könntet, um ihnen zu helfen? Sie sind schwächer als Ihr oder ich, aber das ist nicht ihre Schuld.«
    Catriona strengte sich an, sich hinter ihre imaginäre Verteidigungslinie zurückzuziehen; es gelang ihr mit einem Stirnrunzeln und einem vorgetäuschten Frösteln. »Wenn man so herumsteht, wird einem schnell kalt.« Sie blickte zum Himmel. »Und es kommt noch mehr Schnee. Wir sollten besser zum Haus zurückkehren.«
    Richard äußerte keine Einwände, als Catriona ihr Pferd wendete. Er ließ seinen Rappen neben dem Fuchswallach traben, zog sich dann aber galanterweise hinter Catriona zurück, als diese ihr Pferd einen steilen Pfad hinunterdirigierte. Sein Blick war fest auf ihre Hüften gerichtet, die verführerisch in die eine, dann in die andere Richtung schwangen. Auf dem Abstieg stellte er ernsthafte Überlegungen an, wie er Seamus' Familie aus diesem niederträchtigen Testament heraushalten konnte.
    Das Verhalten von Seamus' Familie im Salon und beim Essen stellte Catrionas Selbstbeherrschung auf eine harte Probe. Obwohl sie der Ansicht waren, dass ihre Sache bereits verloren war, bemühten sie sich, Catriona in einem strahlenden Licht erscheinen zu lassen, um den zögernden Freier vielleicht doch noch von ihren mannigfaltigen Vorzügen überzeugen zu können. Während die Familie auf nervtötend unbeholfene Weise ihre Vorzüge anpries, musste Catriona ein ums andere Mal ihr Temperament zügeln. Statt mit einer schlagfertigen Bemerkung zu kontern, zwang sie sich zu einem Lächeln. Richard entging nicht, dass Catriona innerlich kochte – ähnlich einem Vulkan kurz vor dem Ausbruch –, und konzentrierte sich darauf, den richtigen Augenblick abzupassen.
    Als sie nach dem Abendessen in den Salon zurückkehrten und der Servierwagen mit dem Tee hereingerollt wurde, erhob niemand Einwände dagegen, als er sich anbot, Catriona eine Tasse Tee zu bringen. Und da sie in diesem Augenblick steif an einem der vorhanglosen Fenster stand und mit finsterer Miene nach draußen starrte, war es ohnehin fraglich, ob es irgendein anderer gewagt hätte, ihr

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