Gezähmt von sanfter Hand
gefällt Euch doch.«
Catriona schluckte eine weitere Lüge herunter und zwang sich, Richards Blick zu erwidern – und die wilden Empfindungen, die in ihrem Inneren tobten, zu ignorieren. »In Anbetracht dessen, dass Ihr mich nicht ins Bett bekommen werdet, besteht auch keinerlei Anlass für uns beide, einander zu heiraten. Ihr werdet also zurück nach London gehen und Seamus' Erbe der Kirche überlassen. Warum könnt Ihr das nicht endlich zugeben?«
Richard hob die Brauen. »Ich bin nur bereit, eines zuzugeben – sofern ich überhaupt in diese Angelegenheit involviert bin. Nämlich, dass eine Hochzeit ganz gewiss auch ein gemeinsames ZuBett-Gehen erfordert. Außerdem erscheinen mir in Eurem Fall diese beiden Umstände nahezu untrennbar miteinander verbunden – das eine bedingt sozusagen das andere.«
»Aber gewiss doch«, spie Catriona zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Da es aber nun einmal keine Hochzeit geben wird …«
»Was ist das?«
Noch ehe sie begriff, was vor sich ging, hatte Richard schon nach der feinen Kette gegriffen, die um ihren Hals hing und über dem Ausschnitt ihres Kleides hervorlugte. Und noch bevor Catriona seine Hand festhalten konnte, hatte Richard die Kette auch schon hervorgezogen und zerrte den Anhänger aus seinem Versteck zwischen ihren Brüsten.
Er umfasste ihn mit seiner großen Hand und drehte ihn zwischen seinen langen Fingern. Catriona erstarrte.
Mit nachdenklich gerunzelter Stirn betrachtete er den tropfenförmigen Kristall. »Er ist graviert, genau wie der Anhänger an der Halskette meiner Mutter, nur aus einem anderen Stein.«
Catrionas Stimme zitterte, als sie ihm den Anhänger entzog. »Rosenquarz.« Sie ließ den Stein zurück in sein Versteck sinken – seine Glut hätte ihr beinahe den Atem verschlagen. Obwohl er schon von ihrer Haut erwärmt war, hatte die Hitze von Richards Hand die Temperatur des Edelsteins noch um einiges ansteigen lassen. Erneut zog sie sich hinter eine Mauer aus Hochmut zurück. »Wenn Ihr nun endlich damit aufhören würdet, mich zu necken …«
Richards Lachen klang teuflisch. »Süße Hexe, ich habe doch noch nicht einmal angefangen.«
Seine klaren blauen Augen hielten ihren Blick fest, und Catriona fühlte, wie die heißen Flammen sie versengten.
»Ihr seid ein Teufel .« Sie raffte erbost ihre Röcke. »Und ganz gewiss kein Gentleman!«
Er verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Nein, natürlich nicht. Ich bin ein Bastard.«
Und das war er in der Tat.
Und er wird der Vater deiner Kinder sein.
Mit einem Aufkeuchen schreckte Catriona aus dem Schlaf hoch. Unordentlich ineinander verknäuelt breiteten sich die Bettdecken über ihr aus. Sie lag auf dem Rücken und ihr Herz schlug wie wild. Ihre Finger hatten sich in die Laken gekrallt.
Es kostete sie große Anstrengung, ihre verkrampften Muskeln zu entspannen. Langsam beruhigte sich ihr Atem.
Sie ließ die Verwirrung und den Druck hinter sich, der Stunde für Stunde, Tag für Tag zunahm und sich nachts noch verstärkte.
Nachts – wenn sie nicht mehr vor sich selbst fliehen konnte – nicht mehr fliehen musste – wenn in ihren Träumen ihr tiefstes Verlangen und ihre unausgesprochenen Sehnsüchte die Oberhand gewannen. Im Widerstreit mit dem Willen Der Herrin.
Doch diesmal war alles anders. Diesmal harmonierten der Wille Der Herrin und ihr eigenes, tiefes Verlangen miteinander wie die Instrumente in einem Konzert und trieben sie voran, in die Arme von …
»Einem Mann, den ich einfach nicht heiraten kann !«
Catriona stützte sich auf die Ellenbogen und griff nach dem Wasserglas auf dem Tischchen an ihrem Bett. Sie nahm einen kleinen Schluck, und sogleich begann das kühle Wasser ihre Hitze zu löschen – eine Hitze, die aufgeflammt war, als sich im Traum Richards Lippen auf die ihren gelegt hatten. Eine sinnliche Hitze, die sich wie ein Lauffeuer in ihrem Inneren ausgebreitet hatte, als Antwort auf den heißen Hunger in Richards Augen, in seiner Seele, auf sein leidenschaftliches Verlangen.
Nun, ganz allein und verborgen im Dunkel der Nacht, gab es keinen Grund mehr, dies zu leugnen, denn auch Catriona hatte ihn von Anfang an begehrt. Mit einer solch vollkommenen Gewissheit, dass es sie geradezu verblüffte. Sie wünschte, dass Richard hier neben ihr lag und ihre Einsamkeit vertrieb. Jedoch war sie von Kindheit an dazu angehalten worden, ihre eigenen Bedürfnisse hinter die ihres Volkes zurückzustellen; und daher war ihre Entscheidung zunächst vollkommen klar
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