Gezähmt von sanfter Hand
Erregung, die ihren Körper erfasst hatte.
War er ihr gefolgt?
Catriona ritt in gestrecktem Galopp weiter, fest entschlossen, ihren Verfolger abzuschütteln – zumal er anscheinend wesentlich schwerfälliger ritt als sie. Catriona dagegen war eine sehr gute und geübte Reiterin und war sich dessen auch bewusst. Als das Ende der baumlosen Ebene näher kam, überlegte sie, welchen der drei Pfade sie wählen sollte. Diese Entscheidung hing auch davon ab, wie dicht ihr Verfolger schon aufgeholt hatte. Catriona warf einen raschen Blick über ihre Schulter, in der Erwartung, ihn irgendwo weit hinter sich zu entdecken – und wäre beinahe aus dem Sattel gefallen. Mit aufgerissenen Augen schnappte sie nach Luft und wandte sich dann ruckartig wieder nach vorn um. Er war nur noch zwei Pferdelängen von ihr entfernt!
Catriona trieb ihr Pferd auf den am nächsten gelegenen Pfad zu und stürmte ihn hinunter. In gestrecktem Galopp preschte sie auf die nächste Lichtung zu; der Fuchs nahm alle Herausforderungen begierig an. Sie flogen förmlich über den schneebedeckten Untergrund – doch Catriona hörte, wie das dumpfe Trommeln der Pferdehufe hinter ihr mit jeder Sekunde näher kam und ihr hartnäckiger Verfolger immer mehr an Boden gewann.
Ein rascher Blick enthüllte ihr, dass ihre Nemesis entgegen ihrer ersten Vermutung ganz ohne Anstrengung ritt und ihr Pferd, einer von Seamus' großen Hengsten, mit Leichtigkeit führte. Er saß im Sattel wie ein Gott – der Krieger aus ihren Träumen. Dieser Anblick raubte Catriona förmlich den Atem. Warum, um Himmels willen, rannte sie vor ihm davon?
Und wie wollte sie ihm, wenn er sie erst einmal eingeholt hatte, ihre waghalsige Flucht erklären? Welchen Vorwand konnte sie dafür anführen, dass sie so überstürzt ausgerissen war?
Catriona blinzelte, dann atmete sie tief durch, ließ ihren Fuchswallach langsamer laufen und schwenkte ihn von den näher kommenden Bäumen fort. In einem weichen Bogen ritt sie zur Lichtung zurück, während der Rappe ihnen folgte. Als sie sich auf eine Stelle zubewegten, an der die Bäume zur Seite zurückwichen, zügelte sie ihr Pferd und ließ es im Schritt gehen. Als sie schließlich stehen blieben, ließ sie ihre Hände auf dem Sattelknauf ruhen. Den Blick fest auf die sich vor ihr erstreckenden verschneiten Berge gerichtet, atmete sie erneut tief ein, ließ die Luft langsam wieder entweichen und entspannte ihre Schultern. »Ein flotter Galopp hat doch wirklich etwas ungemein Belebendes.« Mit einem Ausdruck grenzenloser Gelassenheit schaute sie über ihre Schulter. »Findet Ihr nicht auch?«
Unbeschreiblich blaue Augen blickten sie an. Langsam hob sich eine seiner schwarzen Augenbrauen. »Ihr reitet wie eine wilde Range.«
Sein Gesichtsausdruck blieb gleichmütig. Catriona spürte jedoch, dass er ihr mit dieser Bemerkung eine Rüge erteilen wollte. Ihre aufgewühlten Sinne aber fassten seine Worte als Kompliment auf – sie kamen von einem Mann, der selbst ein hervorragender Reiter war. Catriona musste sich beherrschen, ihre Lippen nicht zu einem albernen Grinsen zu verziehen. Stattdessen erwiderte sie seinen Blick königlicher Selbstsicherheit. »Ich reite, wie es mir gefällt.«
Sie betonte die Worte äußerst subtil, was Richard jedoch nicht entging. »Auf Teufel komm raus und ohne Angst um Leib oder Leben?«
Catriona hob hochmütig die Schultern und wandte sich ab.
»Hmm«, murmelte er schließlich. Catriona fühlte seinen Blick in ihrem Rücken. »So langsam fange ich an, Seamus' Denkweise zu verstehen.«
»Ach ja?« Die Worte sprudelten aus ihr heraus. »Und was genau soll das heißen?«
»Dass Ihr schon viel zu lange Euch selbst überlassen seid, ohne irgendjemanden, der Euch Vorschriften macht und Euch an die Kandare nimmt. Ihr braucht jemanden, der auf Euch Acht gibt, zu Eurer eigenen Sicherheit.«
»Ich war in den vergangenen sechs Jahren sehr wohl in der Lage, mein Leben zu meistern – ohne irgendjemandes Hilfe oder Einmischung. Ich habe niemandes Schutz gebraucht – warum sollte ich ihn also jetzt nötig haben?«
»Weil …« Plötzlich durchschaute Richard, warum Seamus auf seinem Sterbebett sämtliche Sitten ignoriert und ein letztes Mal alles darangesetzt hatte, Catriona in die Hände eines starken Mannes zu geben, der sie beschützen konnte. Den Blick gedankenverloren auf die weißen Bergspitzen vor ihnen gerichtet, fuhr Richard fort: »Mit der Zeit werdet Ihr Euch noch anderen Gefahren gegenübersehen, Gefahren,
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