Gezähmt von sanfter Hand
von seiner Familie zu erzählen, zu erklären, warum er so empfand, wie er nun einmal empfand, und zugleich den gebotenen Abstand zwischen ihnen zu wahren. All das hatte ihm eine große Willensstärke abverlangt. Er war sich nicht sicher, wie weit er Catriona drängen durfte – und ob er es überhaupt riskieren sollte.
Wie Richard bereits befürchtet hatte, rutschte Catriona prompt auf dem eisglatten Pfad aus. Resigniert fing er sie auf und ihre weichen Rundungen prallten gegen seinen Körper, der sofort reagierte. Glücklicherweise war Catriona viel zu sehr damit beschäftigt, sich wieder aufzurappeln. Als sie abermals stolperte und ihre Brust gegen seinen Brustkorb gepresst wurde, und ihr schlanker Oberschenkel an seiner Hüfte entlangstrich, biss sich Richard auf die Lippe, um ein Aufstöhnen zu unterdrücken.
Als sie endlich die Stelle erreichten, an der der Pfad nicht mehr anstieg, gab Richard es auf, seine schlechte Laune noch länger zu verstecken. Catriona blieb stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Unschuldig betrachtete sie die Umgebung; verärgert betrachtete Richard Catriona. Er setzte wieder seine gleichgültige Maske auf. »Ihr seid Euch schon darüber im Klaren, warum Seamus so gehandelt hat, nicht wahr?«
Catriona blickte ihn an. »Vielleicht, weil er verrückt war?«
Richard presste seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. »Nein.« Er zögerte und musterte ihre klaren Augen. »Ihr seid eine recht attraktive Partie mit Euren Ländereien. Das kann Euch doch nicht entgangen sein. Die Zahl der Anträge um Eure Hand ist doch unübersehbar, wenngleich sie zumeist von Männern stammten, die das Tal unter Eurem Hintern hinweg verkauft und auch Euch mit wesentlich weniger Respekt behandelt hätten, als Euch zusteht. Dessen war sich auch Seamus bewusst, mehr als jeder andere. Und deshalb unternahm er noch einen letzten Versuch, um Euch in Sicherheit zu bringen.«
Catriona lächelte andeutungsweise. Ihr Gesichtsausdruck, ihre Augen waren voller weiblicher Überlegenheit und eindeutig darauf ausgerichtet, ihn – oder jeden x-beliebigen Mann – aufzustacheln. »Seamus hat seine eigene Familie doch wie ein Tyrann geführt – darum wird es ihm auch nie in den Sinn gekommen sein, dass ich durchaus in der Lage bin, auf mich selbst Acht zu geben.«
Hätte sie Richard stattdessen die Hand getätschelt und ihm gesagt, dass er sich bestimmt keine Sorgen zu machen brauchte, hätte dies dieselbe Wirkung auf ihn gehabt. Richard versuchte nicht einmal mehr, einen schweren Seufzer zu unterdrücken. »Catriona, Ihr seid doch schon unfähig , Euch gegen einen unreifen Jungen zu verteidigen, geschweige denn gegen einen entschlossenen Mann.«
Sie reckte ihre kecke Nase in die Luft und funkelte ihn aus ihren grünen Augen an. »Blödsinn! Und abgesehen davon gibt Die Herrin auf mich Acht.«
»Ach wirklich?«
»In der Tat – Männer bilden sich immer ein, sie würden deshalb gewinnen, weil sie größer und stärker sind.«
»Und da sollten sie sich irren?«
»Vollkommen. Die Herrin hat ihre eigenen Methoden, mit aufdringlichen Verehrern klarzukommen – wie ich im Übrigen auch.«
Richard seufzte und wandte den Blick ab – dann drehte er sich blitzschnell um und trat noch einen Schritt näher auf sie zu. Catriona kreischte erschrocken auf, sprang hastig rückwärts und drückte sich mit dem Rücken gegen den Stamm eines Baumes. Mit einer Hand stemmte Richard sich an dem Baumstamm ab, mit der anderen griff er nach Catrionas Gesicht. Er beugte sich zu ihr vor, sodass ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren, und blickte tief in ihre weit aufgerissenen Augen. »Dann zeigt doch mal.«
Als sie Richards funkelndem, herausforderndem Blick begegneten, wurden Catrionas Augen noch größer. Ihre Brüste hoben und senkten sich hastig und dehnten den Stoff ihres Umhangs – er hatte ihr den Atem geraubt. »Was soll ich Euch … zeigen?«
»Diese Methoden, die Ihr und Die Herrin anwendet, um mit aufdringlichen Verehrern fertig zu werden.« Sein Blick wanderte zu ihren Lippen hinab, während er zart mit dem Daumen über ihre Unterlippe strich.
Er spürte, wie sie erzitterte. Ihr Herz raste – dabei hatte er sie doch noch nicht einmal geküsst.
Richard beugte seinen Kopf zu Catriona hinunter und streifte mit seinen Lippen verlockend die ihren.
»Und wie hattet Ihr nun gedacht, Euch gegen einen Freier zu wehren, der Euch ohne zu fragen einfach küsst?«, flüsterte er sanft an ihren Lippen,
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