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Gezähmt von sanfter Hand

Gezähmt von sanfter Hand

Titel: Gezähmt von sanfter Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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genau so, wie sie sich fühlte. Und selbst ihr Kleid, das von einem kräftigen Braun war, einer Farbe, die ihr normalerweise gut stand, konnte Catrionas Blässe nicht mehr überspielen. Sie war müde, fühlte sich ausgelaugt und – wenn sie ganz ehrlich war – nicht in der Lage, dem unvermeidlichen Kummer zu begegnen, wenn der endgültige Schicksalsschlag kam und Seamus' ohnehin schon arg malträtierte Familie erfuhr, dass sie das Haus verlassen musste. Catriona hatte eigentlich vorgehabt, noch an diesem Nachmittag abzureisen, doch dann hatte sie ihre Pläne noch einmal überdacht – sie würde hier mindestens noch einen weiteren Tag gebraucht werden, um Meg zu beruhigen, vor allem aber die Kinder.
    Mit einem Seufzer straffte Catriona die Schultern und strebte eiligen Schrittes auf die Bibliothek zu.
    Der Butler öffnete ihr die Tür. Sie rauschte hindurch – und registrierte augenblicklich die spannungsgeladene Atmosphäre im Raum. Sofort stellten sich die feinen Härchen in ihrem Nacken auf. Sie blieb mitten im Raum stehen und versuchte, die Lage zu erfassen.
    Die Familie - die ganze Familie! –, Catriona seufzte innerlich – hatte sich, wie auch schon bei ihrem ersten Zusammentreffen, vor dem Kamin versammelt. Hinter dem Schreibtisch raschelte der Testamentsvollstrecker mit seinen Papieren. Er sah Catriona flüchtig an und schaute dann zu Richard hinüber, der an einem der hohen Fenster stand und hinausstarrte.
    Catriona und der Testamentsvollstrecker betrachteten seinen elegant in tiefblauen Stoff gekleideten Rücken. Und prompt kehrte ihr Unbehagen zurück – diese Nervosität und Unruhe, die schon im Frühstücksraum von ihr Besitz ergriffen hatten, als Richard sie so anklagend angesehen hatte. So als ob er ein ausgesprochen großes Huhn mit ihr zu rupfen hätte.
    Doch Catriona wusste nicht, was es war.
    Weder Richards schlanker und aufrechter Rücken noch seine hinter dem Rücken verschränkten Hände gaben ihr irgendeinen Hinweis.
    Und zu ihrem Unbehagen gesellte sich jetzt auch noch diese ungute Vorahnung. Ein beklemmendes, immer stärker werdendes Gefühl, dass irgendetwas … Entscheidendes … bevorstand. Etwas von großer Tragweite. Die Energie war stark und im ganzen Raum zu spüren; ihre Quelle konnte Catriona jedoch nicht ausmachen. Vorsichtig ging sie weiter in den Raum hinein und ließ sich in dem Sessel neben Mary nieder.
    In diesem Augenblick drehte Richard sich um – und sah Catriona an.
    Sie begegnete seinem Blick – und erkannte sofort, wer die Quelle dieser Energie war und auf wen sie sich richtete. Atemlos warf sie einen raschen Blick zur Tür und dann wieder zu Richard hinüber.
    Wie ein Raubtier schlich Richard zum Kamin, den Blick fest auf Catriona gerichtet. Nun war er nur noch drei Meter von ihr entfernt, die Tür dagegen etwa zehn Meter. Es gab kein Entkommen.
    Sie wusste nicht, was er vorhatte.
    Mühsam und trotzig lehnte sie sich gegen das beklemmende Gefühl in ihrer Brust auf, atmete einmal tief ein und setzte einen arroganten Gesichtsausdruck auf. Mit erhobenem Kinn erwiderte sie Richards Blick, wandte ihn dann aber wieder dem Testamentsvollstrecker zu und versuchte, diesen durch bloße Willensanstrengung dazu zu zwingen, mit seiner Arbeit zu beginnen. Um die Sache endlich hinter sich zu bringen, damit Richard Cynster wieder abreisen und sie, Catriona, wieder atmen konnte.
    Der Notar hüstelte, ließ seinen Blick unter den struppigen Augenbrauen hervor durch den Raum schweifen und spähte dann wieder auf die Unterlagen in seiner Hand. »Wie euch allen bewusst ist …«
    Seine Einleitung beschrieb noch einmal die allen bekannte Sachlage; die Anwesenden rutschten nervös auf ihrem Sitz hin und her und warteten voller Ungeduld darauf, dass er endlich zum Punkt kommen möge. Nachdem er sich noch mal vernehmlich geräuspert hatte, richtete der Notar seinen Blick auf Richard. »Meine Aufgabe hier und heute ist es, Euch, Richard Melville Cynster, zu fragen, ob Ihr willens und einverstanden seid, die Bedingungen des Testaments unseres Klienten, Seamus McEnery, zu erfüllen.«
    »Ich bin willens und einverstanden, sie zu erfüllen.«
    Richard hatte diese unerwarteten Worte so ruhig und fast beiläufig ausgesprochen, dass Catriona sie zunächst nicht glauben konnte. Ihr Verstand weigerte sich, ihren Ohren zu trauen.
    Auch der Testamentsvollstrecker blinzelte verwirrt. Dann starrte er wieder angestrengt auf seine Unterlagen, rückte seine Brille zurecht, atmete einmal tief ein und

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