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Gezähmt von sanfter Hand

Gezähmt von sanfter Hand

Titel: Gezähmt von sanfter Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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geschlüpft und hatte den mit Drogen versetzten Whisky gegen frischen ausgetauscht. Und darum konnte sie nun nicht mehr zu Richard gehen, auch wenn sie schwach werden sollte.
    Und Catriona war schon schwach geworden, bevor die Uhr zwölf geschlagen hatte.
    Nun war es vier, und Catriona war immer noch nicht eingeschlafen. Sie war einfach nicht zur Ruhe gekommen. Zuerst hatte sie sich heiß gefühlt, dann wieder nicht mehr. Ihr Körper war ruhelos, ihre Gefühle verwirrt. Und ihre Gedanken … sie würde wirklich lieber schlafen.
    Doch hinter ihrer Stirn hielt sich hartnäckig der zutiefst bedrückende Gedanke, dass sie Richard, wenn der Testamentsvollstrecker übermorgen abgereist war, nie mehr wiedersehen würde.
    Und dass er niemals sein Kind zu Gesicht bekommen würde.
    Catriona konnte nicht sagen, welcher Gedanke schlimmer für sie war.

9
    Endlich dämmerte der Morgen herauf. Erschöpft und ausgelaugt quälte sich Catriona aus ihrem unbequemen Bett. Sie wusch sich, zog sich an und blieb dann einen Augenblick vor ihrer Zimmer
    tür stehen – und setzte ein strahlendes, unbekümmertes Lächeln auf, bevor sie sie schließlich öffnete.
    Wie es immer schon ihre Gewohnheit war, erschien sie auch heute wieder recht früh am Frühstückstisch. Als auch die anderen sich langsam einfanden, nahm sich Catriona Tee und Toast und bewahrte die ganze Zeit über ihre morgendliche Fröhlichkeit.
    Als Richard den Raum betrat, bemerkte er Catrionas Lächeln und ihre strahlenden Augen. Ihre heitere und unbekümmerte Miene ließ erkennen, dass sie auf der Welt keine einzige Sorge hatte.
    Sie hatte ja keine Ahnung.
    Dann huschte Catrionas Blick zu Richards Gesicht hinüber – und er bemerkte, wie ihre Augen sich weiteten. Er unterdrückte den Impuls, die Zähne zu fletschen. Stattdessen erwiderte er ihren Blick und hielt ihn für einen kurzen Augenblick fest. Dann wandte er sich um und marschierte zur Anrichte hinüber, wo er sich den Teller voll häufte. Er wäre der Bedrohung in ihrem Blick gerne auf den Grund gegangen, aber es waren ja auch noch andere anwesend. Eine gewisse Etikette war gefragt, ebenso wie kultiviertes Benehmen, das Richard normalerweise auch besaß. Das hatte er nicht vergessen – obgleich es ihn förmlich in den Fingern juckte, es einfach abzulegen.
    Er war so frustriert, dass es beinahe schon wehtat.
    Niemals zuvor in seinem Leben hatte Richard mit diesem Ausmaß an sexueller Frustration und zunichte gemachten Vorsätzen kämpfen müssen. Und wenn man dann auch noch die emotionalen Aspekte betrachtete – er konnte nicht einmal daran denken, ohne dass er zornig wurde.
    Seine Reaktion war rational nicht nachvollziehbar, jedoch half ihm diese Erkenntnis auch nicht viel. Wenn er an Catriona Hennessy dachte, waren seine Gedanken und seine Empfindungen alles andere als vernünftig und kurz davor, seiner Kontrolle zu entschlüpfen.
    Richard stellte seinen Teller auf dem Tisch gegenüber von Catriona ab und setzte sich. Er starrte in ihre weit aufgerissenen Augen und stellte befriedigt fest, dass ihr strahlendes Lächeln schwächer wurde. Als er sich daran erinnerte, was dieser Morgen bereithielt, knirschte er mit den Zähnen und konzentrierte sich auf seinen Teller. Er hielt seinen Blick auch weiterhin gesenkt, während er schweigend sein Frühstück verzehrte.
    Catriona war ihm schon einmal entwischt – und Richard wollte gewiss nicht aus dem Fenster der Bibliothek schauen und abermals mit ansehen müssen, wie ihre Kutsche die Auffahrt hinunterrollte und entschwand. Er hatte andere Pläne.
    »Miss? Sie erwarten Euch inne Biblothek.«
    Catriona wirbelte herum, richtete sich auf und entzog dem Kind, das sie gerade zugedeckt hatte, ihre Aufmerksamkeit. »Was? Jetzt schon?«
    Die Dienstmagd, die den Kopf gerade zur Tür des Kinderzimmers hereingesteckt hatte, nickte mit großen Augen. »Hab gehört, dass dieser Testamentsvollstrecka eha gekommen is.«
    Innerlich stieß Catriona einen Fluch aus. »Na schön.« Sie wandte sich noch einmal zu dem Kindermädchen um, gab ihm einige kurze Anweisungen, tätschelte rasch die kleinen Köpfe um sie herum und eilte dann den langen, kalten Korridor hinab.
    In der Eingangshalle blieb sie kurz stehen, um ihr Erscheinungsbild im Spiegel zu überprüfen – doch was sie da erblickte, beunruhigte sie. Ihr Haar war zwar ordentlich frisiert, jedoch glänzte es nicht wie sonst; die Locken in ihrem Nacken hingen schlaff herab. Ihre Augen waren übergroß und farblos. Verwaschen –

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