Gezähmt von sanfter Hand
Angelegenheit bedurfte sie keinerlei weiterer Erklärungen. Richards Gefühle und Bedürfnisse wogten zu ihr hinüber und waren ihr bei der Entscheidung, die sie treffen musste, alles andere als eine Hilfe. Die Hände vor dem Bauch gefaltet, atmete Catriona einmal tief durch – und versuchte verzweifelt, in der Mauer, die Richard gerade um sie herum errichtete, noch irgendeine Lücke, irgendeinen Fluchtweg zu erkennen. »Aber warum hast du dich entschlossen , mich zu heiraten? Du hast mich ja offensichtlich von Anfang an begehrt, aber du hast erst vor kurzem entschieden, dass du mich heiraten willst.«
»Weil …« Richard hielt inne und betrachtete Catriona nachdenklich – dann tat er seine Vorsicht mit einem leichten Achselzucken ab und fuhr fort: »Weil du eine verdammte Hexe bist, die ganz allein durch die Welt stiefelt. Ganz allein ihrer Wege geht. Eine süße, hilflose Hexe, deren Vertrauen in die schützenden Fähigkeiten mystischer Kräfte zwar äußerst rührend, aber gänzlich fehl am Platze ist.« Richards Gesicht nahm einen harten Ausdruck an. »Aber du lebst nun einmal in einer Männerwelt – und mit Seamus' Tod ist der einzige Schutz, den du noch vor ihr hattest, dahin. Hat sich sozusagen in Luft aufgelöst – und, was am bezeichnendsten ist: Du hast das noch nicht einmal gemerkt, hast die Gefahr nicht erkannt.«
Catriona runzelte die Stirn. »Welche Gefahr?«
»Die Gefahr, die von deinen Nachbarn ausgeht.« Kurz und prägnant erläuterte Richard Catriona die Sachlage. Er zog aus seiner Manteltasche die zusammengefalteten Briefe hervor, zeigte ihr die darin formulierten Besitzansprüche und die Drohungen, die Seamus erhalten hatte. »Sieh dir bloß einmal das letzte Schreiben von Dougal Douglas an.« Richard wartete, bis Catriona den Brief gefunden hatte. »Man muss ein wenig zwischen den Zeilen lesen, doch die Aussage ist eindeutig.«
Catriona las den Brief, der eine einzige Seite umfasste, überflog ihn dann noch einmal, las ihn ein letztes Mal und sog schließlich scharf die Luft ein. »Wenn ich ihn nicht heirate, dann will er mich der Obrigkeit melden – der Kirche und dem Staat?«
Sie blickte auf, ihre Augen waren von einem Ausdruck erfüllt, der an Furcht grenzte.
Richard runzelte die Stirn und nahm die Briefe wieder an sich.
»Mach dir keine Gedanken. Es gibt eine Möglichkeit, wie du ihm sehr einfach einen Strich durch die Rechnung machen kannst.«
»Die da wäre?«
»Heirate mich.«
»Und was soll das helfen?«
»Wenn du mich heiratest, gehen deine Ländereien ganz legal an mich, und dann macht es für ihn keinen Sinn mehr, dich noch länger unter Druck zu setzen oder gar anzuzeigen.«
Sie warf abermals einen Blick auf die Briefe in Richards Hand. »Und was ist, wenn er es dennoch tut – aus reiner Bosheit?«
»Wenn doch, dann kann ich dir garantieren, dass nichts dabei herauskommen wird.«
Catriona blickte in Richards Gesicht. »Weil du ein Cynster bist?«
»Richtig, genau deshalb.« Richard zögerte einen Augenblick, dann fügte er hinzu: »Seamus wusste, dass er für dich einen ganz bestimmten Ehemann brauchen würde – einen mit dem nötigen Maß an Macht und Einfluss.« Er überlegte einen Moment und verzog dann das Gesicht. »Nur ein Cynster wäre seinen Ansprüchen voll gerecht geworden. Und zufällig hatte er auch gerade einen – nämlich mich – an der Angel baumeln. Genau genommen nicht an der Angel, sondern an der Halskette meiner Mutter – aber dazu später. Vor allem aber wusste er, dass ein Cynster das Land, das man ihm einmal übertrüge, niemals wieder hergeben würde - ›Erlangen und Erhalten‹ ist das, was immer noch zählt in meiner Familie. Was bedeutete, dass auch du in Sicherheit sein würdest – sobald das Tal mir gehörte, würde ich es niemals über mich bringen, es wieder zu verkaufen.«
Richard sah Catriona noch einmal tief in die Augen, wie um zu bestätigen, was bereits offensichtlich war. »Hinter dieser ganzen Farce seines Testaments hatte Seamus nur ein Ziel: auch weiterhin deine Sicherheit zu garantieren.«
»Hmm.« Catriona legte nachdenklich die Stirn in Falten, dann verzog sie das Gesicht und wandte den Blick ab.
Als sie nichts weiter sagte, fuhr Richard gnadenlos fort. »Dadurch, dass Seamus überall verbreitet hatte, dass er dein Vormund war, gingen alle Anträge an ihn, und du wurdest unbehelligt gelassen. Aber Jamie ist nicht wie Seamus – er wird diese drei Bewerber nicht von ihrem Ziel abbringen können. Solange Seamus
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