Gezähmt von sanfter Hand
Fronten zu verlieren. Und mehr als nur ein Teil ihres Verstandes drängte sie, sich die ganze Sache noch einmal zu überlegen – und Richards Angebot anzunehmen.
So wie es Die Herrin womöglich von Anfang an für sie vorgesehen hatte.
Catrionas Gedanken wirbelten wild durcheinander. Widerstrebend riss sie sich zusammen, starrte auf den Fußboden und zwang sich, sämtliche Komplikationen, die durch seine und ihre Gedanken entstanden waren, beiseite zu schieben und sich auf den Kern der Angelegenheit zu konzentrieren.
Nach einem Augenblick des Schweigens hob Catriona den Kopf und sah Richard offen in die Augen. »Du lässt mich wahrscheinlich ohnehin nicht mehr gehen, oder?«
Er blickte sie aus seinen blauen Augen ruhig und unverwandt an. »Nein.« Catriona betrachtete ihn schweigend. Richards Gesicht nahm einen härteren Ausdruck an. Sein Blick verschmolz mit ihrem und er fügte mit sanfter Stimme hinzu: »Außerdem solltest du dir darüber im Klaren sein, dass ich für den Fall, dass du mich zurückweist, zugleich aber meinem Kind das Leben schenkst, unbestreitbar das alleinige Sorgerecht für dieses Kind habe.«
Catriona entnahm seinen Worten, wie tief er sich verpflichtet fühlte – nicht ihr, sondern dem ungeborenen Kind gegenüber. »Du würdest mir unser Kind wegnehmen?«
Richards Blick blieb hart; Catriona hatte die Antwort bereits in seinen Augen gelesen, ehe er antwortete: »Wenn mir die Herrin mein Kind vorenthalten wollte, würde ich es ihr aus den Armen reißen.«
Catriona atmete stockend ein und straffte die Schultern. Sie spürte, wie die Falle um sie herum sanft, aber fest zuschnappte.
»So schlimm, wie ich zuerst befürchtet habe, wird es schon nicht werden.« Kräftig bürstete Catriona ihr Haar und warf Algaria dabei im Spiegel einen Blick zu. Ihre einstmalige Mentorin war höchst aufgeregt, nahezu panisch. »Er hat versprochen, mich in meiner Rolle zu unterstützen und meine Position nicht zu untergraben. Das hätte er ja nicht sagen müssen.«
»Ach was! Das sagt er jetzt – aber warte erst einmal ab, bis er dich wieder ins Tal bringt. Sobald du von ihm schwanger bist, wird er die Führung übernehmen!« Algaria, die hektisch im Zimmer auf und ab wanderte, wirbelte herum. »Bist du dir eigentlich darüber im Klaren, dass er als dein Ehemann auch das Recht haben wird, das Tal zu verkaufen?«
»Das wird er nicht tun.« Catriona war sich da sicher. »Er selbst hat doch kein Land – er ist ein Bastard und ein Cynster. Wenn also irgendjemand das Land behalten wird – für seine Kinder –, dann ist er es.« Er würde es für seine Kinder verteidigen. Innerlich lächelnd, zog Catriona energisch die Bürste durch ihr Haar.
Algaria war nicht in der Bibliothek gewesen. In der Erwartung, am nächsten Tag abzureisen, hatte sie die Nachricht von der unmittelbar bevorstehenden Eheschließung natürlich hart getroffen. Und zu der Überzeugung gebracht, dass Richard Catrionas Einwilligung nur mittels einer vagen, aber völlig unvorstellbaren Drohung erpresst haben konnte.
Doch das einzige Mittel, das er eingesetzt hatte, war er selber, ungeschminkt und ohne Maske. Und das hatte Catriona Algaria auch zu erklären versucht; Algaria war jedoch nicht bereit gewesen, zuzuhören.
»Ich kann noch immer nicht fassen, dass du einfach so eingewilligt hast!« Abrupt hielt Algaria inne und starrte Catriona an.
»Glaub mir, das war eine alles andere als leichte Entscheidung. Und wir haben zuvor auch eine sehr ernste Diskussion miteinander geführt.«
»Und habt ihr dabei auch seinen Charakter erörtert? Die Tatsache, dass er herrschsüchtig ist – dass er die Macht über andere ebenso dringend braucht wie die Luft zum Atmen?«
Mit einem Seufzer legte Catriona die Bürste nieder. »Ich habe ja auch nicht behauptet, dass es einfach werden würde.«
» Einfach? Es wird vollkommen unmöglich sein!«
»Algaria.« Catriona wandte sich auf ihrem Stuhl um und blickte ihre Mentorin an. »Ich habe diese Entscheidung nicht leichtfertig gefällt. Aber im Endeffekt gab es einfach zu viele überzeugende Gründe, weshalb diese Eheschließung doch stattfinden sollte – und nur wenige Gründe, wenn überhaupt, die dagegen sprachen.« Algaria öffnete den Mund, doch Catriona brachte sie mit einer knappen Handbewegung zum Schweigen. »Nein – ich weiß über seine Stärke sehr wohl Bescheid, und auch er ist darüber im Bilde. Er hat geschworen, sich zurückzuhalten, seine Stärke nur dazu zu benutzen, um mich zu
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