Gezähmt von sanfter Hand
zu, der, schwer auf einen Gehstock gestützt, neben Mrs. Broom stand. »Richard, gestatte mir, dir McArdle vorzustellen.«
Der alte Mann verbeugte sich, langsam und tief; und als er sich wieder aufrichtete, erhellte ein Lächeln, das so breit war, wie Catriona es noch nie gesehen hatte, sein Gesicht.
»Is' mir eine Ehre, Euch auf Casphairn Manor willkommen zu heißen, Sir.«
McArdles Lächeln erwidernd, neigte Richard weltmännisch den Kopf. »Es ist mir eine Ehre, hier zu sein, McArdle.«
Und als ob damit irgendein Ritual, dessen Catriona sich nicht bewusst gewesen war, erfolgreich vollzogen worden wäre, entspannten sich nun alle – sowohl all jene, die Catriona seit ihrer Geburt gedient hatten, als auch alle diejenigen, die sich in ihrer Obhut befanden – und hießen Richard Cynster in ihrer Mitte willkommen. Höchst verwirrt bemerkte Catriona, wie dieser herzliche Empfang Richard regelrecht aufblühen ließ. Und er erwiderte die überaus freundliche Begrüßung, indem er Catrionas Hand auf seinen Arm legte und sich der Menge zuwandte. Mit ihr an seiner Seite schritt Richard an der aufgereihten Versammlung entlang, sodass er Catrionas gesamten Haushalt gleich einmal kennen lernte.
Catriona stellte ihn jedem Einzelnen vor und beobachtete ihre Dienerschaft dabei sehr aufmerksam. Alle waren ehrlich erfreut, Richard als Catrionas Ehemann begrüßen zu dürfen. Und je mehr Richard sprach, desto mehr lächelten sie. Und desto mehr runzelte Catriona im Stillen verwundert die Stirn.
Nachdem sie ihre Begrüßungsrunde beendet hatten und endlich ins Haus gehen konnten, führte Richard Catriona galant die Stufen hinauf. Sie stießen auf Algaria, die still und in sich gekehrt am obersten Treppenabsatz stand. Catriona begegnete Algarias düsterem Blick – und wusste wenigstens bei ihr sofort, was sie dachte.
Richards spontane Reaktion unten vor der Treppe war jedoch weder gespielt gewesen noch Teil irgendeines Plans; denn da Catriona bei Richards Vorstellung einen derart freundlichen Empfang beim besten Willen nicht erwartet hatte, stand es für sie vollkommen außer Frage, dass auch Richard dies unmöglich geahnt haben konnte. Er war ebenso überrascht gewesen wie sie und hatte einfach sehr schnell auf die einladende Art ihrer Leute reagiert.
Was Catriona am meisten verwirrte, war, was genau das für eine Einladung war – und warum sie so überaus bereitwillig ausgesprochen worden war.
Diese Fragen quälten Catriona den ganzen Tag über.
Und als das Personal sich schließlich zum Abendessen zusammenfand, war Catriona ernsthaft beunruhigt. In ihrer kleinen Welt ging irgendetwas vor sich, das sie einfach nicht verstand; es war irgendeine Kraft am Werke, über die sie keinerlei Kontrolle besaß. Dies war zuvor nicht so gewesen, und es gefiel ihr auch nicht.
Verunsichert durch etwas, das sie einfach nicht beim Namen nennen konnte, glitt Catriona in den Speisesaal. Hinter ihr her schlich Richard, wie er schon den ganzen Nachmittag um sie herumgestreift war, als sie ihm ihr Zuhause gezeigt hatte, das nun auch sein Zuhause war.
Rasch warf Catriona ihm über ihre Schulter einen kurzen Blick zu und runzelte innerlich besorgt die Stirn. Die Frage, wo genau sie eigentlich leben würden, hatten sie im Grunde nie ernsthaft diskutiert – Catriona war einfach davon ausgegangen, dass sie hier zusammen auf Casphairn Manor leben würden. Als Herrin des Tales und ihr Gemahl. In einem Punkt jedoch hatte Catriona Unrecht gehabt und es war möglich, dass sie sich in Letzterem ebenfalls geirrt hatte. Dieser Gedanke trug nicht gerade dazu bei, sie zu beruhigen – und gerade jetzt brauchte sie nichts dringender als Ruhe.
Catriona schenkte Mrs. Broom ein kurzes Lächeln und strebte zum Podium hinauf. Als sie zu ihrem Platz in der Mitte des langen Tisches ging, winkte sie Richard mit einer anmutigen Geste zu dem mit Schnitzereien verzierten Stuhl neben ihr herüber.
Während Catriona sich setzte, schob Richard ihr höflich den Stuhl zurecht und nahm erst anschließend neben ihr Platz. Dann nickte Catriona Mrs. Broom zu, die daraufhin gebieterisch in die Hände klatschte und den ersten Gang auftischen ließ. Sogleich kamen einige Dienstmädchen mit voll beladenen Platten hereingeeilt. Im Gegensatz zu den Gepflogenheiten anderer Herrenhäuser nahmen auf Casphairn Manor sämtliche Mitglieder des Haushalts ihre Mahlzeiten gemeinsam ein, wie sie es schon seit Jahrhunderten zu tun pflegten.
Von seinem Platz neben Catriona musterte
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