Gezähmt von sanfter Hand
doch noch irgendwelche Probleme gab, die sie übersehen haben könnte, oder dass sie vergessen hatte, Vorkehrungen zu treffen, die Richard das Einleben im Tal erleichtern würden.
Richard spürte ihre Besorgnis, die offenbar ihrem Tal galt. Ihre Gedanken waren wahrscheinlich bei den Aufgaben und Pflichten, die sie zu Hause erwarteten, und nicht bei ihm.
Die letzten beiden Tage waren ganz nach seinen Wünschen verlaufen – ausschließlich nach seinen Wünschen. Und zumindest auf einer Ebene war Catriona bereits die seine. Wenn sie nun auf Casphairn Manor angekommen waren, würde er sich ganz neuen Herausforderungen gegenübersehen.
Zum Beispiel musste er sein Versprechen halten, sich nicht in Catrionas Rolle einzumischen oder in ihre Art und Weise, das Tal zu verwalten. Und er musste lernen, das, was er für sie bedeutete, zu akzeptieren – was immer das auch sein mochte.
Und Letzteres ging Richard gewaltig gegen den Strich. Er war sich ganz und gar nicht sicher, ob die Tatsache, dass Catrionas Herrin bei ihrer Vermählung die Hand im Spiel gehabt hatte, seinen Beifall fand. Allerdings wäre Catriona ohne diese göttliche Einmischung jetzt womöglich nicht seine Frau. Als Hexe war Catriona eben auch dickköpfig, herrisch und nicht leicht zu beeinflussen; ganz besonders dann, wenn es sich um Angelegenheiten handelte, die mit ihrer Berufung in Zusammenhang standen.
Den Blick noch immer fest auf Catrionas Gesicht gerichtet, spürte Richard, wie sich seine Züge verhärteten und ein ganz bestimmter Entschluss in ihm zu reifen begann.
Diese Woche, so überlegte er, wird die Woche der Schwüre sein.
In diesem Fall aber – in Catrionas Fall – brauchte er sich noch nicht einmal eine Formulierung auszudenken; die Erklärung hallte in seinem Kopf. Catriona würde ihn eines Tages aus eigenem Antrieb wollen, und nicht, weil ihre Herrin ihr dies aufgetragen hatte. Sie würde ihn ganz für sich allein haben wollen – einfach aufgrund dessen, was er ihr zu geben hatte.
Das waren zwar noch nicht ihre jetzigen Gefühle für ihn und wie sie seine Rolle im Verhältnis zu der ihren betrachtete, doch Richard war ein leidenschaftlicher Jäger – und er war bereit, zunächst einmal abzuwarten. Bereit, Schlingen auszulegen, sorgfältig getarnte Fallen, und beharrlich zu bleiben, bis Catriona wirklich die seine war.
Die seine, und zwar freiwillig. Das war die einzige Art und Weise, wie er Catriona wirklich besitzen konnte.
Die Kutsche verlangsamte ihre Fahrt, fuhr zwischen zwei Torpfosten hindurch und rumpelte dann eine lange Allee hinunter, die durch den Park führte. Noch immer betrachtete Richard seine ihm frisch angetraute Braut – und stellte sich vor, wie Catriona es ihm wohl sagen würde, wie sie es ihm zeigen würde –, wenn die Zeit endlich reif war und sie wirklich voll und ganz ihm gehörte.
»Guten Morgen, M'Lady! Und ein guter Morgen ist dies ganz zweifellos, denn er bringt Euch heil und gesund wieder nach Hause.«
»Vielen Dank, Mrs. Broom.« Catriona ergriff Richards Hand, stieg die Stufen der Kutsche hinab und konnte zu ihrem Erstaunen nicht genau erkennen, was ihre Haushälterin gerade dachte. Mrs. Brooms Gedanken waren normalerweise immer recht einfach zu erraten – doch das breite Grinsen auf ihrem schlichten Gesicht, mit dem sie Richard anstrahlte, der wie immer elegant und attraktiv aussah, entzog sich jeder Interpretation.
Eine unbekannte Reisekutsche, die die lange Auffahrt heraufgerumpelt kam, gefolgt von Catrionas Kutsche, hatte die Bediensteten des Herrenhauses herbeilaufen lassen. Dienstmädchen und Stallburschen, Lakaien und Arbeiter, alle hatten sich in dem Innenhof eingefunden und sich um die Haupttreppe geschart, vor der Richards Kutsche vorgefahren war.
Richard war als Erster ausgestiegen. Catriona hatte aus dem Halbdunkel des Kutscheninneren die Überraschung auf den Gesichtern ihrer Gefolgschaft gesehen und schließlich die Spekulationen. Sie hatte auf das Misstrauen gewartet, auf eine ablehnende Haltung, und sie war bereit gewesen, dagegen anzukämpfen – doch bisher waren diese Reaktionen ausgeblieben.
Catriona hob ihre Hand und winkte grüßend, um die Aufmerksamkeit der Bediensteten auf sich zu lenken, und deutete dann auf Richard. »Dies ist mein Ehemann, Mr. Richard Cynster. Wir sind vor zwei Tagen vermählt worden.«
Eine Woge der Verblüffung, ein leises Murmeln offenkundiger Zustimmung ging durch die Menge. Catriona lächelte Richard an und wandte sich dann dem alten Mann
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