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Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Roberts
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daß ich mit ihm ins Einkaufszentrum fahre?«
    »Volltreffer.«
    »Dann akzeptiere ich lieber den Schlag auf die Nase.«
    »Zu spät.« Cam hakte den Daumen in seine Hosentasche und grinste. »Also, wozu brauchtest du die Blumen?«
    »Ich dachte bloß, daß sie Grace gefallen würden.« Ethan zog sein Hemd an.
    »Ethan Quinn klaut Blumen und geht – aus freien Stücken – in ein feines Restaurant mit Krawattenzwang.« Cam grinste und hob die Augenbrauen. »Scheint ernst zu werden.«
    »Es ist doch nichts Ungewöhnliches, wenn ein Mann eine Frau zum Essen einlädt und ihr hin und wieder Blumen mitbringt.«
    »Bei dir schon.« Cam richtete sich auf und klopfte auf seinen flachen Bauch. »Tja, dann gehe ich wohl mal lieber runter und genehmige mir das Bier, damit ich den Helden spielen kann.«
    »Hier hat man überhaupt kein Privatleben mehr«, beschwerte sich Ethan, als Cam davonschlenderte. »Frauen kommen in dein Zimmer geplatzt und besitzen nicht mal die Höflichkeit, wieder zu gehen, wenn sie sehen, daß man keine Hose anhat.«
    Mit finsterer Miene kramte er eine seiner beiden Krawatten hervor. »Die Menschen sind bereit, dich nur wegen ein paar Blumen zu massakrieren. Und ehe man sich’s versieht,
muß man sich in diesem verflixten Einkaufszentrum durch die Massen kämpfen und Schuhe kaufen.«
    Er zwängte die Krawatte unter seinen Kragen und plagte sich mit dem Knoten ab. »Als ich noch in meinem eigenen Haus wohnte, brauchte ich mir um so was keine Sorgen zu machen. Ich konnte splitternackt durchs Haus spazieren, wenn mir danach war.« Er stöhnte auf, als die widerspenstige Krawatte sich nicht bändigen lassen wollte. »Ich hasse diese Scheißdinger.«
    »Du knüpfst eben lieber Seemannsknoten.«
    »Wen wundert’s?«
    Er hielt plötzlich inne. Seine Hände erstarrten. Sein Blick hing am Spiegel, in dem er seinen Vater hinter sich stehen sah.
    »Du bist bloß ein bißchen nervös, das ist alles«, sagte Ray lächelnd und zwinkerte ihm zu. »Eine heiße Verabredung.«
    Ethan holte tief Luft und drehte sich um. Ray stand am Fuß des Bettes, mit fröhlich blitzenden blauen Augen – so hatten sie immer gefunkelt, wenn er sich über etwas ganz besonders gefreut hatte, erinnerte sich Ethan.
    Er trug ein quittengelbes T-Shirt, auf dem ein Boot unter vollen Segeln abgebildet war, eine verwaschene Jeans und abgenutzte Sandalen. Sein Haar war lang und reichte ihm bis über den Kragen, schieres Silber. Ethan sah, wie die Sonne sich darin fing.
    Er sah genauso aus wie früher – ein kraftstrotzender, attraktiver Mann, der bequeme Kleider liebte und gern lachte.
    »Ich träume nicht«, murmelte Ethan.
    »Es war leichter für dich, es dir am Anfang so zu erklären. Hallo, Ethan.«
    »Dad.«
    »Ich weiß noch, wie du mich das erste Mal so genannt hast. Du hast eine ganze Weile gebraucht. Damals warst du
schon fast ein Jahr bei uns. Himmel, warst du ein unheimliches Kind, Ethan. Still wie ein Schatten, unergründlich wie ein Bergsee. Eines Abends, als ich Referate korrigierte, klopftest du an meine Tür. Du standest einen Moment lang nur da und dachtest nach. Gott, war es schön, dich zu beobachten, wenn es in deinem Kopf arbeitete. Dann sagtest du: ›Dad, Telefon für dich.‹« Rays Lächeln strahlte wie die Sonne. »Du bist gleich wieder verschwunden, sonst hättest du mitbekommen, wie ich mich komplett zum Narren machte. Ich heulte wie ein Baby und mußte dem Anrufer sagen, ich hätte eine allergische Reaktion.«
    »Mir war nie klar, warum du mich haben wolltest.«
    »Du brauchtest uns. Wir brauchten dich. Du gehörtest schon zu uns, Ethan, bevor wir einander begegnet sind. Das Schicksal läßt sich oft viel Zeit, aber letztlich erfüllt es sich immer. Du warst so ... zart«, sagte Ray nach kurzem Nachdenken, und Ethan blinzelte überrascht. »Stella und ich hatten immer Angst, etwas falschzumachen.«
    »Ich war nicht zart.«
    »O doch, Ethan. Dein Herz war so zerbrechlich wie Glas, das jederzeit in tausend Splitter zerbrechen konnte. Dein Körper war zäh. Wir machten uns nie Sorgen, wenn Cam und du in den ersten Monaten aufeinander losgingt. Wir dachten, daß es euch beiden guttun könnte.«
    Ethans Lippen zuckten. »Er hat die Prügeleien meistens anfangen.«
    »Aber es war nie deine Art nachzugeben, wenn dein Blut erst mal in Wallung geraten war. Es mußte schon viel passieren, um es soweit zu bringen«, fügte er hinzu. »Das ist immer noch so. Wir haben gesehen, wie du deine Umgebung beobachtet hast, wie

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