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Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Roberts
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Muskeln an, die sich unter seinem Hemd abzeichnen. Wie stark er ist. Schau dir an, wie er Seth zeigt, wie man den Hammer halten mußte. Er hat soviel Geduld. Er trägt die Jeans, die ich neulich erst gewaschen habe. Die Aufschläge sind weiß geworden und fransen schon aus. In der rechten Vordertasche steckten dreiundsechzig Cents.
    Schau dir an, wie Aubrey auf seinen Rücken klettert. Sie weiß, daß sie ihm immer willkommen ist. Ja, er greift nach hinten, schiebt sie ein wenig nach oben, damit sie mehr Halt hat, dann wendet er sich wieder seiner Arbeit zu. Es
stört ihn nicht, wenn sie ihm seine Mütze klaut und sich selbst aufsetzen will. Sein Haar ist lang geworden, und die Spitzen glänzen in der Sonne, wenn er die Strähnen aus den Augen schüttelt.
    Hoffentlich vergißt er noch eine Weile, zum Friseur zu gehen.
    Ich wünschte, ich könnte es jetzt gleich berühren. Diese dicken, sonnengebleichten Strähnen um meine Finger wickeln.
    »Ein hübsches Bild«, murmelte Anna so dicht hinter ihr, daß Grace zusammenzuckte. Leise lachend stellte Anna eine riesige Schüssel Nudelsalat auf den Tisch. »Manchmal mache ich das gleiche mit Cam. Ich stehe nur da und beobachte ihn. Die Quinns sind sehr ansehnliche Männer.«
    »Ich denke immer, daß ich nur ganz kurz hinschauen will, und dann kann ich plötzlich nicht mehr aufhören.« Als Ethan sich aufrichtete und sich langsam im Kreis drehte, als wolle er Aubrey suchen, die noch immer an seinem Rücken hing, grinste sie.
    »Er geht so herrlich natürlich mit Kindern um«, bemerkte Anna. »Er wäre ein wunderbarer Vater.«
    Grace spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. Sie hatte dasselbe gedacht. Schwer zu glauben, daß sie noch vor wenigen Wochen zu ihrer Mutter gesagt hatte, sie werde nie wieder heiraten. Und jetzt überlegte sie, hoffte und wartete.
    Es war ihr leichtgefallen, jeden Gedanken an eine zweite Heirat auszuschalten, solange sie glaubte, daß sie nie ein gemeinsames Leben mit Ethan führen würde. Ihre erste Ehe war kläglich gescheitert, weil ihr Herz einem anderen als ihrem Ehemann gehört hatte. Es war allein ihre Schuld, und sie stellte sich auch der Verantwortung für dieses Versagen.
    Aber eine Ehe mit Ethan konnte sie doch mit Leben und Glanz erfüllen, nicht wahr? Sie konnten sich ein
Heim schaffen, eine Familie gründen und ihre Zukunft auf Liebe und Vertrauen aufbauen.
    Er wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen, dachte sie. Das war nicht seine Art. Aber er liebte sie. Sie verstand Ethan gut genug, um zu wissen, daß Heirat der nächste Schritt sein würde.
    Sie war schon jetzt bereit, ihn zu wagen.
     
    Das Aroma von Hamburgern, die auf dem Grill brieten; der Hefegeruch des Biers, das aus einem alten Faß gezapft wurde; Kinderlachen und die Stimmen von Erwachsenen, die sich mal in angeregtem Gespräch hoben, mal senkten, wenn saftiger Klatsch weitergegeben wurde. Das tiefe Dröhnen eines Boots, das übers Wasser schoß, begleitet von den entzückten Schreien der Teenager, die es steuerten; das Klirren eines Hufeisens, das sein Ziel traf.
    Gerüche, Geräusche, Bilder. Das flotte Rot, Weiß und Blau der Tischdecken, auf denen sich Schüsseln, Teller, Platten und Auflaufformen drängten.
    Mrs. Cutters Kirschkuchen. Der Shrimpssalat der Wilsons. Was von den Maiskolben übrig war, die die Crawfords mitgebracht hatten. Götterspeise und Obstsalat, Brathähnchen und frühe Essigtomaten. Die Menschen standen in größeren und kleineren Gruppen zusammen. Sie saßen auf Stühlen, auf dem Rasen, unten am Steg und auf der Veranda.
    Mehrere Männer hatten die Hände in die Hüften gestemmt und sahen dem Hufeisenwerfen zu; ihre Gesichter waren ernst, wie stets, wenn Männer einen Wettkampf verfolgten. Babys dösten in Kinderwagen oder auf willigen Armen, während andere Kleinkinder um Aufmerksamkeit bettelten. Die größeren Kids planschten und schwammen im kühlen Wasser, und die Alten fächelten sich im Schatten Luft zu.
    Der Himmel war klar, die Hitze drückend.

    Grace beobachtete, wie Foolish auf der Suche nach Essensresten den Boden beschnüffelte. Er hatte schon viele Leckerbissen gefunden, und sie vermutete, daß ihm noch vor dem Ende der Party – ja, hundeelend sein würde.
    Hoffendlich ging diese Party nie zu Ende.
    Sie watete ins Wasser und hielt Aubrey trotz der bunten Schwimmflossen an ihren Armen fest um die Taille. Dann tauchte sie ihre Tochter hinein und lachte, als Aubreys kleine Beinchen vergnügt strampelten.
    »Rein, rein, rein!«

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