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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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Nähe lachten ein paar Studenten. Andere zuckten schuldbewusst zusammen. Noch mehr runzelten die Stirn. Ob sie über Davids Taktlosigkeit verärgert waren oder über seine Treffsicherheit, konnte Evan nicht sicher sagen.
    David setzte sich wieder. »Schätze, ich habe einfach nicht Hahns Qualitäten.«
    Evan war nicht nach Lachen zumute, immerhin kicherte er. Selbst Mark brachte ein dünnes Lächeln zustande.
    »Hahn wäre einen Hauch ... subtiler«, kommentierte Evan schließlich. »Nicht allem kann man wie einer Bunkerbasis begegnen.«
    »Besser als endloser Papierkrieg nur für ein Recht, das die meisten anderen Akademien der Republik genießen.«
    Hahn Soom Gui füllte zurzeit tatsächlich Formulare aus. Er bereitete eine weitere procapellanische Kundgebung vor. Evan fragte sich häufig, ob es sein Freund bewusst darauf anlegte, seine militärischen Karriereaussichten zunichte zu machen, um Gouverneurin Lu Pohls nächste >Das-Volk-geht-vor<-Kampagne leiten zu können. Er wusste, dass Hahn Versuche des Liao-Kults, ihn für den politischen Untergrund zu rekrutieren, abgewiesen hatte. Offenbar war ihm diese Aufgabe zu unbedeutend.
    »Jedem das Seine«, erwiderte Evan gelassen. »Honigsüße Worte, im rechten Moment gesprochen, können oftmals eine Welt erschüttern.«
    Jenna stieß ihn ans Knie. »Konfuzius sagt, der Mensch kommt mit netten Worten und einer Waffe weiter als nur mit netten Worten.«
    »Meister Kung hat nichts dergleichen gesagt«, lachte Mark und die Anspannung in seinem Gesicht löste sich mit einem Mal. Jenna streckte ihm die Zunge heraus. »Aber es hört sich an, als könntest du es aus den Schriften Lao Tses haben.«
    Kungfu-tsu? Lao Tse? Evan beugte sich zu Jenna hinab. »Du hast Bücher gelesen«, stellte er mit gespielt tadelndem Blick fest. »Ist das der Infanterie nicht untersagt?«
    »Das richtig.« Mark setzte eine steinerne Miene auf. »Große Kerle nicht brauchen Bücher. Haben große Knarre.«
    »Eher ein Derringer, nach dem, was ich so gehört habe«, spottete David, schaute über den Tisch zu Jenna und wackelte mit den Augenbrauen. »Stimmt's?«
    Jennas grüne Augen blitzten schelmisch. Zu Marks Unbehagen und Evans Erleichterung - er hatte wirklich kein Interesse an einer Diskussion über die Beziehung seiner Freunde, sicher nicht auf dieser Ebene - lächelte sie nur und zuckte die Achseln. Lo lief rot an und Evan legte die Hände auf die Ohren.
    »Zu viel Info«, äffte er Marks Tölpelmasche nach.
    Alle lachten. Es war ein willkommenes Geräusch an einem verregneten Tag, an dem die Nachricht des kommenden Krieges durch die Uni fegte. Damit löste sich ihre Mittagsgesellschaft auf. Mark drückte Jenna kurz und David schoss sie nacheinander mit Fingerpistolen ab. Dann blies er den imaginären Dampf von den Läufen und steckte sie zu beiden Seiten in die Holster. »Simzeit«, verkündete er und machte sich im Laufschritt auf den Weg zu den Simulatoren. Mark zog den Reißverschluss seiner Windjacke hoch und marschierte zur Sporthalle. Evan warf sich den Rucksack über eine Schulter und schlenderte an den Rand des überdachten Bereichs, wo er hinaus in den Regen starrte.
    »Wir sind heute aber ziemlich verschlossen«, stellte Jen fest und stieß ihn mit der Hüfte an, als sie links neben ihn trat. Sie drückte die CGuK-Bücher an die Brust. »Denkst du an die Kämpfe?«
    Evan streckte die Hand aus, um etwas Regen aufzufangen, und wischte sich damit durchs Gesicht. Ein angenehmer Kälteschock half ihm, Jens körperliche Nähe zu übergehen. »Wir kommen zu spät«, wich er der Frage aus.
    Sie suchten sich einen Weg zwischen Tischen und Studentengrüppchen und nahmen einen überdachten Gehweg zum Gebäude der Geisteswissenschaften. Der Geruch von nassem Beton und frischem Schlamm begleitete sie. Sie gingen dicht genug nebeneinander, dass sich ihre Arme gelegentlich berührten, und jedes Mal durchzuckte Evan eine unerwünschte Wärme.
    »Okay, raus damit«, forderte sie, als sie eine Wegkreuzung erreichten. Von hier aus hatten sie drei Möglichkeiten, durch den Regen zu laufen. Nach links waren es knappe fünfzig Meter bis an ihr Ziel und ein Teil der Strecke lag im Windschatten von zwei großen Rotzedern. »Du bist schon seit Tagen mies drauf und glaub nicht, ich wäre die Einzige, der das aufgefallen ist.«
    Evan überlegte, ob er auf stumm schalten sollte, aber das zog bei Jenna nicht. Also griff er in die Innentasche der Jacke und zog den schmal zusammengefalteten Brief heraus. Er

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