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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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schwer gefallen, nicht wahr?«
    Evan hätte sein Gegenüber übersehen können, ohne ihn zu erkennen. Das lange Haar, der dünne Bart mit den grauen Strähnen - aber diese Stimme kannte er. Und die Augen ebenfalls. Immer noch hart und dunkel, wie die einer Puppe. Innerhalb nicht einmal einer Sekunde jagte ihr Blick eisige Finger bis tief in ihn hinein. Er ließ den Rucksack zu Boden fallen und stand wie gelähmt da.
    Mai Uhn Wa war nach Liao zurückgekehrt.
    »Hallo, Evan«, sagte sein alter Mentor mit falscher Freundlichkeit. »Willst du nicht ...« Er machte eine Pause, als suche er nach den richtigen Worten »... einen alten Freund begrüßen?«
    Und ob. Mit aller Kraft, die er von einem Augenblick auf den anderen aufbringen konnte, ballte Evan die Faust und schlug zu.

Sifu
    »Ich kann nichts Mutiges oder Ehrenhaftes darin erkennen, seine rechtmäßige Regierung zu stürzen. Devlin Stone hat der Republik und einem Großteil der Inneren Sphäre Frieden gebracht. Haben wir ihn schon vergessen? Lassen Sie mich Ihnen sagen, ich habe ihn nicht vergessen. Und wenn nötig, werde ich unser ca-pellanisches Volk vor sich selbst retten.«
    Präfekt Shun Tao in einer öffentlichen Ansprache,
    28. Mai 3134
    Yiling (Chang-an), Provinz Qinghai, Liao Präfektur V, Republik der Sphäre
    30. Mai 3134
    Der Schock, seinen alten Mentor wiederzusehen, weckte einen schwärenden Zorn in Evan Kurst. Mai Was Rückkehr gerade in diesem Augenblick war für ihn ebenso eine Laune des Schicksals wie der Brief, den er in der Jackentasche trug. Er schlug zu, ohne zu überlegen, ließ die dünne Fassade der Gelassenheit für mehrere unwiederbringliche Sekunden zerplatzen.
    Dann flog er durch die Luft, aus dem Gleichgewicht gebracht und in den Flur geschleudert. Mai Wa schien auf diesen Wutausbruch vorbereitet gewesen. Er hatte nur einfach den Schlag abblocken müssen, dann zugreifen, drehen und ziehen ... Evan stolperte über ein ausgestrecktes Bein und flog der Länge nach hin. Er stürzte auf Hände, Brust und Schläfe.
    Der kleine Mann stand über ihm. »Ich freue mich auch, dich zu sehen.«
    Evan rappelte sich auf die Knie auf und schüttelte den Kopf, um wieder klar zu werden. Die Mitte des Korridors gehörte ganz ihm. Die anderen Kadetten und Studenten standen im Kreis um ihn herum und schauten zu. Jenna wartete an der Tür und beobachtete Mai Wa misstrauisch, warf aber auch besorgte Blicke auf Evan. Beschämt rieb er sich die Hände an der Jacke ab und stand langsam wieder auf. Er bückte sich nach seinem Rucksack, bevor er seinem alten Sifu - Lehrer und Meister - wieder gegenübertrat.
    Mai Wa drehte ihm - zur Verteidigung bereit und mit breitbeiniger Haltung - die Schulter zu. »Der erste Versuch war frei, Evan. Der nächste wird teuer.«
    Er überlegte. Dann strich Jenna mit der Hand Schmutz vom Vinylbelag des Bodens aus Evans Gesicht. »Alles in Ordnung?«
    Evan achtete nicht auf das Klingeln im linken Ohr und nickte. »Ich habe nur einen alten Freund begrüßt. Jenna Lynn Tang, das ist Mai Uhn Wa. Mein alter Kung-Fu-Lehrer.« Die Halbwahrheit ging ihm leicht über die Lippen. Kampfsporttechniken waren nur ein Teil von dem, was Mai ihn gelehrt hatte. »Ich habe es noch nie geschafft, ihn zu überrumpeln.« Auch das stimmte.
    »Na«, sie klang von dieser Antwort nicht recht befriedigt, »wenn ihr immer so rau gespielt habt, ist es kein Wunder, dass David dich nie erwischt.«
    Er nickte. »Lässt du uns kurz allein?«
    Es war eine plötzliche Verabschiedung, möglicherweise zu plötzlich. Jenna runzelte die Stirn, dann schaute sie sich plötzlich aufgeregt um. Manchmal war ihm der Ruf, den Evan unter seinen Freunden genoss, recht hilfreich. Zum Beispiel jetzt. Jenna ging wieder in den Hörsaal. Mai und Evan folgten ihr, bogen aber sofort hinter der Tür zur Seite in die oberste Reihe des Auditoriums. Jenna setzte sich an ihren üblichen Platz neben Hahn, der fragend hochschaute.
    »Deine Freunde?«, fragte Mai.
    »Meine Freunde.« Die Betonung war deutlich. Finger weg.
    »Rong-yi, Evan. Nur die Ruhe. Du bist der Einzige hier, der mich interessiert.«
    »Da fühle ich mich aber sicher.« Evan legte den Rucksack vor sich aufs Pult. An der Stirnwand trat Professor Rogers aufs Podium und bereitete den heutigen Vortrag vor. Wie üblich saß die Aufsicht des Konservatoriums in der ersten Reihe und machte sich Notizen für den Dekan. »Wie sind Sie zurück nach Liao gekommen?«, fragte er.
    »Der Zoll war ein Problem. Die Grenzkontrollen sind

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