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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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galoppiert, bevor er sie wieder unter Kontrolle hatte. Eines hatte er bei diesem wilden Ritt festgestellt: Er saß beim Galopp wesentlich besser im Sattel als beim Trab. Der Galopp wogte wie der Rhythmus eines leichten BattleMechs unter ihm. Die kurzen, abgehackten Schritte im Trab waren im Rückgrat sehr unangenehm.
    Alles brauchte eine Gewöhnungszeit.
    Der kleine Hof hätte sich nicht drastischer vom Stadtleben seiner Kindheit unterscheiden können. Hunderte Kilometer in alle Himmelsrichtungen erstreckten sich grasbewachsene Ebenen, zerteilt von bewaldeten Windbrüchen und ein paar schlammigen Flüssen. Eridani-Pferde und Fleischrinder teilten sich das Weideland. Einfache Stacheldrahtzäune hielten die Herden auseinander und alle paar Tage musste jemand die Zäune abreiten. Das war eine Aufgabe, die ihm Spaß machte. Man war dabei mit seinen Gedanken ganz allein. So allein, wie jemand sein konnte, der bereits zwei Leben hinter sich hatte.
    Und beide durch eine falsche Entscheidung zerstört hatte.
    Daniel Peterson war ein junger Mann gewesen, der in historische Ereignisse verwickelt wurde. Ein unerfahrener junger Lieutenant, der sich einbildete, seine Heimatwelt zu einer Konfrontation mit ihrem capel-lanischen Erbe zwingen zu können. Mit der Konföderation. Ein Landungsschiff. So hatte die Vereinbarung gelautet. Erinnerungsfetzen aus jener Nacht verfolgten ihn heute noch.
    ... Chang-an in Flammen. Er rennt durch die Straßen, kämpft sich zum Haus seiner Eltern durch ...
    ... Schlammige Fußspuren auf der Treppe und ein frischer Blutfleck auf dem Flurteppich vor der Tür zum Schlafzimmer, der immer größer wird ...
    Das war das Ende seines ersten Lebens gewesen und der Beginn des zweiten, in dem er versucht hatte, durch gute Werke Buße zu tun. Er war ein Ritter der Sphäre geworden, dann ein Paladin. Ezekiel Crow hatte der Heimat, die er verraten hatte, selbstlos gedient. Dreiundzwanzig Jahre lang, bis ihn die Vergangenheit auf Northwind eingeholt hatte. Er war erpresst worden, gezwungen, jene erneut zu verraten, die sich auf ihn verließen. Und sich selbst dazu. Konnte es danach noch eine Rettung geben?
    Daniel Peterson, der Verräter Liaos. Ezekiel Crow, der Schwarze Paladin.
    »Wer soll ich diese Woche sein?«, fragte er laut.
    Die Stute schnaubte und schüttelte den Kopf. Ihre lange Mähne peitschte über den Hals. Michaelson tätschelte den muskulösen Pferdehals mit der flachen Hand und beruhigte das angespannte Tier. Einen Moment lang glaubte er, in der Ferne das typische Wummern eines Hubschraubers zu hören, sah jedoch am Horizont nichts. Dann hörte er auch nichts mehr außer dem leisen Klacken der Hufe und dem Flüstern des trockenen Winds im hohen Gras.
    Wer wollte er sein?
    Ritter Michaelson war alles, was er noch hatte.
    Seit dem Eintreffen der 2. McCarron's Armored Cavalry spitzte sich die Lage zu. Die Ankunft dieser Veteraneneinheit der Konföderation machte deutlich, dass Kanzler Daoshen das Liao-System nicht vergessen hatte. Die vorgebliche Minderheit der konföderationsfreundlichen Einwohner ließ ihre Stimme ertönen und bekam mit jedem Tag mehr Anhänger. Die Antwort der Republik fiel entsprechend schärfer aus. Ein stadtweiter Streik in Jila verwandelte sich in offenen Aufruhr, als der örtliche Magistrat die Stromversorgung abschalten ließ, um die Leute zurück an die Arbeit zu zwingen. Zwei Tage später brannte das Industrieviertel der im Süden gelegenen Stadt noch immer.
    Michaelson hatte Situationen dieser Art schon früher aus nächster Nähe erlebt und wenn nicht bald jemand eingriff, war ein Blutvergießen nicht mehr zu vermeiden.
    Nur schien niemand irgendetwas tun zu wollen. Er hatte keinen BattleMech. Keine Einheit. Keine Autorisation durch Exarch Redburn. Das Einzige, was ihm zur Verfügung stand, war eine flüchtige Beziehung zu Legat Ruskov und seit über einer Woche hatte der auf keinen Anruf von Michaelson reagiert. Er hatte Wichtigeres zu tun.
    Dann hörte er es wieder. Das Flappen von Rotorblättern, leise, aber allmählich lauter werdend. Es wurde von der Ebene zurückgeworfen und ließ sich nicht genau orten. Eine in der Nähe grasende Herde
    Eridani-Rösser hob die Köpfe und stampfte mit den Hufen.
    Michaelson hob den Blick zum Horizont und suchte den bleiernen Winterhimmel langsam und sorgfältig ab. Da! Ein kleiner dunkler Fleck bewegte sich vor dem grauen Hintergrund, hob und senkte sich, vollführte lange Schwenks. Er suchte jemanden. Ritter strich sich mit der

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