Gezeiten des Krieges
Geste noch ein Kameradschaftsangebot. Es war Spott, grausam und berechnet. Daniel Peterson hatte nach dem Liao-Massaker dem Alkohol abgeschworen, nach jener letzten Nacht im Weinlokal, als er versucht hatte, die Erinnerungen an das Blut und den Qualm zu ertränken, an die Massengräber, von ArbeitsMechs ausgehoben ...
Als er das Lachen in der Stimme des Konföderationsagenten gehört hatte, der ihm beschrieb, wie sie auf ihn angestoßen hatten.
Auf den Verräter Liaos.
Dieses Gelächter hatte ihn über zwei Jahrzehnte verfolgt. Vor seinem geistigen Auge hatte er gesehen, wie sie, und zwar mit erhobenem Glas, auf Lieutenant Daniel Petersons Gesundheit anstießen. Und sie hatten ihm einen Bonus gezahlt - einen Stone für jeden Bürger der Republik, der bei den Kämpfen getötet wurde. Ezekiel Crow hatte es nie verges-sen und seitdem hatte er nie wieder einen Tropfen Alkohol angerührt. Ritter Michaelson hätte in diesem Augenblick einen Drink gebrauchen können, um die Erinnerung auszulöschen, aber er war nicht bereit, Farrell diese Genugtuung zu gönnen.
»Ich will nichts mehr mit Jacob Bannson zu tun haben«, quetschte er hervor.
»Darum geht es aber nicht, Crow.« Michaelson wollte ihn gerade berichtigen, doch Farrell winkte ab. Ihm war gleichgültig, welchen Namen der entehrte Soldat derzeit benutzte. »Bannson will möglicherweise noch etwas von Ihnen, besonders wenn sich die Dinge auf Liao und im Rest der Präfektur weiter so entwickeln. Unter solchen Bedingungen gibt es viele Gelegenheiten für echte Männer, die bereit sind zuzugreifen.«
Die capellanische Invasion? »Was hat Bannson damit zu tun? Wettet er jetzt auf die Konföderation?«
Farrell dachte nicht daran, diese Frage zu beantworten. »Ah, Sie haben also immer noch Interesse am Großen Spiel. Das ist gut, denn ich werde in der Nähe bleiben, um Sie daran zu erinnern, auf wessen Seite Sie spielen.« Noch ein Schluck aus dem Flachmann. »Und versuchen Sie nicht abzuhauen. Sie kämen nicht weit.«
»Bannson kann mir nichts mehr anhaben.«
Der Räuber lachte laut und herzhaft, als habe sein Gegenüber einen großartigen Witz gemacht. »Sicher kann er das. Es sei denn, die Vorstellung, bei einem Schauprozess auf der Anklagebank zu sitzen, gefällt
Ihnen. Oder Sie haben den Mumm, sich den Lauf des Armeerevolvers in den Mund zu stecken, den Sie zu Hause auf dem Hof liegen haben. Sie haben noch immer eine Menge zu verlieren, und ich werde dafür sorgen, dass Sie das nicht vergessen.«
Mit einem breiten Grinsen warf Farrell mit der offenen Flasche nach Michaelson. Ritter fing sie auf, bevor sie ihn am Kopf traf. Etwas von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit schwappte heraus auf seine Hand. Farrell zwinkerte ihm theatralisch zu und drehte sich wieder zum Hubschrauber um, dessen Rotor sich zur Startvorbereitung beschleunigte.
Ein Stakkato von kalten Windböen hämmerte auf Michaelson ein und ließ das lange Gras wogen. Der Geruch von Bourbon kitzelte in der Nase. Er nahm die Flasche in die andere Hand und saugte an den Knöcheln. Er schloss die Augen und schmeckte den Alkohol mit allen Sinnen.
Nein. Nie wieder. Farrells Anwesenheit auf seiner Heimatwelt war schon Gift genug.
Mit verkrampftem Kiefer beobachtete Ritter Mi-chaelson den Hubschrauber, der nach Süden davonflog, dorthin, wo sein Hof lag. Er drehte den schweren Flachmann um und schüttete ihn aus. Der Whiskey versickerte bis auf den letzten Tropfen in Liaos Boden. Er warf die Metallflasche weg, so weit er konnte, dann wandte er sich dem Bauernhof zu und machte sich auf den langen Weg nach Hause.
Monster in der Nacht
Auf Shipka brachen Elemente der 5. Hastati Sentinels heute zur belagerten Miliz in Som-bulton durch. Die KonföderationsReservekavallerie hatte das Gebiet angeblich hermetisch abgeriegelt, doch Berichten zufolge brach der Widerstand beinahe augenblicklich zusammen. Neue Analysen ergeben, dass die Hauptstreitmacht der Reservekavallerie bis nach Menkar vorgestoßen sein könnte.
Franklin Chou in einem Bericht von New Aragon,
11. Juni 3134
Yiling (Chang-an), Provinz Qinghai, Liao Präfektur V, Republik der Sphäre
14. Juni 3134
Evan Kurst riss an den Kontrollen und drehte den fünfundsechzig Tonnen schweren Donnerkeil scharf nach rechts, hinter ein kleines Bürogebäude. Leuchtspurmunition verfolgte ihn mit weiß glühender Wut durch das Grau der städtischen Nacht. Sie krachte in die Hausecke. Ein Strom von Autokanonenfeuer folgte ihr, fraß sich in den Stein und schlug
Weitere Kostenlose Bücher