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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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Hand durchs Gesicht. Der Handschuh roch nach Leder und Pferd und glitt zu leicht über die glänzenden Brandnarben.
    Zufall? An so etwas glaubte er nicht. Nicht mehr.
    Wer soll ich sein? Die Frage verspottete ihn, als der Hubschrauber heranbrauste und einmal, zweimal über ihm kreiste. Die Pferde in der Nähe schreckten auf und suchten nach einem Fluchtweg. Seine Stute warf den Kopf zurück und tänzelte zur Seite. Michaelson beugte sich vor, um das Tier zu beruhigen, da bäumte es sich wild auf und warf ihn ins Gras. Er landete mit einem knochenbrecherischen Schlag. Der Helikopter flog geradeaus und setzte zur Landung an. Die Pferde stürmten nach Nordosten davon, dirigiert von einem prächtigen goldenen Hengst. Seine eigene Stute lief nur ein paar Längen hinter der Herde.
    Michaelson sortierte seine Gliedmaßen und erhob sich mit wackligen Beinen. Ein Wutausbruch erstarb ihm auf den Lippen, als Jack Farrell aus der Tür des Hubschraubers sprang.
    Das dicke dunkle Haar, die Klappe über der leeren Augenhöhle und die provozierende Schulterhaltung waren unverkennbar. Der Söldnerveteran stiefelte hoch erhoben unter den noch schlagenden Rotoren entlang, wo sich die meisten Menschen sofort geduckt hätten. Soweit Michaelson wusste, neigte Farrell nur vor einem einzigen Menschen in der ganzen Republik das Haupt.
    Jacob Bannson.
    »Einauge« Jack Farrell war die Rolle des Piraten auf den Leib geschneidert. Seine hageren Züge wirkten hart und kantig. Das gesunde Auge war fahlblau und hatte einen durchbohrenden Blick. Damit starrte er Michaelson jetzt entgegen, der mit geballten Fäusten auf ihn zuhumpelte. Die beiden Männer gaben sich weder die Hand, noch nickten sie einander auch nur zu. Sie kannten sich, das wohl, ihre Erfahrungen miteinander waren jedoch größtenteils unangenehm.
    »Was wollen Sie?«, brüllte er Bannsons Schergen an, um sich trotz des Lärms Gehör zu verschaffen. Er zog die Handschuhe aus und stopfte sie in die Batzentasche.
    »Woanders sein, darauf können Sie Gift nehmen. Ich kann mir auf Anhieb zehn Dinge vorstellen, die ich lieber täte, als Ihnen hier in der Wüste beim Versauern zuzusehen.«
    Und bei den meisten davon stampfte er an der Spitze einer Bannsons-Räuber-Kompanie in seinem Jupiter durch irgendeine Stadt. Ritter deutete mit einer knappen Kopfbewegung zum wartenden Hubschrauber. »Lassen Sie sich nicht aufhalten.«
    Farrell zog hoch, spie zur Seite und kniff das gesunde Auge zusammen. Seine Verachtung für Eze-kiel Crow, aus der er noch nie ein Geheimnis gemacht hatte, hatte seit dem Sturz des Paladins sogar noch zugenommen. Vermutlich umfasste sie mit ihm den gesamten Planeten Liao.
    »So wird das nichts«, stellte er fest und es war offensichtlich, dass ihm das ebenso wenig gefiel wie Michaelson. »Bannson hat mir aufgetragen, hier auf Liao den Gaucho zu geben.« Er schaute über die goldene Ebene hinter den bunten Schatten der Eridani her. »Mir war nicht klar, dass er das wörtlich meint.«
    »Ihr Boss hat mich auf Terra bloßgestellt. Er hat ihnen alles erzählt. Tara Campbell. Jonah Levin. Seinetwegen musste ich Ezekiel Crow begraben und wieder von vorne anfangen.«
    »Daran sollten Sie sich inzwischen gewöhnt haben.«
    Michaelson fletschte wütend die Zähne. Tatsächlich wurde es allmählich zur Gewohnheit. Und da gerade von Gewohnheiten gesprochen wurde: »Wie hat mich Bannson diesmal aufgespürt?«
    »Was? Haben Sie wirklich geglaubt, Sie hätten bei Ihr em >Freund< auf Terra noch was gut?« Farrell bezog sich auf den Unterweltfürsten, der Crows Flucht und neue Identität arrangiert hatte. Der Söldner grinste dünn und grausam und blickte sich zu dem Hubschrauber um, der auf ihn wartete. »Bannson Universal hat weit reichende Geschäftsinteressen.«
    Mit anderen Worten, der Unterweltler hatte ihn verkauft. Vermutlich noch bevor er Terra verlassen hatte. »Ich hätte es mir denken sollen.« Suworow hatte Einfluss genug, ihm eine neue Identität zu besorgen, aber es wären Bannsons Möglichkeiten nötig gewesen, sie hier auf Liao so wasserdicht zu machen.
    »Ja, hätten Sie wohl.«
    Farrell griff hinter sich, zog einen Flachmann aus der Hosentasche und nahm einen tiefen Zug. Michaelson starrte ihn an. Seine Augen hingen an der Flasche. Soweit er sich erinnern konnte, hatte Farrell noch nie im Dienst getrunken. Er schaute zu, wie der Pirat absetzte, sich mit dem Handrücken den Mund abwischte und ihm die Metallflasche entgegenstreckte. Das war weder eine beiläufige

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