Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
Mail-Ordner, auf dem alle vor Kurzem gelöschten E-Mails gespeichert waren.
Als sie die Mitteilung öffnete, wurde sie in blauem und rotem Fettdruck auf ein WAHNSINNS-SUPERSONDER-ANGEBOT hingewiesen. Außerdem wollte man wissen, ob sie, Sadie Novak, bereits ihren Gutschein für die Jogginghose heruntergeladen habe und ob ihr bekannt sei, dass sie fortan in den Genuss exklusiver Online-Angebote kommen werde.
Sadie fragte sich, wie viele Kunden wohl schon auf den Verkäufer hereingefallen waren, der jeden dazu ermunterte, sich auf dieser Website anzumelden.
Sadie klickte auf den Link am Ende der Mail und gelangte auf die Run-Tec-Website. Sie brauchte zehn Minuten, um eine Schaltfläche zu finden, wo sie ihre Mitgliedschaft bei Run Tec kündigen konnte. Aber selbst dann war es zweifelhaft, ob sie auf Dauer von der Mailingliste gestrichen wurde.
»Wahrscheinlich bekommen die Leute noch lange nach ihrem Tod E-Mails«, murmelte sie vor sich hin.
Sadie nahm sich vor, Petrovich zu fragen, ob er feststellen konnte, ob Kent auf der Kundenliste stand. Wenn Kent Lasko Kleidung von Run Tec trug, hätte Grant sich darüber geärgert. Und es hätte ihn noch viel mehr geärgert, wenn
er gewusst hätte, dass sein Freund mit seiner Frau schlief. Wahrscheinlich konnte Kent Grant nicht mehr in die Augen schauen. Deshalb hatte er in dem großen Sportgeschäft im Einkaufszentrum eingekauft, anstatt im Laden seines besten Freundes.
Sadie runzelte die Stirn, schloss das Fenster mit den E-Mails und öffnete stattdessen FreeCell. Während sie auf die Karten klickte, sah sie in Gedanken wieder Kent Lasko vor sich, in einem knallgelben Joggingshirt.
»Verdammt.«
Um Kent zu vergessen, rief sie Dawn im Geschäft an.
»Wie wär’s, wenn wir nach der Arbeit zusammen einen Happen essen?«
»Okay, es sei denn, John und ich gehen zum Chinesen. Aber, hey, ich werd ihm einfach sagen, dass ich heute mit meiner großen Schwester ausgehe.«
»Ist schon gut. Ich möchte nicht, dass du deine Pläne wegen mir änderst«, sagte Sadie, fügte dann aber hinzu: »Ich könnte mich euch ja auch anschließen, es sei denn...«
»Das wäre prima!«
»Gut. Ich würde nämlich gern mal den Typ kennenlernen, der das Herz meiner Schwester erobert hat.«
Jetzt hatte sie wenigstens einen Grund, den Computer auszuschalten und sich auf das Abendessen zu dritt zu konzentrieren anstatt auf den Toth-Fall. Sie zog eine dunkle Hose und einen grauen Pullover an, trug ein wenig Rouge und Lippenstift auf und fühlte sich gleich viel besser.
John war ein ganz netter Kerl. Er war zwar überhaupt nicht Sadies Typ, aber er sah Dawn an, als sei sie das Beste, was ihm je begegnet war, und Dawn schien seine Gefühle zu erwidern.
Sie genossen das Essen in einem kleinen asiatischen Restaurant, wo John für alle bestellte. Obwohl Sadie dieses Verhalten etwas arrogant fand, musste sogar sie zugeben, dass er eine gute Auswahl getroffen hatte – sie würde mindestens fünfzehn Kilometer laufen müssen, um all die Kalorien zu verbrennen, die sie an diesem Abend zu sich genommen hatte.
Sadie ging schon nach dem Hauptgang, damit die beiden ungestört das Dessert genießen und dabei verliebte Blicke tauschen konnten. John hatte ihr Angebot, die Rechnung zu begleichen, abgelehnt, und ihr nicht einmal erlaubt, das Trinkgeld zu übernehmen.
Auf der Heimfahrt kam Sadie an einem der vielen Parks vorbei, wo Jogger die Wege entlang und zwischen Bäumen hindurch liefen, ohne den Regen zu bemerken. An einem Fußgängerüberweg bremste sie ab, und vor ihrem Wagen joggten zwei Frauen vorbei, die reflektierenden Streifen an ihren Jogginganzügen leuchteten im Schein der Straßenlaternen und Autoscheinwerfer.
Sosehr sie sich auch bemühte, nicht mehr daran zu denken, erinnerte sie jeder Mann, den sie sah, an Kent Lasko. Am liebsten wäre sie in sein Haus eingedrungen und hätte in seiner Kommode nach der passenden Laufhose gesucht. Das wäre allerdings nicht besonders clever, da sie entweder von der Polizei geschnappt und im Gefängnis landen oder von Kent ertappt und umgebracht werden würde.
Nur weil es sich bei dem blutverschmierten Shirt im Wäschekorb um ein gelbes Run-Tec-Shirt gehandelt hatte, war das noch lange kein Beweis dafür, dass Kent genau dasselbe Shirt besaß.
»Vergiss es«, ermahnte sie sich. »Denk an was anderes.«
Ein älterer übergewichtiger Herr ging an Sadies Wagen vorbei und führte auf dem Bürgersteig seinen Hund spazieren. Er erinnerte sie stark an ihren
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