Ghost Lover
erledigen?“ Sie kannte sich mit Blumen nicht aus, doch diese hier wirkten gut gepflegt. Selbst sie wusste, dass ein Garten stetiger Pflege bedurfte, etwas, das sie nicht zu leisten in der Lage war.
„Wenn Sie wollen, übernimmt er das, solange Sie wollen.“
„Auf jeden Fall“, beeilte sie sich zu sagen.
„Schön“, freute sich Beth. „Sie werden ihn gar nicht bemerken. Er erledigt das meist frühmorgens.“
Ella nickte lächelnd. Jemanden zu haben, der ihr diese Arbeit abnahm, war ihr mehr als recht.
Die beiden Frauen gingen zurück ins Haus. Einer der Blumentöpfe auf der Fensterbank bei der Haustür stand nicht mehr am selben Platz. Ella rückte ihn zurecht.
Beth trat neben sie. „Wussten Sie, dass Edith einen Ersatzschlüssel hier versteckt hatte?“
Ella erstarrte. „Nein.“ Sie sah Beth verschreckt an.
„Keine Angst, hier vertraut jeder jedem und alle wussten, dass Edith ihren Notschlüssel im Blumentopf bei der Haustür verbarg.“ Beth griff in den Topf und zog einen einzelnen, erdverkrusteten Schlüssel heraus. Sie schüttelte den Torf ab und reichte ihn Ella.
Sie steckte ihn eilig an ihren Schlüsselbund. „Solch einen Leichtsinn gibt es bei mir nicht“, erklärte sie nachdrücklich.
Sie betraten das Haus und Ella kochte Tee. Während sie den Tisch deckte, plauderten sie.
„War Erin krank?“ Ella erinnerte sich, dass Erin, ihre Cousine, kaum dem Teenageralter entwachsen war, als sie starb.
„Ein Autounfall. Ein Betrunkener hat sie übersehen, als sie auf der Landstraße Fahrrad fuhr.“ Beth schüttelte traurig den Kopf. „Die Guten holt der Herrgott schnell zu sich.“ Sie strich sich nachdenklich durch das Haar. „Vielleicht ist Erin der Geist, der sich hier im Haus aufhält.“ Ella drehte ihren Teebecher in der Hand. „Dann müsste der Spuk mit dem Tod meiner Tante ein Ende haben. Es gibt ja nichts mehr, das Erin hier hält.“
Beth lächelte. „Wenn man die Existenz von Geistern für möglich hält, ja, dann wird der Spuk wohl ein Ende haben.“
Der Mond schien durch das offene Fenster auf Ellas Bettdecke. Sie drehte sich, das Poltern im Wohnzimmer ignorierend. Nach mehreren Erfahrungen mit dem Lärmen im Haus hatte sie sich daran gewöhnt.
Sie war zu dem gleichen Schluss gekommen wie Beth Payton. Nämlich dass das alte Gemäuer für den Krach verantwortlich war. Vielleicht waren es auch Ratten oder Marder, die sich zwischen den Böden oder den Wänden aufhielten. Doch solange sie keine Biss- und Kratzspuren in den Wohnräumen vorfand, würde sie die Nager gewähren lassen.
Stöhnend zog sie die Bettdecke über ihren Kopf. Jetzt gingen die Schritte wieder los. Die fand sie unheimlich. Aber auch die schob sie auf Tiere. Was blieb ihr auch anderes übrig? Es gab keine Geister!
Irgendwann wurde es wieder ruhig und sie schlief ein.
Sie erwachte, als das Geheul losging. Im ersten Moment wollte sie aufspringen, doch dann fiel ihr ein, dass sie in einem Spukhaus wohnte.
Obwohl dieses Jaulen und Schluchzen neu war. Es hörte sich anders an als alles andere vorher. Eine Mischung aus dem Heulen eines Hundes und dem grellen Weinen eines Kindes.
Eine Weile lauschte sie, dann schaltete sie die Nachttischlampe an.
Der Lärm steigerte sich. Sie schlüpfte aus dem warmen Bett und ging in den Flur. Das Heulen kam von unten.
Vorsichtig stieg sie die Treppen hinunter. Als sie auf halber Höhe war, verstummte das unheimliche Schluchzen. Sie hielt inne, bis sie sich entschied, wieder in ihr Bett zurückzukehren.
Ella sank gerade eben in Morpheus’ zärtliche Umarmung, als das Plappern losging. Hellwach und mit Herzrasen saß sie in ihrem Bett.
Wollte der Spuk sie tatsächlich in den Wahnsinn treiben? Sie nahm ihr Kissen, legte es über ihren Kopf und versuchte, einzuschlafen. Sie lag ewig wach, schien es ihr, auch noch lange, nachdem die Stimmen verstummt waren. Wie sollte sie das auf Dauer aushalten? Das Klopfen und die Schritte konnte sie ja noch logisch begründen. Aber Stimmen? Welche Begründung sollte sie für Kinderstimmen aus dem Nirgendwo finden?
Am nächsten Morgen erwachte sie mit dem Gedanken, dass sie an diesem Tag bei den Paytons zum Lunch eingeladen war. Müde kroch sie aus den Federn, der nächtliche Krach raubte ihr die Kräfte. Sie brauchte ihren Schlaf. Solange es nur bei diesem Krachen, dem Ächzen und den Schritten blieb, konnte sie sich damit abfinden. Doch Heulen und Stimmen, das ging eindeutig zu weit. Das war nicht mehr mit Tieren im Gebälk
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