Ghost Lover
konnte.
Unten angekommen fiel ihr Williams Rat ein, nicht ohne Taschenlampe hinunterzugehen. Prompt flackerte das Kellerlicht auf und erlosch.
„Verflixt!“ Ella tastete sich Richtung Treppe. Durch die offene Tür zur Küche wurde die Treppe von grauer Dämmerigkeit erhellt. Kaum eine Armlänge von den Stufen entfernt schlug die Kellertür zu und Ella stand im Dunkeln.
Entsetzt keuchte sie auf. Jetzt war sie der Dunkelheit hoffnungslos ausgeliefert. Muffiger Geruch umgab sie. Aus der hinteren Ecke des Kellers war ein Tropfgeräusch zu vernehmen.
„Wie konnte ich nur so blöd sein.“ Sie stöhnte.
Vorsichtig trippelte sie vorwärts, bis sie gegen das Geländer stieß. Ihre Hände umschlossen den rauen Handlauf und ein Gefühl der Sicherheit breitete sich in ihrer Magengrube aus. Sie stieg langsam die Stufen hinauf.
Oben angekommen hörte sie Schritte auf der anderen Seite der Tür. Sie umklammerte den Feuerhaken und stürzte mit erhobenem Arm hinaus.
Beinahe hätte sie den Mann, der so unvermutet in ihrer Küche stand, getroffen. Gerade noch rechtzeitig wich er zurück, prallte gegen den Herd und hob schützend seinen Arm. „Ich ergebe mich“, sagte er.
Auf den zweiten Blick erschien er Ella nicht gefährlich, sodass sie den Schürhaken sinken ließ. „Wer sind Sie und was suchen Sie hier?“ Er war groß und schlank, mit mattem, maronenbraunem Haar und braunen Augen. Er hatte einen hochnäsigen Zug um den Mund und seine Kleidung bestand aus braunen Jeans und einem weißen Poloshirt. Beides von exquisiter Qualität. Wer auch immer er sein mochte, ein Einbrecher war er gewiss nicht, und falls sich Ella irrte, musste er einer der erfolgreichsten Kleinkriminellen sein, die es gab.
Der Mann musterte sie von oben herab, und allein das machte Ella ungeduldig.
„Steven Stapleton, Viscount Wyndham“, erklärte er steif und schenkte ihr ein dünnes Lächeln.
Ella legte betulich den Schürhaken beiseite und verschränkte ihre Arme.
„Nun, Steven Stapleton, Viscount Wyndham, was tun Sie hier?“ Etwas an ihm irritierte sie. Er wirkte eigentlich weder unsympathisch noch war er unattraktiv. Und dennoch, er versetzte Ella in Abwehrhaltung.
„Ich wollte Sie begrüßen und Ihnen ein Angebot unterbreiten.“ Ella runzelte die Stirn.
„Ein Angebot? Ich verstehe nicht.“
„Das Cottage gehörte einst zum Besitz der Wyndhams. Ich möchte es wiederhaben.“ Er zog ein Scheckbuch heraus.
„Wie viel verlangen Sie? Ich zahle jede Summe, die Sie fordern.“
„Wirklich jede?“, fragte Ella fassungslos.
„Ich will den Witwensitz wiederhaben“, bestätigte Steven Stapleton.
Ella trat einen Schritt auf ihn zu. Sie merkte, dass ihm das unangenehm war, und lächelte grimmig.
„Ich habe mich noch nicht entschieden, was ich mit dem Haus anstellen möchte, aber ich werde über Ihr Angebot nachdenken. Vielen Dank.“ Sie bedachte ihn mit demselben Blick, mit dem sie vorwitzige Vertreter, unliebsame Verehrer und andere Dummschwätzer zum Schweigen brachte.
„Tun Sie das, Sie scheinen eine vernünftige junge Frau zu sein. Sie werden das Richtige tun. Gewiss wollen Sie nicht mit einem zugigen alten Haus belastet sein, in dem es obendrein auch noch spukt.“ Ella erstarrte. „Warten Sie.“
Der Viscount, der sich gerade zum Gehen anschickte, hielt inne. Er drehte sich zu ihr um und in seinen Augen lag ein triumphierendes Funkeln, das sie erneut verwirrte. Sie mochte ihn nicht. Nicht das kleinste bisschen.
Schon allein seine Anwesenheit ließ ihre Laune sinken.
„Ja bitte, Miss Francke?“
„Wie meinten Sie das?“
„Was?“ Der Ausdruck auf seinem Gesicht gefiel Ella nicht. Er wirkte zu sehr wie ein Macho, der die Oberhand gewann. Nun, dieser arrogante Schnösel würde lernen, dass Ella Francke aus ganz anderem Holz geschnitzt war als die meisten Frauen, die Steven Stapleton vermutlich kannte.
„Ihre Bemerkung über das Haus.“
Steven zupfte desinteressiert an seinem Hemd. „Ach das“, er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Hier spukt es.“
Ella überlief ein Frösteln und als sähe Steven ihr das aufsteigende Unbehagen an, schob er nach: „Es heißt, die Nächte seien zuweilen sehr unruhig hier. Über Stunden soll es an verschiedenen Stellen im Haus klopfen und lärmen und heulen. Und wen das nicht stört, wird von den baulichen Renovierungsmaßnahmen bald zermürbt sein. Und finanziell ruiniert.“
Ella sah sich unsicher um, doch hier in der Küche wirkte alles neu und intakt.
„Ihre
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