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Ghost Lover

Ghost Lover

Titel: Ghost Lover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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Regenschirm, sprang hoch, raste auf den Eindringling zu und stach mit dem Schirm auf ihn ein. Der Stock glitt durch ihn hindurch, als bestünde der Mann aus Rauch. Ella stolperte, fing sich wieder und schaute ungläubig auf die Gestalt. Der Geist stand murmelnd mit dem Rücken zu ihr, und als er sich umdrehte, konnte Ella ihn deutlich erkennen.
    Keuchend wich sie zurück.
    „Mr. Stapleton“, krächzte sie überrascht.
    Sie umklammerte den Regenschirm fester, holte aus und schlug auf ihn ein. Wieder fuhr der Schirm durch ihn hindurch. Er benahm sich, als würde er sie gar nicht sehen, ging auf sie zu und lief durch sie hindurch. Bei der Berührung war ihr, als würde sie von einem Tornado gestreift. Eis und Frost schienen ihre Haut zu überziehen. Dann entstand in ihrem Inneren ein kaltes Feuer, das sich explosionsartig in ihrem Körper ausbreitete.
    Sie stöhnte erschrocken, besaß aber die Geistesgegenwart, sich nach ihm umzudrehen, um zu sehen, wie er sich im Nichts auflöste.
    An der Stelle, an der er verschwunden war, tastete sie durch die Luft, konnte aber nichts wahrnehmen. Sie keuchte. Ihr Körper summte und vibrierte und zugleich hatte sie ein Gefühl von Schwerelosigkeit.
    Ihr nächster Weg führte sie geradewegs zu den Weinflaschen. Sie entkorkte die erstbeste, einen Rotwein, und trank direkt aus der Flasche.
    „Es ist der psychische Stress“, murmelte sie. „Ganz bestimmt. Ich kann das nicht wirklich gesehen haben. Völlig unmöglich!“ Sie nahm noch einen Schluck. Dann lachte sie.
    Ein Geist, ein waschechter Geist. Jetzt konnte sie sich nicht mehr einreden, Tiere kletterten in ihrem Gebälk herum oder was für pseudo-wissenschaftliche Erklärungsversuche sie auch sonst angestellt hatte.
    Sie trank noch einmal und lachte. Der Alkohol ließ Wärme in ihr aufsteigen.
    Vielleicht sollte sie ihre Wahnvorstellungen genießen. Immerhin hatte ihre Fantasie ihr einen prächtig aussehenden Geist fabriziert, der nur im ersten Moment Steven Stapleton ähnelte.
    Zwar hatten beide dunkle Haare und die gleiche Statur und auch die Gesichter ähnelten sich, doch Steven trug sein Haar kürzer und garantiert nicht mit einer Schleife im Nacken. Und mit Sicherheit würde er keinen Dreispitz tragen und solch enge Kniehosen mit altmodischen Reitstiefeln anziehen. Und die Augen des Geistes waren nicht dunkelbraun wie feuchte Erde, sondern von einem strahlenden Blau wie der Himmel in den Tropen.
    Ella zitterte. Diese Augen. Für einen Augenblick war ihr der Blick durch und durchgegangen. Hatte sie durchleuchtet bis auf den Grund ihrer Seele.
    Und es hatte sich gut angefühlt. Sie hatte Wärme und Freundlichkeit wahrgenommen. Es hatte ihr für einen Moment das Gefühl gegeben, größer und schöner zu sein, als sie war. Wenn sie ehrlich war, hatte seine Statur sogar verdächtig Ähnlichkeit mit ihrem Traum-Liebhaber.
    Sie stöhnte. In was war sie da hineingeraten? Wahrträume, Geister, Magie der Liebe? Das klang nach einem billigen Groschenroman. Für einen Moment erwog sie ernsthaft, den Verstand zu verlieren. Alles wäre einfacher, als die Theorie des guten alten Sherlock zu bestätigen: Wenn alles Wahrscheinliche ausgeschlossen werden kann, ist die einzige Lösung – egal wie unrealistisch sie scheinen mag – das, was übrig bleibt.
    Um sich abzulenken, wechselte sie ihre Kleider und machte einen Spaziergang. Sie erinnerte sich nicht, wann sie das letzte Mal in einem Wald gewesen war. Auf jeden Fall musste es Jahre her sein. Nachdem sie ihr Unbehagen überwunden hatte, fand sie Gefallen an ihrer Umgebung.
    Es war nicht ruhig, doch die Geräusche hatten etwas Einlullendes. Hie und da knackte es leise im Unterholz. Ein Tier schrie. Vögel zwitscherten.
    Der Wind rauschte in den Baumwipfeln und trug den Geruch von Moos und Tannen und etwas streng Riechendem heran.
    So weit das Auge reichte, umgab Grün und Braun sie in den unterschiedlichsten Schattierungen. Der Weg, dem sie folgte, war erst mit Kies gestreut, dann wurden die Steine größer und runder und wichen schließlich festgetretenem Waldboden.
    Sie konnte nicht widerstehen, kletterte über einige Felsen und trat in Moos. Selbst durch die Schuhe hindurch fühlte sie die Dicke und das Weiche des Gewächses. Unter ihren Füßen schmatzte der Boden.
    Der Platz innerhalb der Bäume erschien ihr wie eine friedliche, bessere Welt. Sie setzte sich auf einen der Felsen und genoss die Ruhe und Einsamkeit. Je länger sie auf der Lichtung saß, umso mehr fühlte sie sich von

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