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Ghost Lover

Ghost Lover

Titel: Ghost Lover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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Frieden erfüllt, der letzte Rest Angst fiel von ihr. Sie hätte ewig so sitzen bleiben können, wäre sie nicht hungrig und durstig geworden.
    Fast bedauernd verließ sie ihr Refugium und tröstete sich damit, künftig öfter hierher kommen zu können.
    Zögernd stand sie wieder vor der Haustür. Schließlich fasste sie sich ein Herz, schloss auf und betrat das Haus.
    Ella blickte nur kurz auf, als ihr Hausgeist durch die Küche lief. Er glitt durch den Küchentisch, stapfte in das Wohnzimmer, wo er auf und ab marschierte und sich dann auflöste.
    Nachdem sie ihn nun mehrere Male gesehen hatte, störte sie sich nicht mehr an seiner Anwesenheit. Sie beachtete ihn einfach nicht. War er nur eine Halluzination, würde er so am ehesten verschwinden. War er real, hätte es keinen Zweck, sich über ihn aufzuregen. Immerhin, nach seinem Auftauchen hatte das Klopfen und Lärmen aufgehört. Das nächtliche Heulen hatte sie noch einmal geweckt, doch seit ein paar Tagen war auch damit Ruhe. Und Steven Stapleton ließ sich ebenfalls nicht mehr blicken.
    Sie sah ihren Hausgeist an verschiedenen Orten im Haus. Im Schlafzimmer wühlte er in einer nicht vorhandenen Kommode, ging dann stets in den Flur, wo er eine Handbreit über dem Fußboden schwebte. Er polterte die Treppe hinunter und verschwand anschließend in der Mitte der Stufen.
    Einmal hatte sie ihn auch an der Haustür gesehen. Er trommelte an die Tür und trat gebückt ein, als wäre der Durchgang zu niedrig für seine Körpergröße. Bei manchen Gelegenheiten trug er seinen Dreispitz und die komplette Uniform. Bei seinen Erscheinungen im Schlafzimmer war er jedoch nur mit Hemd, Hosen und Stiefeln bekleidet.
    Manchmal kam sich Ella bereits schizophren vor, weil sie die Geistererscheinungen einfach hinnahm. Nach den anfänglichen Schrecken hatte sie sich daran gewöhnt. Sie fand seine Gegenwart sogar tröstlich. Er war wie ein Mieter im selben Haus. Ruhig, verschwiegen und selten anwesend. Er gab ihr das Gefühl nicht einsam zu sein, aber allein, weil sie es wollte.
    Außerdem fand Ella ihn attraktiv. Sein dunkles Haar reichte ihm bis auf die Schultern, die ebenmäßigen Gesichtszüge mit hohen Wangenknochen und einem eckigen Kinn wirkten wie gemeißelt. Am faszinierendsten fand sie seine tiefblauen, gütigen Augen.
    Er war groß, mit breiten Schultern und langen, muskulösen Beinen. Kein Mann, der nur hinter einem Schreibtisch herumgelungert hatte.
    Was hielt den Geist in ihrem Haus fest? Weshalb spukte er umher?
    Sie war so tief in Gedanken versunken, dass sie vor Schreck beinahe den Teller fallen ließ, als das Handy schrillte.
    „Hallo Doreen.“ Sie schwieg einen Moment und hörte zu. „Mir geht’s gut.
    Bei dir auch alles in Ordnung?“
    „Alles bestens. Ella, ich habe im Internet recherchiert. Rose Cottage ist in ganz Kent einer der am besten erhaltenen Witwensitze. Zufälligerweise ist Sofie Arendt gerade in Südengland unterwegs, um Bilder von Herrenhäusern zu schießen.“
    „Sofie Arendt?“ Ella runzelte die Stirn. „Die diese Bildbände für den Verlag macht?“
    „Genau die. Wäre es in Ordnung, wenn sie bei Rose Cottage haltmacht?
    Keine Sorge, sie wird sich ein Bett im Pub oder nächstbesten B&B nehmen.“
    „Hm.“ Ella überlegte einen Wimpernschlag lang. „Okay, gib ihr meine Nummer und die Adresse, sie kann jederzeit vorbeischauen.“
    „Danke, Ella, du bist ein Schatz.“
    „Vergiss das nicht bei den nächsten Honorarverhandlungen. Meinen Agenten werde ich schon mal informieren“, entgegnete Ella grinsend.
    Zwei Stunden später klingelte Ellas Handy erneut. Eine fremde Nummer erschien auf dem Display.
    „Hallo, sind Sie Ella Francke?“, erklang die schleppende Stimme einer Frau.
    „Ja.“
    „Prima.“ Man hörte förmlich, wie die Frau am anderen Ende lächelte.
    „Ich bin Sofie Arendt. Doreen hat mir Ihre Nummer gegeben.“
    „Ich weiß, sie hat mich schon vorgewarnt. Wo sind Sie gerade?“
    „Ich fahre auf der Landstraße Richtung Maidenly Head.“
    „Dann sind Sie fast da.“
    Die Frauenstimme lachte. „Ich weiß. Hören Sie, ach, das Siezen ist so umständlich, haben Sie etwas dagegen, wenn wir uns duzen?“ Ella zögerte. „Nein, überhaupt nicht.“
    „Super, also, ich nehme mir das erstbeste Zimmer in Maidenly Green und würde am liebsten gleich bei dir vorbeikommen. Ist das nicht zu aufdringlich?“
    Unter anderen Umständen hätte Ella sich überfahren gefühlt, doch nach all der Aufregung fand sie es sehr angenehm,

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