Ghost Lover
begleitete ihr Eintreten.
Sie war augenscheinlich die einzige Kundin, der Verkäufer kam sofort auf sie zu. Seine Größe und Körperbau ähnelten Marcus.
Das hellblonde Haar des Mannes war mit Gel aus dem Gesicht gestrichen und seine dünnen Lippen lächelten sie jovial an.
„Ma’am? Kann ich Ihnen behilflich sein?“
Ella sah sich kurz im Laden um, beschloss aber, sich unterstützen zu lassen.
„Das Gepäck meines Bruders ist verloren gegangen, jetzt brauchen wir Kleidung, die ihn über die nächsten vierzehn Tage rettet.“ Der Verkäufer blickte über Ellas Schulter, als versteckte sich besagter Bruder dort.
„Welche Größe hat er denn?“
„Ihre“, sagte Ella schnell und ergänzte: „Ich denke, Größe und Figur sind ähnlich wie Ihre.“
„Also gut.“ Der Mann nickte langsam. Ihm schien aufzugehen, dass er vielleicht kurz vor einem hervorragenden Geschäftsabschluss stand.
„Welchen Stil bevorzugt er denn?“
Ella tat so, als müsste sie überlegen. „Er bewegt sich gerne, also denke ich, dass er jetzt wohl eher Jeans bevorzugen wird.“ Der Verkäufer nickte. „T-Shirts oder Hemden?“
„Beides“, entschied Ella.
Der Mann führte Ella an das Regal mit den Jeanshosen.
„Eng oder weit?“
Ella musste daran denken, wie Marcus’ strammer Po unter einer engen Jeans wirken musste und ihr Mund wurde trocken.
„Eng“, krächzte sie. Dann räusperte sie sich und zwang sich, ihre Fantasie im Zaum zu halten.
Der Verkäufer legte Blue und Black Jeans beiseite. Dann führte er Ella zu den Hemden, wo sie ein paar langärmlige und kurzärmlige Hemden auswählte, ehe sie T-Shirts und für den Fall, dass es kühler wurde, einen cremeweißen Wollpullover aussuchte.
„Socken, Unterwäsche und noch ein paar Schuhe“, wies sie den Verkäufer an.
Mit jedem Teil, das auf den Stapel wanderte, wurde der Mann freundlicher, und als Ella ein nicht gerade billiges Paar Slipper erstehen wollte, hatte er beinahe Freudentränen in den Augen.
Schwer bepackt verließ Ella die Boutique und kehrte zu ihrem Wagen zurück.
Sie schlug den Kofferraumdeckel zu und überlegte, was Marcus noch benötigen würde, sollte er länger bei ihr bleiben.
Und wieder ließ ihre Libido Bilder entstehen, die ihre Beine zu Gelee verwandelten. Sie sah Marcus vor sich, wie er unter der Dusche stand.
Schaum perlte über seine prächtige Rückseite.
Schaum! Er brauchte Toilettenartikel.
Erleichtert, sich noch eine Weile länger fern ihres Lustobjektes aufzuhalten und die Gefahr hinauszuzögern, sich ihm an den Hals zu werfen, steuerte sie eine Drogerie an, an der sie vorbeikam.
Dort wanderten Zahnbürste, Duschgel, Shampoo in ihren Einkaufskorb.
Bei den Rasierartikeln zögerte sie. Würde ein Geist Bartwuchs haben?
Achselzuckend lud sie ein, was ihre Ex-Freunde immer benutzt hatten.
Als sie bei den Seifen vorbeikam, nahm sie ein Stück mit, das den Namen „Old fashioned Soap – Shakespeare would love it“ trug. Sie war nicht sicher, ob Marcus vielleicht Anstoß an den flüssigen Toilettenartikeln nehmen würde. Seifen waren schon vor seinen Lebzeiten benutzt worden.
Vielleicht waren ihm bekannte Dinge lieber.
Da sie nun alles hatte, was Marcus benötigen würde, ging sie zur Kasse.
Die Einpackerin am Ende des Rollbandes grinste wissend. Ella schenkte ihr ein kühles Lächeln, gab ihr aber dennoch ein Trinkgeld, ehe sie die Plastiktüte entgegennahm.
Kapitel 5
„In allem müssen wir auch realistisch denken.“ Sprekelie
Spätnachmittags parkte Ella vor Rose Cottage.
In der Abendsonne glänzte das Dach und das Mauerwerk mit seinen schwarzen Fachwerkbalken schimmerte rötlich im versiegenden Licht des Tages.
Ella fühlte, wie sich ihr Herz zusammenzog und wie Wärme sie erfasste.
Sie liebte Rose Cottage bereits jetzt und mit einem Mal war sie unschlüssig, ob sie nicht sogar auf Dauer hier leben wollte. Als Autorin konnte sie an jedem Ort der Welt leben, solange es dort nur Strom und Internetanschluss gab.
Marcus näherte sich dem Auto und öffnete die Wagentür, kaum dass der Motor verstummt war.
„Ella“, begrüßte er sie lächelnd, wobei er eine blendend weiße Zahnreihe entblößte.
„Hallo“, entgegnete sie und griff nach Marcus’ ausgestreckter Hand.
Hinter ihr schloss er die Fahrertür und begleitete sie formvollendet hinter das Fahrzeug. Schmunzelnd öffnete Ella den Kofferraum und ließ sich beim Ausladen helfen. Besorgt betrachtete Marcus die Tüten, die sie auf dem Bett im Gästezimmer
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