Ghost Lover
Seit wann essen Geister? Nun ja, von Hui Buh einmal abgesehen.“
„Wer ist Hui Buh? Ich glaube nicht, dass ich diesem Geschöpf schon einmal begegnet bin.“ Jetzt wirkte Marcus wieder ein wenig steif, überheblich, kurz, durch und durch aristokratisch. Und Ella fühlte sich wieder sicherer. Mit einem förmlichen Viscount Wyndham konnte sie besser umgehen. Der fürsorglich-beschützende Marcus ging ihr eindeutig zu sehr unter die Haut.
Lächelnd erhob sie sich. „Nun ja, vielleicht hast du dann Bekanntschaft mit Beetlejuice oder Caspar geschlossen?“
„Wieso habe ich das Gefühl, dass du diesmal mich zum Besten hältst?“ Er lächelte und Ellas Herz galoppierte, weil ihr dieses Strahlen durch und durch ging.
Verwirrt eilte sie in die Küche.
„Ich kann dir ein belegtes Brot machen.“
„Mit Fleisch?“
Er folgte ihr in die Küche und sah zu, wie sie den Kühlschrank öffnete.
„Diese Zeit ist voller technischer Wunder“, sagte er staunend.
Ella warf ihm einen kurzen Blick zu. „Wenn dich Küchengeräte schon beeindrucken, solltest du erst mal unsere Waffen sehen.“ Marcus trat hinter sie und beobachtete Ella, wie sie Butter auf zwei Scheiben Sodabread strich, mit Schinken und Salami belegte und das Schinkenbrot noch mit einer Scheibe Käse und Tomate krönte, während das Salamibrot Mixed Pickles aufgelegt bekam.
Sie drehte sich um und musste feststellen, dass sich ihre Nasenspitze an seiner Kehle wiederfand. Silberblaue Lichtflecken tanzten in seinen Augen.
Sein Körper strahlte Wärme und Lebendigkeit aus. Sie schluckte und verspürte den unbändigen Wunsch, er möge sie küssen. Und zugleich wünschte sie sich weit fort von ihm und den verwirrenden Gefühlen, die er auslöste.
Er legte zwei Finger unter ihr Kinn und hob es an. Dann senkte er den Kopf und küsste sie sanft. Es war nur ein sachtes Berühren ihrer Lippen, und doch erregte es Ella mehr als der verführerischste Zungenkuss. Sie seufzte, als er seine Lippen von ihr löste und sich mit einem feinen Lächeln an den Küchentisch setzte.
Ella stellte den Teller vor ihn und holte eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank.
„Magst du Bier?“
Er nickte und sie füllte zwei Gläser.
Ella lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, trank einen Schluck und beobachtete Marcus beim Essen. Er kaute langsam, bedächtig und genussvoll. Tatsächlich wirkte er wie jemand, der lange nichts mehr zu essen gehabt hatte.
„Schmeckt es?“
„Köstlich“, versicherte er. „Das Brot ist das Beste, das ich je gegessen habe.“ Er betupfte seine Lippen mit der Serviette, die sie ihm hingelegt hatte. Die Geste wirkte zierlich und eigentlich hätte es an einem so virilen Mann wie Marcus lächerlich aussehen müssen. Doch das tat es nicht. Im Gegenteil, es löste den Wunsch aus, von ihm ebenso berührt zu werden.
„Ich hatte schon befürchtet, du würdest mir Vogelkörner und Früchte vorsetzen.“
„Vogelkörner?“ Ella überlegte einen Moment. „Ach so“, lachte sie dann.
„Mein Frühstück. Das ist Müsli, sehr gesund. Ich esse das jeden Morgen.
Aber du kannst natürlich andere Sachen essen.“
„Ich bin mit allem einverstanden, solange ich nur kein Vo… Musli essen muss.“
„Müsli“, verbesserte ihn Ella. „Woher kannst du so gut deutsch?“
„Die Mutter meiner Mutter stammte aus Deutschland und meine Nurse war ebenfalls eine Deutsche. Sie hat nur deutsch mit uns geredet.“
„Bist du als Offizier in Deutschland gewesen?“
Marcus legte sein Besteck an den Tellerrand. Ella konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass sich ein Schatten über sein Gesicht gelegt hatte, obwohl er sie mit hochgezogenen Mundwinkeln betrachtete.
„Ich wollte die Heimat meiner Großmutter kennenlernen. Meine Vorgesetzten dachten, ich wäre ein fabelhafter Spion.“
„Und? Warst du einer?“
Marcus wirkte süffisant. „Ich klang damals nicht anders als heute. Zu britisch. Sie konnten mich nur als Verbindungsoffizier einsetzen.“ Ella gähnte.
„Du bist müde, du solltest dich zur Ruhe begeben.“
„Und du? Willst du schlafen gehen?“, konterte Ella.
„Ist das eine Einladung, in dein Bett zu kommen?“ Seine Lippen zuckten amüsiert. Er musterte Ella hungrig.
„Natürlich nicht.“ Brüsk erhob sie sich.
Marcus stand ebenfalls auf.
„Verzeih, ich kann einfach nicht anders. Du siehst so unglaublich reizend aus, wenn du dich über mich ärgerst.“ Er ging zu ihr und ergriff ihre Hand.
„Deine Augen funkeln dann wie Brillanten und
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