Ghostbound (German Edition)
strichen über ihren Scheitel. „Falls die anderen Jungs tatsächlich noch hier sein sollten, dann haben sie mit Sicherheit nicht so viel Glück wie ich. Und ich wage mir nicht vorzustellen, was mehr als eine Woche in dieser Situation mit einem anstellen kann.“
„Davon habe ich gerade einen sehr nachhaltigen Eindruck bekommen.“ Der Gedanke, Daniel könnte Ähnliches durchgemacht und empfunden haben wie Justin, war für Elizabeth kaum zu ertragen. „Ich bin sicher, uns fällt was ein, wie wir Justin und gegebenenfalls auch den anderen Jungs helfen können“, sagte sie und hoffte, dass ihre Stimme zuversichtlicher klang, als sie tatsächlich war.
25
Da stand sie also wieder vor der roten Tür der Carmichaels, und Elizabeth fühlte sich keinen Deut wohler als beim ersten Mal, wenn auch aus anderen Gründen. Es war fünf Uhr und sie somit auf die Minute pünktlich.
„Keine Sorge“, grinste Daniel. „Heute wird dich niemand als Kakerlake beschimpfen.“
„Wie beruhigend …“
„Denk daran, dir Ians Zimmer zeigen zu lassen. Ich bin gespannt, was du davon hältst.“
„Also dann“, seufzte Elizabeth und klingelte.
Dieses Mal wurde ihr von Mr Carmichael geöffnet, doch anstelle sie einzulassen, trat er hinaus und baute sich vor Elizabeth auf. „Was wollen Sie?“, fragte er barsch.
Hatte seine Frau ihn denn nicht über ihren Besuch informiert? „Guten Tag, Mr Carmichael. Ich habe heute Morgen mit Ihrer Frau telefoniert. Ich unterstütze die Polizei bei …“
„Ja, ich weiß“, unterbrach er sie. „Aber ich glaube Ihnen kein Wort. Letzte Woche haben die beiden Polizisten Sie hochkant hinausbefördert, und heute wollen Sie für sie arbeiten?“
„Nun, nach dem unerfreulichen Zusammentreffen in ihrem Haus, habe ich mit den Detectives Mason und Wood Kontakt aufgenommen und …“
„Auch das weiß ich bereits“, fiel ihr der Mann ungeduldig ins Wort. Er holte ein zusammengerolltes Papierbündel aus seiner Gesäßtasche, breitete es aus und hielt es Elizabeth vor die Nase. Selbstverständlich handelte es sich um die letzte Ausgabe des Star.
Hinter ihrem Rücken hörte sie Daniel leise schnauben. „Wer hätte gedacht, dass jemand wie er den Star liest?“
Mit geballten Fäusten und mühsam beherrschter Stimme, sagte Elizabeth: „Sir, fast alles, was in diesem Artikel steht, ist eine Lüge. Tatsache ist, dass ich Detective Mason am gleichen Abend, nachdem ich ihn hier kennengelernt hatte, in diesem Club wiedergesehen habe. Tatsache ist auch, dass ich Zeugin des Mordes an ihm wurde. Alles, was Sie sonst gelesen haben, entbehrt jeglicher Wahrheit. Es handelt sich hier um einen Rachefeldzug gegen mich, da ich mich weigerte, über die Geschehnisse zu schreiben.“
„Und was ist damit, dass Mason Informationen an Sie verkaufen wollte?“, fragte Mr Carmichael argwöhnisch.
„Detective Mason war ein durch und durch integrer Polizist, und es kann keine Rede davon sein, dass er interne Informationen herausgegeben hat. Weder an mich, noch an sonst irgendjemanden!“ Elizabeth merkte selbst, wie ihr Ton, trotz ihrer Bemühung ruhig zu bleiben, immer schärfer wurde. „Was soll das alles? Ihre Frau hat doch mit Detective Wood telefoniert. Er hat ihr bestätigt, dass ich für ihn arbeite.“
„Sie meinen den gleichen Detective Wood, über den hier steht, dass er vom Dienst suspendiert wurde und der mit Ihnen vermutlich gemeinsame Sache macht?“
„Himmel noch mal, das ist der Star , Mann! Glaub doch nicht alles, was da drin steht!“, rief Daniel ungehalten.
„Bei allem nötigen Respekt, Sir, aber ich bin hier, um die Polizei dabei zu unterstützen, Ians Mörder zu finden.“
„Ich denke nicht, dass die Polizei oder wir auf Ihre Hilfe angewiesen sind“, sagte Mr Carmichael und schickte sich an, ins Haus zurückzukehren.
„Sir, bitte …“, versuchte es Elizabeth noch einmal, doch Mr Carmichael schmetterte sie ab: „Rufen Sie uns nie wieder an.“ Damit schloss er die Tür vor ihrer Nase.
Genau wie beim letzten Mal stand Elizabeth wie vom Donner gerührt auf dem obersten Treppenabsatz. Fast erwartete sie, dass Daniel gleich sagen würde: Na, das war wohl nichts. Sie drehte sich zu ihm um und funkelte ihn an, als hätte er es tatsächlich gesagt.
„Hey, bist du jetzt etwa auf mich sauer? Ich kann doch nichts dafür, dass er dir eine Abfuhr erteilt hat!“
„Ja, diesmal !“, knurrte sie und stapfte an ihm vorbei die Stufen hinunter. „Aber wenn du und Tony mich letztes
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