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Ghostbound (German Edition)

Ghostbound (German Edition)

Titel: Ghostbound (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Singer
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ihren Freundinnen würde sie noch früh genug Bericht erstatten müssen. Aber ihr Boss!
    Jetzt habe ich wenigstens einen echten Grund, heute keinen Artikel abzuliefern , dachte sie bitter. „Ja, ähm, meinen Arbeitgeber. Den London Star.“
    „Sie sind beim Star?“, fragte die junge Schwester, Dominique, wie ihr Namenschild verriet. „Ich lese den Star regelmäßig! Haben Sie schon viele Promis kennengelernt?“
    „Nein, bisher noch nicht“, antwortete Elizabeth leise.
    Während sie die Kissen aufschüttelte und emsig umherwirbelte, schwatzte Schwester Dominique unentwegt über die Glitzerwelt der Reichen und Schönen, doch Elizabeth hörte nicht zu. Der Arzt notierte noch einige Daten in ihrer Krankenakte, dann verabschiedete er sich. Die Schwester folgte ihm eine Minute später.
    Sobald Elizabeth wieder alleine im Zimmer war, schlug sie die Decke zurück und schwang ihre Beine über die Bettkante. Sofort bereute sie die schnelle Bewegung. Nicht genug damit, dass sich ihre Brust anfühlte, als hätte sie sich vor nicht allzu langer Zeit mit einem Zug angelegt, nein, ihr war auch augenblicklich so schwindelig, dass sie den Kopf in ihre Hände legen und erst einmal ein paar Minuten lang tief durchatmen musste. Sobald das Karussell in ihrem Kopf zum Stillstand gekommen war, erhob sie sich vorsichtig und tappte in die Zimmerecke, um das Sonnenamulett aufzuheben. Es war vielleicht ein lausiger Glücksbringer, aber es war auch ihr einziges Andenken an Daniel. Sie umschloss den Anhänger fest mit den Fingern und drehte sich dann dem langen Wandspiegel zu, um den Schaden zu begutachten.
    Der Anblick war zum Fürchten. Das unsägliche Krankenhausleibchen, das den Namen Nachthemd nicht verdiente, war schon schlimm genug. Zudem war sie leichenblass, und ihre dunklen Haare klebten strähnig am Kopf. Das Übelste waren jedoch die Blutergüsse an Hals und Brustbein, die vermutlich am nächsten Tag noch grässlicher aussehen würden.
    Doch auch wenn sie ziemlich böse zugerichtet worden war, so war sie immerhin mit dem Leben davon gekommen. Sie hatte Glück gehabt.
    Im Gegensatz zu Daniel.
    Just in diesem Moment flackerte hinter ihr im Spiegel erneut der Umriss eines Mannes auf. Ihr Herzschlag setzte aus. Keuchend fuhr sie herum.
    Aber hinter ihr stand niemand. Sie war völlig allein im Zimmer.
    Elizabeth grübelte noch immer über die ominöse Halluzination nach und überlegte, ob sie ihren Arzt darauf ansprechen sollte, als sie wenig später das erste Mal Besuch von der Polizei bekam.
    Die zwei uniformierten Beamten befragten sie ausführlich zu den Ereignissen in der Gasse vor dem Club.
    Nach einer quälend lang erscheinenden halben Stunde fasste der ältere der beiden Officers ihre Aussage zusammen. „Sie konnten den oder die Angreifer also nicht erkennen. Und Sie haben auch nicht gesehen, von wo sie kamen. Sie sind auch nicht in der Lage, zu sagen, um wie viele Angreifer es sich handelte.“
    „Leider nein“, sagte Elizabeth leise und schüttelte schwach den Kopf.
    „Verzeihen Sie die Frage, Miss Parker, aber wie kann das sein? Sie müssen uns doch zumindest sagen können, aus welcher Richtung Sie angegriffen wurden. Der oder die Angreifer sind doch nicht einfach aus dem Nichts aufgetaucht, oder?“
    „Ich hatte die Augen geschlossen“, murmelte sie, den Blick auf ihre verknoteten Finger gerichtet.
    „Wie bitte?“
    Elizabeth seufzte. „Ich hatte die Augen geschlossen“, wiederholte sie deutlicher.
    „Und wieso hatten Sie die Augen geschlossen?“, fragte der Officer. Offensichtlich war er etwas schwer von Begriff.
    Musste sie es tatsächlich laut aussprechen? Weil sie dabei gewesen waren, sich zu küssen. Weil seine Lippen nur wenige Zentimeter über ihren geschwebt waren. Daniels Lippen, von denen sie nun nie wissen würde, wie es war, von ihnen geküsst zu werden.
    Elizabeth konnte es nicht aussprechen und starrte nur weiter auf ihre zitternden Hände.
    Der zweite Polizist, der die meiste Zeit schweigend neben seinem Kollegen gestanden hatte, flüsterte dem Älteren etwas ins Ohr. Endlich schien auch bei diesem der Groschen zu fallen.
    „Oh! Verstehe. Nun ...“ Verlegen blätterte der Officer durch seine Notizen und schürzte die Lippen. „Haben der oder die Angreifer ...“
    „Ich denke, es waren mindestens zwei“, unterbrach Elizabeth mit etwas festerer Stimme. „Eventuell auch mehr. Aber einer alleine hätte nie … ich meine, einer alleine wäre nicht in der Lage gewesen uns beide …“ Ihre

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