Ghostbound (German Edition)
gut?“
„Keine Sorge, Jenn. Ich bin in Ordnung“, beruhigte Elizabeth ihre Freundin. Daniels missbilligendem Schnauben nach zu urteilen, war er da allerdings ganz anderer Meinung. „Ich hätte zwar noch etwas Ruhe gebrauchen können, aber Sam sieht das wohl nicht so.“
„Dieser Blutsauger“, fauchte Jennifer ungehalten, was Daniel mit einem energischen Nicken bekräftigte. „Ich melde mich heute Abend bei dir. Du musst mir genau erzählen, was passiert ist. Kopf hoch, Süße.“
Elizabeth setzte den Weg zu ihrem Schreibtisch fort, wurde aber nach einigen Schritten von Jessica zurückgerufen. „Elizabeth, Schätzchen! Sam hat jetzt Zeit für dich.“
Nun warfen ihr alle Kollegen besorgte Blicke zu.
Elizabeth holte einmal tief Luft, ignorierte dabei den Schmerz in ihrer Brust und murmelte: „Auf in die Löwengrube.“
„Keine Sorge, Liz. Du gehst da nicht alleine rein“, versicherte Daniel ihr. Sie schenkte ihm ein kurzes, dankbares Lächeln und machte sich dann auf, Samuel L. Jeffreys gegenüberzutreten.
Jeffreys saß hinter seinem riesigen Schreibtisch vor dem Panoramafenster mit Blick auf die Themse und die Tower Bridge. Als sie nach einem kurzen Klopfen eintraten, hackte er - Elizabeth vollständig ignorierend - auf seine Tastatur ein. Sie blieb an der Tür stehen und wartete darauf, dass ihr Chef sie zur Kenntnis nahm, während Daniel direkt auf Jeffreys zu steuerte und mit einem kleinen Winken „Hi!“ sagte. Dann ließ er sich auf der Schreibtischkante nieder und seinen Blick interessiert durch das schickte Büro wandern.
Als Jeffreys ihr auch nach einer vollen Minute noch keine Beachtung geschenkt hatte, fragte Elizabeth zögerlich: „Sir? Sie wollten mich sprechen?“
Es dauerte weitere zehn Sekunden bis Jeffreys endlich aufsah und Elizabeth von oben bis unten musterte. „Ja das wollte ich, Elizabeth. Kommen Sie, setzen Sie sich.“
Der Aufforderung nachkommend ließ sie sich in einen Besucherstuhl vor dem Schreibtisch nieder und sah ihren Chef unbehaglich an.
Samuel Jeffreys war ein Mann, der es verstand, sich in Szene zu setzen. Er war zwar bereits weit in den Fünfzigern, von eher kleiner Statur und leicht untersetzt, aber er kam nie ohne maßgeschneiderten Anzug und hochglänzende Lackschuhe ins Büro. Seine Frisur war stets makellos, jedes einzelne seiner viel zu schwarzen Haare blieb zu jeder Zeit an dem ihm zugewiesenen Platz. Seine Fingernägel waren immer perfekt manikürt und sein Gesicht wies unabhängig von der Jahreszeit eine beneidenswerte Urlaubsbräune auf.
Jeffreys durchdringender Blick ließ Elizabeth keine Sekunde los, als er fragte: „Nun, wie geht es Ihnen?“
„Ähm, den Umständen entsprechend.“ Ihre Antwort klang eher wie eine Frage.
„Schön, schön.“ Jeffreys stemmte beide Hände auf die Tischplatte, erhob sich und kam um den Schreibtisch herum. Er lehnte sich mit verschränkten Armen direkt vor Elizabeth an die Tischkante, nur wenige Zentimeter neben Daniel, der daraufhin mit angewiderter Miene aufstand und es sich im Chefsessel bequem machte. „Also Elizabeth, wann kann ich mit Ihrem Artikel rechnen? Ich hätte ihn gerne noch in der Wochenendausgabe.“
Wochenendausgabe? „Sir, es ist Freitag, und ich hatte noch keine Gelegenheit, mit Ian Carmichaels Eltern zu sprechen …“
„Wer redetet denn von den Carmichaels“, fiel ihr Sam Jeffreys mit einer ungeduldigen Geste ins Wort. „Die Geschichte habe ich längst Lorna übertragen. Was ich von Ihnen erwarte, ist natürlich ein Bericht zu dem Mord an Detective Mason.“
„Was?“, entfuhr es Daniel und Elizabeth gleichzeitig.
„Wer wäre dazu besser geeignet als Sie, meine Liebe? Exklusives Material aus erster Hand. Das ist Gold wert! Und Sie stehen als Zeugin doch bestimmt auch in engem Kontakt mit der Polizei.“
Jeffreys wirkte geradezu euphorisch.
Elizabeth war nur in der Lage, ihren Chef mit offenem Mund anzustarren. Sie konnte Daniel hinter Jeffreys Rücken zwar nicht sehen, doch konnte sie sich seinen Gesichtsausdruck auch so lebhaft vorstellen. „Sir, ich …“, setzte sie schließlich an, aber ihr Chef fiel ihr erneut ins Wort.
„Und ich erwarte, dass Sie die Geschichte etwas breiter ausrollen. Ich will, dass sie sich nicht auf den Mord an sich, sondern auf emotionale Hintergrundgeschichten konzentrieren!“
Elizabeth spürte, wie die Farbe aus ihrem Gesicht wich und ihr Herz in die Magengrube abrutschte. Jetzt war sie richtiggehend froh, dass sie Daniel in diesem Moment
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