Ghostbound (German Edition)
Jennifer. „Äh, Süße? Ich dachte, du solltest wissen, dass Sam Lorna die Story übergeben hat.“
Das war für Elizabeth keine Neuigkeit, Sam hatte ihr bereits gesagt, dass Lorna nun über die Teenager-Morde schrieb. Aber etwas an Jennifers Stimme alarmierte sie. „Welche Story, Jenn? Die Teenager-Morde?“
„Auch …“
Elizabeth hätte ihre Freundin beinahe angefahren, endlich deutlicher zu werden und mit der Sprache rauszurücken. Aber sie ahnte die Antwort bereits, und ihr Herz begann zu rasen.
„Sie soll über den Überfall schreiben. Speziell über den Detective … und dich.“ Jennifer klang so kleinlaut, als wäre es ihre Schuld.
„Diese stinkende kleine Kanalratte!“, schimpfte Elizabeth ungehalten. Daniel sah sie überrascht von der Seite an. So einen Ton kannte er an ihr noch nicht.
Ausgerechnet Lorna Burnell, der Bullterrier! Diese Frau war für ein Blatt wie den Star geboren. Sie kannte keinerlei Skrupel, Moral war für sie ein Fremdwort, und sie ließ sich von nichts und niemandem aufhalten.
„Tut mir leid“, seufzte Jennifer.
„Du kannst ja nichts dafür, Jenn. Eigentlich dürfte es mich ja auch gar nicht so überraschen. Von jemandem wie Sam konnte ich doch nun wirklich keinen Anstand erwarten.“
„Trotzdem. Ich sehe dich morgen, Süße. Mach‘s gut.“
Elizabeth stützte sich mit den Ellenbogen auf die Brüstung, verschränkte die Hände und ließ den Kopf hängen.
Daniel gesellte sich in der gleichen Pose neben sie und sah sie von unten herauf an. „Alles in Ordnung?“
Elizabeth schüttelte nur den Kopf. Sie konnte ihn nicht ansehen, geschweige denn antworten. Welche schlüpfrigen Geschichten und Halbwahrheiten würden im London Star in den nächsten Tagen erscheinen? Wer würde sie lesen und für bare Münze nehmen?
„Dein Ex-Chef lässt jemand anderen über mich schreiben“, vermutete Daniel. Als Elizabeth wortlos nickte, verzog er das Gesicht und sagte nur: „Überraschung.“
„Über uns beide“, stellte Elizabeth mit belegter Stimme richtig.
„Hm. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie irgendwelche Leichen in deinem Keller finden werden.“
„Und in deinem?“ Elizabeth sah betrübt auf. Etwas irritiert stellte sie fest, dass sich Daniels Haare, trotz des starken Windes, der über die Brücke fegte, nicht bewegten. Ganz im Gegensatz zu ihren eigenen, die sie sich ständig aus den Augen streichen musste.
Daniel hob die Schultern. „Wenn man lange genug gräbt, findet man doch bei so gut wie jedem irgendetwas.“
Ein nicht gerade beruhigender Gedanke, fand Elizabeth. „Ich wünschte, ich hätte mich nicht geweigert, den Artikel zu schreiben. Dann hätte ich jetzt wenigstens in der Hand, welche Informationen an die Öffentlichkeit kommen und welche nicht.“
„Ich weiß zwar nicht, was es wert ist, Liz, aber ich bin verdammt stolz auf dich, dass du dem Mistkerl die Stirn geboten hast. Und alles andere wird sich ergeben. Na, komm.“ Mit einem Nicken bedeutete er Elizabeth, ihren Weg fortzusetzen.
Als sie eine halbe Stunde später vor Elizabeths Wohnung ankamen, fanden Sie neben dem Southwark Courier, den Shari wie versprochen vor die Tür gelegt hatte, auch die gestrige Ausgabe der Times, die einen kurzen, neutralen Bericht über den Überfall enthielt. Offenbar basierte der Artikel auf einer Pressemitteilung der Polizei. Nur Fakten, keinerlei Spekulationen oder gar Angaben zum Ermittlungsstand. Allerdings überraschte es Elizabeth, dass ihr voller Name genannt wurde.
Shari hatte den Artikel markiert und einen Zettel beigefügt, auf dem stand: „Sorry, ich wusste das heute früh noch nicht! Sag mir Bescheid, falls du was brauchst.“
Beckett war nirgends zu sehen, aber sein Futternapf war leer, also war er heute wohl schon mal hier gewesen. Bevor Elizabeth in die Küche ging, um sich ein einfaches Abendessen zuzubereiten, startete sie die Rock´Zone CD, was Daniel mit einem Augenrollen quittierte. Während sie mit Rührei und Toast beschäftigt war, stand Daniel abermals am Tresen gelehnt und beobachtete sie. „Also, erzähl mir was über Poker“, begann Elizabeth das Gespräch. „Was fasziniert dich daran?“ Sie schenkte ihm ein freches Grinsen. „Die Aussicht auf das große Geld kann es ja nicht sein.“
Daniel dachte einen Moment nach. „Pokern ist Wettkampf in seiner reinsten Form“, erklärte er. „Am Pokertisch sind alle Menschen gleich, und das Einzige, was am Ende zählt, ist das persönliche Geschick und Können.“
„Und
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