Ghostbound (German Edition)
sich die anderen Wartenden und kam zu dem Schluss, dass sie sich für das richtige Outfit entschieden hatte. Anstatt ihrer üblichen Jeans trug sie ein schwarz-rotes Kleid mit dünnen Trägern und darüber eine kurze schwarze Strickjacke. Den Versuch, ihre widerspenstigen dunklen Locken kunstvoll nach oben zu stecken, hatte sie nach fünfzehn Minuten vor dem Spiegel entnervt aufgegeben. Dafür war sie, was das Make-up anging, mit dem Ergebnis durchaus zufrieden. Ihr gleichmäßiger, leicht olivfarbener Teint hatte lediglich eines Hauchs von Rouge bedurft. Und auch ihre großen braunen Augen und den um einen Tick zu breiten Mund mit dem verhassten Muttermal über der Oberlippe hatte sie bestmöglich betont.
In die U-Bahn traute sie sich in diesem Aufzug jedoch nicht, und so hatte sie schweren Herzens fünfzehn Pfund für ein Taxi ausgegeben.
Elizabeth hoffte, dass sich das Ganze für sie auszahlte. Seit sie in London lebte, hatte sie sich noch nie alleine ins Nachtleben gestürzt. Dafür war sie einfach nicht souverän genug. Aber das hier war geschäftlich, und wenn sich in ihrer Karriere endlich etwas bewegen sollte, dann musste sie da jetzt durch.
Auf der Webseite des Clubs, vor dem sie nun stand, wurde für heute Abend nämlich die Band Rock´Zone angekündigt. An der Bassgitarre: Daniel Mason.
Falls dieser Daniel Mason in der Band tatsächlich der ruppige Detective Sergeant von der Met Police sein sollte, sah ihr Plan vor, ihn nach dem Auftritt auf unverfängliche Art und Weise in ein Gespräch zu verwickeln und so an Information zu gelangen.
Bibbernd vor Kälte erreichte Elizabeth den Eingang und schenkte dem Türsteher ihr strahlendstes Lächeln. Der muskelbepackte Glatzkopf musterte sie billigend und winkte sie durch. Endlich im Warmen, schälte sie sich aus ihrer Strickjacke und zahlte zähneknirschend die zehn Pfund Eintritt. Zusammen mit den Taxifahrten und einem Drink würde dieser Abend ihre Finanzreserven für die gesamte Woche fordern. Blieb zu hoffen, dass ihre Aktion dieses Opfer wert war.
Sie bahnte sich einen Weg durch den schummrigen, gewölbeartigen Club und boxte sich einen Platz an der Bar frei. Dort bestellte sie sich erst einmal einen Daiquiri, um sich Mut für den vor ihr liegenden Abend anzutrinken. Die Band hatte noch nicht angefangen zu spielen, aber der DJ legte ziemlich gute Musik auf. Die feiernde Menschenmenge nach Mason absuchend lehnte sie sich mit dem Rücken an den schwarz lackierten Tresen, wippte den Kopf im Takt und trank ihren Cocktail. Langsam begann sie sich zu entspannen.
„Schau an, so schnell sieht man sich wieder“, sagte plötzlich jemand dicht an ihrem Ohr.
Elizabeth verschluckte sich prompt an ihrem Daiquiri. Sie fuhr herum und sah in Detective Masons schelmisch grinsendes Gesicht.
„Ganz schön schreckhaft. Haben Sie etwa ein schlechtes Gewissen?“
Alles, was sie herausbrachte, war ein gehustetes: „Nein!“ Sofort ärgerte sie sich über diese lahme Antwort. Ihre Schlagfertigkeit hatte schon bessere Auftritte hingelegt.
Mason grinste noch breiter. „Was tun Sie hier? Verfolgen Sie mich?“
Endlich fand Elizabeth ihre Fassung wieder. Was bildete sich dieser dreiste Kerl eigentlich ein? „Wieso darf ich nicht hier sein? Das hier ist ein angesagter Club, und die Band, die heute Abend spielt, soll sensationell gut sein.“
Mason hob zweifelnd eine Augenbraue. „Tatsächlich? Sensationell gut? Schreiben Sie jetzt auch für den Kulturteil des Star? Oder an einem Szene-Guide?“
Warum war Elizabeth nicht auf diese Idee gekommen? Anstatt die Steilvorlage zu nutzen und seine Vermutung zu bestätigen, sagte sie jedoch: „Nein, ich bin ganz privat hier. Ich bin rela tiv neu in London und kenne noch nicht so viele Leute. Möglicherweise treffe ich ja heute Abend jemand Interessanten.“ Sie biss sich auf die Zunge. Warum hatte sie das gesagt? Am Ende würde der Detective noch den Eindruck gewinnen, sie wäre auf der verzweifelten Suche nach einem Mann. „Und wie gesagt, die Band soll sehr gut sein.“ Verlegen nahm sie einen weiteren Schluck.
„Na, dann mal viel Spaß“, antwortete Mason belustigt. „Falls Sie während des Auftritts nicht die Flucht ergreifen, sehen wir uns ja vielleicht noch.“ Mit einem Klaps auf den Tresen machte er sich in Richtung Bühne davon und gesellte sich zu seinen Bandkollegen, die bereits ihre Instrumente aufgenommen und mit den Soundchecks begonnen hatten.
Mason passte auf die Bühne, so viel musste Elizabeth ihm
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