Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
bei Coyles Käfig zu beginnen, damit er seine Leute beruhigen und instruieren konnte.
Das Herz hämmerte in ihrer Brust, als sie ankam und die Blicke der Berglöwen auf sich fühlte, die nicht alle wohlwollend zu sein schienen. Aber das war jetzt egal, sie würde alle retten, wenn sie die Möglichkeit hatte. Sie duckte sich hinter den vordersten Käfig und atmete tief durch. Okay, die erste Hürde war genommen, jetzt musste es ihr nur noch gelingen, das Schloss zu knacken. Rasch holte sie den Bolzenschneider unter ihrer Jacke hervor und drehte sich dem Käfig zu. „Coyle?“
Eine Pfote schob sich durch die Gitterstäbe und berührte ihren Arm. Der Atem stockte in ihrer Kehle, als sie in seine Augen blickte. Sie hob ihre Hand und berührte Coyles Kopf, das Fell warm und weich unter ihren Fingerspitzen. Tränen traten in ihre Augen, als seine raue Zunge über ihre Hand fuhr. Am liebsten hätte sie sich an ihn gelehnt und alles andere vergessen, doch das musste warten. „Ich hole euch hier raus. Ihr müsst so schnell und leise wie möglich vom Lager weg, ohne dass euch die Männer sehen.“
Coyle neigte den Kopf zum Zeichen, dass er sie verstanden hatte. Widerwillig zog Marisa ihre Hand zurück und hob den Bolzenschneider wieder auf, den sie ins Gras gelegt hatte. Coyle folgte ihr im Käfig bis zur Tür, wo sie die Zange ansetzte und die Griffenden mit aller Kraft zusammendrückte. Mit einem metallischen Knacken gab das Schloss nach, sie warf es zur Seite und schob den Riegel auf. Das Quietschen kam ihr unendlich laut vor, aber ein Blick über die Schulter beruhigte sie. Im Lager blieb alles ruhig, niemand schlug Alarm. Rasch stieß sie die Tür auf und beobachtete, wie Coyle sich durch die Öffnung schob und wie ein Geist im Dunkel verschwand. Erleichtert atmete sie durch. Jetzt musste sie nur noch die anderen Käfige aufbekommen.
So schnell wie möglich schlich sie zum zweiten Käfig, knackte auch hier das Schloss und sah den Berglöwen hinterher, die in der Dunkelheit verschwanden.
Als sie sich dem nächsten Käfig zuwenden wollte, wurde ihr bewusst, dass jemand hinter ihr war. Unvermittelt wirbelte sie herum, den Bolzenschneider erhoben, bereit ihn dem Angreifer über den Schädel zu ziehen. Doch es war kein Mann, sondern ein Berglöwe – Coyle, um genau zu sein. Erleichtert ließ sie ihre zitternden Arme sinken und stieß ihren Atem aus. „Verdammt, du hast mich erschreckt“, zischte sie kaum hörbar. „Was machst du noch hier? Lauf!“
Coyle sah sie nur aus seinen Berglöwenaugen an und rührte sich nicht.
„Dir ist schon klar, was passiert, wenn sie dich erwischen?“ Coyle neigte den Kopf und lehnte sich an ihr Bein. „Okay, du hast es so gewollt. Ich muss die anderen Käfige öffnen, bevor uns jemand bemerkt.“ Damit wandte sie sich wieder zu dem Käfig um, dessen Insassen ihr schon ungeduldig entgegenblickten. Ein weiterer Blick zum Lager zeigte ihr, dass sie noch nicht entdeckt worden war. Noch einmal knackte sie ein Schloss und schob die Gittertür auf. Coyle grollte leise neben ihr und gab offenbar die nötigen Anweisungen an die Berglöwen, deshalb kümmerte sie sich nicht weiter darum. Stattdessen lief sie zum nächsten Käfig.
Obwohl nur wenige Minuten verstrichen sein konnten, kam es ihr so vor, als wäre sie bereits seit Stunden in der Dunkelheit unterwegs. Schließlich kam sie beim letzten Käfig an und knackte das Schloss. Ihre Arme schmerzten von dem schweren Bolzenschneider und den scheinbar immer härter werdenden Schlössern. Erleichtert stieß sie den Atem aus, als die letzten Berglöwen im Wald verschwanden. Ihr Blick wanderte zu Coyle, der die ganze Zeit bei ihr geblieben war. „Waren das alle?“
Er neigte den Kopf, sah dann aber in Richtung des Lagers.
„Nein, ohne Waffen können wir die Männer nicht angreifen.“ Marisa grub ihre Finger in sein Fell und versuchte, ihn mit sich in Richtung des Walds zu ziehen, doch Coyle war zu schwer für sie, und sie wollte auch nicht zu sehr an seinen Verletzungen zerren. „Komm schon, oder muss ich dich tragen?“
Im Dunkeln konnte sie es nicht sehen, aber sie hatte das Gefühl, dass Coyle die Vorstellung belustigte. Ohne einen Laut von sich zu geben, legte er sich auf den Boden zwischen den Käfigen. War er vielleicht schwerer verletzt, als sie gedacht hatte? Marisa kniete sich neben ihn und fuhr mit ihren Fingern über sein Fell. Der Herzschlag schien zumindest normal zu sein, genau wie seine Atmung. Nicht dass sie irgendeine
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