Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
sich ganz dem Kuss hin.
Coyle versuchte, sich zu beherrschen, doch die Tatsache, dass er Marisa nach so langer Zeit endlich wieder in den Armen hielt, untergrub seine Vorsätze. Mit allerletzter Kraft löste er sich von ihr und hielt sie auf Armeslänge von sich entfernt. Jeder engere Körperkontakt würde nur dazu führen, dass er nicht mehr das sagen konnte, was er sagen musste, um sie zurückzugewinnen.
Mit ihren dunklen Augen blickte sie ihn einige Sekunden verlangend an, bevor sie sich wieder bewusst wurde, dass sie eigentlich sauer auf ihn war. Coyle unterdrückte einen Seufzer, als sie seine Hände abschüttelte und sich gerader aufrichtete. Er liebte es, wie sie ihr Kinn in die Luft reckte und ihn störrisch ansah, doch das sagte er nicht, denn er wusste, dass sie ihn dann aus dem Haus werfen würde. So fuhr er nur mit der Hand über seine zerzausten Haare und versuchte, die Worte wiederzufinden, die er in den langen drei Monaten eingeübt hatte.
„Ich möchte einfach nur bei dir sein, Marisa, mit dir reden, dich berühren können, wann immer mir danach ist. Mir ist klar geworden, dass mein Leben ohne dich leer ist und ich nicht mein ganzes Leben lang nur für die Gruppe da sein kann. Du hattest recht damit, dass ich nicht für alles die Verantwortung trage und sie auch mal an andere abgeben kann.“ Er atmete tief durch. „Ich habe meinen Sitz im Rat weitergegeben und bin jetzt frei, das zu tun, was ich möchte.“
Die Erinnerung daran, wie Finn sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hatte, sein Nachfolger im Rat zu werden, letztlich aber doch nachgeben musste, hob kurzzeitig seine Stimmung.
Marisa starrte ihn erstaunt an. „Warum hast du das getan? Hast du nicht immer gesagt, dass dich die Gruppe braucht? Und gerade jetzt sind die Zeiten schwieriger als je zuvor.“
Coyle schnitt eine Grimasse. „Danke, dass du mich daran erinnerst.“ Er hob die Hand, als sie etwas sagen wollte. „Ich habe meine Pflicht für die Gruppe lange genug erfüllt. Es sind andere da, die meinen Platz einnehmen können und werden. Und es ist ja nicht so, als würde ich die Wandler im Stich lassen wollen, ich werde sie auch weiterhin oft sehen und bei Problemen jederzeit zur Verfügung stehen.“
„Was willst du denn stattdessen machen?“ Sie versuchte, ihren Gesichtsausdruck normal zu halten, aber es gelang ihr nicht ganz. Er konnte einen Hoffnungsschimmer erkennen, der ihm den Mut gab weiterzureden.
Er fing ihre Hand ein und verschränkte seine Finger mit ihren. „Ich möchte mir ein eigenes Leben aufbauen, zusammen mit der Frau, die ich … liebe.“ Trotz der ganzen Proben stolperte er immer noch über das Wort. Hitze stieg in seine Wangen. „Ich weiß, dass ich dich nicht bitten kann, mitten im Wald zu leben und alles andere aufzugeben. Deshalb habe ich mir das hier überlegt.“ Coyle zog einige Fotos aus seiner Jackentasche und hielt sie ihr hin. Nervös beobachtete er, wie sie das oberste Foto lange betrachtete, bevor sie zu ihm aufblickte.
„Das Haus ist wunderschön. Wo steht es?“
Coyle stellte sich neben sie und sah ebenfalls auf das Foto hinunter. „Das zeige ich dir gleich. Sieh dir erst die anderen Bilder an.“ Während sie das tat, begann er zu erzählen. „Es steht am Waldrand und hat eine eigene Zufahrt, es fährt also niemand vorbei, der nicht dorthin will. Die nächsten Nachbarn sind etliche Meilen entfernt, aber im Notfall mit dem Auto schnell erreichbar. Außerdem kann man relativ einfach zum Lager der Wandler kommen. Es gibt Strom und fließend Wasser, Internet, Fernsehen über Satellit. Die Küche hat alles, was man braucht, inklusive Geschirrspüler. Es gibt ein großes Wohnzimmer mit angeschlossenem Esszimmer, zwei Schlafzimmer und ein voll ausgestattetes Büro für dich. Das Badezimmer …“
„Stopp, das reicht! Du hörst dich an wie ein Immobilienmakler.“
„Ich bin nervös, entschuldige.“
Marisas Augenbraue hob sich. „Warum solltest du nervös sein? Du hast doch alles perfekt geplant.“
„Ja, aber du hast noch nicht gesagt, dass du mir verzeihst und mit mir in das Haus ziehst.“
„Sag nicht, du hast es schon gekauft?“
Coyle lächelte sie schief an. „Nein.“
„Gott sei Dank!“
„Ich habe es für uns gebaut.“ Als er ihren fassungslosen Blick sah, sprach er rasch weiter. „Okay, nicht alleine, Finn, Torik und einige andere haben mir geholfen. Und die Möbel sind zum Teil aus meiner alten Hütte, weil ich noch keine Zeit hatte, neue …“
Marisa
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