Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
vielleicht fühlte sie es nur nicht, weil Adrenalin durch ihren Körper pumpte. Hauptsache, sie lebte und war noch in der Lage, sich zu wehren.
„Du Miststück! Das wird dich nicht retten.“ Die Stimme kam mit jedem Wort näher. Sie konnte sehen, wie der Verbrecher sich wieder aufrappelte.
Marisa zwang ihre Gliedmaßen, sich zu bewegen. Was nicht so einfach war, weil sie durch den Sturz die Orientierung im Dunkeln verloren hatte. Aber zur Not würde sie auch auf allen vieren davonkrabbeln, wenn ihr das irgendwie half. Erschrocken schrie sie auf, als sich eine Hand in ihre Haare grub und ihren Kopf schmerzhaft nach hinten zog. Ihr Genick knackte hörbar, die Nackenmuskeln zogen sich protestierend zusammen. Marisa krallte ihre Hände in die Arme des Mannes, aber er reagierte überhaupt nicht darauf. Irgendetwas schien er auf dem Boden zu suchen, während er sie mit einer Hand festhielt.
Die Pistole! Marisa erstarrte, als ihr klar wurde, dass ihre einzige Chance darin bestand, die Waffe vor ihm zu finden. Er war kräftiger als sie und würde sie ohne Mühe auch mit seinen Händen töten können, doch wenn sie die Pistole hatte, konnte sie ihn damit in Schach halten, bis ihr jemand zu Hilfe kam.
Sie ließ sich nach hinten fallen und brachte ihn damit aus dem Gleichgewicht. Der Griff in ihren Haaren lockerte sich, was sie sofort ausnutzte. Auf Händen und Knien krabbelte sie aus seiner Reichweite, während sie gleichzeitig nach der Waffe tastete. Etwas legte sich um ihren Knöchel und zog das Bein unter ihr heraus.
Mit einem Schmerzlaut landete sie auf dem Boden, ihre Wange schrammte über etwas Hartes. Verzweifelt versuchte Marisa, sich aus der Umklammerung zu lösen oder sich irgendwo festzuhalten, aber sie wurde unaufhaltsam zurückgezogen. Sie trat mit ihrem freien Fuß zu und wurde mit einem schmerzerfüllten Grunzen belohnt. Doch die Hoffnung freizukommen, hielt nicht lange, der Verbrecher schob sich über sie und drückte sie mit seinem Körpergewicht zu Boden. Sie bekam kaum noch Luft, ein Knie presste sich in ihren Rücken, sodass sie nicht mehr atmen konnte. Helle Punkte flimmerten vor ihren Augen, ihre Kraft ließ nach. Coyle .
Kaltes Metall presste sich in ihren Nacken. „Das war’s. Du wirst mir keinen Ärger mehr machen.“
Kälte breitete sich in Marisa aus. Sie wollte nicht sterben, sie hatte noch so viel vor, nachdem sie endlich aus ihrer Starre aufgewacht war. Schon gar nicht, ohne wenigstens Coyle noch einmal gesehen zu haben, seine warmen Augen auf sich gespürt zu haben, sein Lächeln, das die Welt leuchten ließ. Tränen liefen über ihre Wangen und versickerten im Erdreich. Sie klammerte sich an die letzten Reste ihres Bewusstseins, während es immer schwärzer um sie wurde.
Abrupt wurde das Gewicht von ihrem Rücken genommen, Luft strömte schmerzhaft in ihre Lungen. Marisa glaubte, einen Schrei zu hören, aber das Blut rauschte so laut in ihren Ohren, dass sie kaum etwas außer ihren eigenen keuchenden Atemzügen wahrnahm. Dann hörte sie es – ein unheimliches Knurren, das die Haare in ihrem Nacken sträubte. Mühsam drehte sie sich um und versuchte, sich aufzusetzen. Nur langsam konnte sie wieder genug sehen, um zu erkennen, was vor sich ging. Ihr Angreifer lag auf dem Rücken, über ihm kauerte ein Berglöwe.
„Coyle?“
Der Berglöwe drehte ihr seinen Kopf zu, und sie erschrak über das Blut an seinem Maul. Kaltes Entsetzen lief durch ihren Körper, als sie erkannte, was er getan hatte. Gleichzeitig war sie erleichtert, dass der Verbrecher niemandem mehr etwas antun konnte. Der Berglöwe stieß ein Fauchen aus, und die im Mondlicht glitzernden Reißzähne machten ihr wieder bewusst, dass es Raubtiere waren und keine Hauskatzen. Aber es war nicht Coyle, dieses Exemplar hatte dunkleres Fell, und das Gesicht wirkte härter, kantiger. Vorsichtig richtete sie sich auf und kroch zu Angus, der immer noch bewegungslos dalag. Dabei behielt sie den Berglöwen im Auge, schließlich wusste sie nicht, ob er nicht zu denen gehörte, die sie für eine Verräterin hielten, und auf die Idee kam, sie auch noch zu beseitigen. Doch er sah sie nur an, eine Pfote weiterhin auf seine Beute gestützt. Beruhigt wandte Marisa sich Angus zu.
„Angus?“ Zögernd streckte sie ihre Hand aus und strich über sein Fell. Er reagierte nicht, aber sie glaubte, den Hauch eines Atemzugs zu spüren. Vielleicht war es aber nur Einbildung, weil sie es so sehr wollte. Behutsam drehte sie den Hund auf die Seite und
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