Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
wieder wegschicken, das weiß ich schon jetzt.“
„Und das möchtest du nicht?“
Hilflos hob Marisa die Schultern. „Ich weiß nicht, was ich will. Oder was überhaupt möglich ist. Ich weiß nur, wie sehr es mir wehgetan hat, als er mich beim letzten Mal weggeschickt hat.“ Sie biss auf ihre Unterlippe. „Ich dachte, das zwischen uns wäre etwas Besonderes, aber er hat mich einfach so gehen lassen. Als wäre ich nur ein Zeitvertreib für ihn gewesen.“ Marisa schlang die Arme um ihren Oberkörper, um den Schmerz zu unterdrücken, der wieder in ihrer Brust aufstieg.
Etwas glitt über Fays Gesicht, so schnell, dass Marisa es nicht identifizieren konnte, bevor es wieder verschwunden war. „Coyle lässt kaum jemanden an sich heran, eigentlich nur seine Schwester und Finn. Und selbst die hält er gerne auf Abstand.“
„Aber warum? Wegen dem, was damals mit Amber und seinem Vater passiert ist?“ Sie konnte sich noch genau daran erinnern, wie es gewesen war, ihre Mutter zu verlieren, aber da war sie schon erwachsen gewesen, und vor allem hielt sie sich nicht selbst für schuldig an ihrem Tod, so wie Coyle es anscheinend bei seinem Vater tat.
Fays Augenbrauen hoben sich. „Das hat er dir erzählt?“
„Nun ja, eher als Erklärung für eine andere Sache, die nichts mit ihm zu tun hatte. Ich verstehe immer noch nicht, warum er sich daran die Schuld gibt, er war doch noch ein Kind. Vielleicht hat er sich nicht ganz richtig verhalten, aber er sollte sich nicht so viele Jahre später noch deswegen quälen.“
Fays Augen wurden wärmer. „Genau das sagen wir ihm schon seit damals, aber es hilft nicht. Er muss selbst darauf kommen.“ Sie verzog den Mund. „Übrigens sind die Dickköpfigkeit und diese Fähigkeit zum Selbsthass unter den Berglöwenmännern weit verbreitet. Scheint fast genetisch bedingt zu sein.“
„Wie beruhigend.“
„Wenn ihr jetzt fertig seid, euch über mich zu unterhalten, können wir dann gehen?“
Marisa wirbelte herum, als Coyles Stimme unerwartet hinter ihr ertönte. Eine Hand auf ihr wild klopfendes Herz gepresst starrte sie in seine verschlossene Miene. Innerlich stieß sie einen Seufzer aus. Es schien, als hätte sie sein Vertrauen gerade noch mehr verspielt.
Aber verdammt noch mal, was blieb ihr denn übrig, als mit anderen über ihn zu reden, wenn Coyle sie nicht an sich heranließ? Sie konnte natürlich auch aufgeben, aber der Gedanke, ihn für immer zu verlieren, war so schmerzhaft, dass sie kaum Luft bekam. Haltsuchend legte sie ihre Hand auf Angus’ Schulter und ließ sich von seiner Wärme und dem stetigen Klopfen seines Herzens beruhigen.
„Marisa?“
Sie spürte Coyles Nähe, sah aber nicht auf. Er durfte auf keinen Fall die Tränen in ihren Augen sehen, durfte nicht wissen, wie sehr er sie verletzen konnte.
Raue Finger legten sich unter ihr Kinn und zwangen ihren Kopf nach oben. „Was ist los, geht es Angus schlechter?“
Dass er sich Sorgen um ihren Hund machte, ließ noch mehr Tränen aufsteigen. Hastig blinzelte Marisa sie zurück. „Nein, er wird sich wieder ganz erholen.“
„Das ist gut.“ Seine Augen bohrten sich in ihre. „Wollen wir gehen, oder möchtest du noch hierbleiben?“
„Hat sich etwas wegen des Verräters ergeben?“
Ein Muskel zuckte in Coyles Wange. „Noch nicht, aber wir arbeiten daran.“
„Habt ihr euch eigentlich mal gefragt, wer die Sache mit Marisas Vergangenheit ausgegraben hat? Es muss jemandem ein richtiges Bedürfnis gewesen sein, sie zu verjagen. Ich frage mich, was für einen Hintergrund das haben könnte. Vielleicht war es ein Versuch, die eigene Schuld zu verstecken?“
Marisa konnte Coyle ansehen, dass Fays Fragen etwas in ihm zum Klingen brachten. Er neigte den Kopf. „Ich werde mich darum kümmern.“ Damit reichte er Marisa seine Hand.
Fay hielt ihm die beiden Sender hin. „Hier. Nur falls du dich fragst, warum ich am Nacken der beiden Leopardenfrauen herumgeschnitten habe.“
Röte stieg in Coyles Wangen. „Ist mir gar nicht aufgefallen.“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah er auf die Sender hinunter. „Was soll das sein?“
„Das sind Mikrochips, die den Standort des Trägers an einen Empfänger übermitteln.“
Diesmal wurde Coyle bleich. „Verdammt. An so etwas habe ich überhaupt nicht gedacht. Hast du einen Hammer?“
Wortlos ging Fay aus dem Zimmer und kam wenig später mit dem Werkzeug zurück. „Mach das bitte draußen, ich will den Dreck nicht hier drinhaben. Außerdem würde es
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