Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
müssen.“
Coyle verzog den Mund. „Vermutlich riechen im Moment einige von uns nervös.“
Finn nickte. „Es war diesmal verdammt knapp. Wenn Marisa nicht zurückgekommen wäre, hätten wir nichts dagegen tun können, dass unsere Existenz bekannt wird.“
„Ja.“
Finn sah ihn forschend an. „Was glaubst du, warum hat sie es gemacht? Sie hätte dabei sterben können.“
„Warum sie zurückgekommen ist, habe ich noch nicht rausbekommen. Aber ich denke, sie hat uns geholfen, weil sie nicht tatenlos zusehen kann, wenn irgendwo ein Unrecht geschieht.“
„Deshalb hat es sie auch so getroffen, als ihr vorgeworfen wurde, dass sie mit den Entführern unter einer Decke steckt.“ Finn schob seine Hände in die Hosentaschen. „Hat sie dir schon verziehen, dass du sie weggeschickt hast?“
„Warum sollte …?“ Coyle brach ab, als ihm bewusst wurde, dass er sich dafür noch nicht angemessen bei Marisa entschuldigt hatte.
Finn schüttelte den Kopf. „Also nicht. Kein Wunder, dass sie dich vorhin so angeschaut hat.“
„Du weißt, dass ich nichts anderes tun konnte, nachdem ihre Vergangenheit herauskam und die anderen offensichtlich bereit waren, sie dafür zu lynchen.“ Als Finn schwieg, starrte Coyle seinen Freund wütend an. „Was soll mir das jetzt sagen? Hättest du etwa anders gehandelt?“
„Ich war nicht mit ihr zusammen, sondern du. Was auch immer du zu ihr gesagt hast, hat ihr die Situation anscheinend nicht ausreichend erklärt.“ Nachdenklich betrachtete Finn ihn. „Oder dachtest du nur, dass es eine bequeme Lösung für dein Problem wäre?“
„Was für ein Problem sollte ich haben?“
„Dass du dich in Marisa verliebt hast und denkst, es gibt keine Möglichkeit für euch, zusammen zu sein.“
Coyle sah ihn eine Weile stumm an. „Ich schätze, ich war ein Idiot, Finn.“
„Ja. Und was gedenkst du dagegen zu tun?“
Müde rieb Coyle über sein Gesicht. „Ich weiß es nicht, aber ich kann sie nicht mehr gehen lassen.“
Grinsend legte Finn eine Hand auf Coyles Schulter. „Das dachte ich mir. Viel Glück.“
„Das werde ich brauchen, wer weiß, was Fay ihr gerade erzählt.“
Marisa tätschelte abwesend Angus’ Kopf, während sie beobachtete, wie Fay Jamila behandelte. Die Heilerin hatte die Leopardenfrau gründlich untersucht und anschließend ein Getränk angemischt, dass sie ihr dann mit Kaindas Hilfe eingeflößt hatte. Was auch immer darin war, schien zu helfen, denn Jamila wachte kurz darauf auf und verwandelte sich in einen Menschen zurück. Allerdings sah der Prozess sehr schmerzhaft aus, es wirkte, als müsste sie um jede einzelne Umwandlung kämpfen. Danach rang sie schwer nach Atem, und ihr Körper wirkte noch eingefallener. Während Kainda ihrer Schwester besänftigend über die Haare streichelte, rührte Fay einen Brei an, der äußerst merkwürdig aussah.
„Was ist das?“ Amber schien ähnliche Bedenken zu haben.
„Ein Kraftnahrungscocktail aus konzentrierten Kohlenhydraten und Fetten.“ Fay sah dabei nicht von ihrer Tätigkeit auf. Schließlich wandte sie sich an Kainda. „Kannst du sie noch einmal stützen?“
„Natürlich.“
Fay hob die Augenbrauen. „So natürlich ist das nicht, du bist auch fast verhungert. Noch ein oder zwei Tage und du hättest genauso dagelegen.“
Kainda presste die Lippen zusammen und schwieg. Vermutlich wusste sie, dass die Heilerin recht hatte. Vorsichtig half sie ihrer Schwester in eine sitzende Position. Nachdem Jamila einige Löffel des Breis gegessen hatte, wirkte sie tatsächlich schon etwas kräftiger. Sie warf Kainda einen entschuldigenden Blick zu. „Es tut mir leid, ich hätte nicht …“
„Sei still. Ich hätte merken müssen, dass du am Ende deiner Kräfte bist. Wenn es nicht um die Sender ginge, würde ich dir eine längere Pause gönnen, aber so müssen wir bald weiter.“
Jamila nickte. „Ich weiß. Wenn ich das hier aufgegessen habe …“
Diesmal war es Fay, die sie unterbrach. „Wird sie schön hier liegen bleiben und sich ausruhen. Mindestens zwei Tage.“ Sie fixierte Kainda mit einem harten Blick. „Wenn du nicht willst, dass deine Schwester stirbt, solltest du auf mich hören.“
Kainda wirkte, als würde sie ablehnen wollen, doch Jamila legte ihre Hand auf die ihrer Schwester. „Bitte, Kainda. Du weißt, dass wir nicht mehr weiterkönnen. Wenn du versuchst, mich mitzuschleppen, wirst du auch bald keine Kraft mehr haben. Und was wird dann aus uns?“ Sie wandte sich an Fay. „Danke, wir
Weitere Kostenlose Bücher