Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
erst in der letzten halben Stunde. Wahrscheinlich erklärte das auch den unangenehmen Geruch, der aufgrund der Hitze, die hier herrschte, schon etwas Verwesung enthielt … Isabel atmete scharf aus und erhob sich rasch. Ihre wackeligen Beine gaben nach und sie wäre gestürzt, wenn Bowen sie nicht aufgefangen hätte. Nachdem sie wieder sicher stand, nickte sie Bowen dankend zu, verließ das Büro und setzte sich im Wohnzimmer auf das Sofa. Die anderen waren ihr gefolgt und blickten sie nun besorgt an.
Isabel verschränkte ihre eiskalten Finger ineinander, um zu verhindern, dass sie zitterten. „Fahrt jetzt, ich rufe in zehn Minuten die Polizei.“
„Aber …“
Isabel unterbrach Bowens Protest. „Ich bezweifle, dass ihr den Polizisten begegnen wollt. Ich werde nichts von euch erzählen, ihr könnt ganz beruhigt sein.“
Marisa setzte sich neben sie. „Und was willst du ihnen sagen? Dass du im Haus warst und nichts davon mitbekommen hast? Das wird dir niemand glauben.“
„Ich war wandern, und als ich wiederkam, habe ich …“ Isabel brach ab und versuchte, die Übelkeit zurückzudrängen. „… ich habe ihn so vorgefunden und sofort die Polizei gerufen.“
„Das könnte funktionieren, aber es würde die Reifenspuren nicht erklären. Beziehungsweise, die Polizei würde annehmen, dass unsere Spuren zu dem Mörder gehören und wenn irgendjemand in der Nachbarschaft unser Kennzeichen bemerkt oder uns gesehen hat …“
Coyle unterbrach sie. „Sie werden das Auto nicht mehr finden, dafür werde ich sorgen.“
„Du bist sicher, dass es nicht zu euren Freunden zurückzuverfolgen ist? Willst du das Risiko wirklich eingehen? Wenn ich hierbleibe und sage, dass ich es mir geliehen habe und den Fahrzeugschein vorzeige, können sie mir nicht das Gegenteil beweisen. Außerdem sind die Spuren vom Fahrzeug des Mörders deutlich sichtbar und unterscheiden sich von unseren. Würde ich wegfahren, würde ich mich viel verdächtiger machen, als wenn ich hierbleibe.“ Marisa fuhr sich mit der Hand durch die Haare und sah zu Coyle. „Würdet ihr es schaffen, zu Fuß von hier wegzukommen?“
Er legte den Kopf schräg. „Ja.“ Mehr nicht.
Isabel konnte das Vertrauen sehen, das zwischen ihnen herrschte, und spürte einen eifersüchtigen Stich. In ihrer Familie hatte es so etwas nie gegeben.
„Dann bleibe ich bei Isabel, bis die Polizei kommt.“
„Marisa …“ Es war eindeutig, dass Coyle der Plan nicht gefiel. „Sie werden dich verdächtigen, vielleicht sogar verhaften. Wie willst du ihnen erklären, warum du überhaupt hier warst?“
Ihr Lächeln glich eher einer Grimasse. „Das lass meine Sorge sein, ich werde mich schon irgendwie herausreden.“ Sie stand auf und legte ihre Hand an seine Wange. „Ich habe nichts getan, es gibt keine Spuren hier, die darauf hinweisen würden, dass ich Stammheimer getötet hätte, und wenn Isabel sagt, dass wir ihn zusammen entdeckt haben, können sie mir nichts anhaben. Ganz davon zu schweigen, dass sie bei mir kein Motiv finden werden, ihm etwas anzutun.“ Ihre Stimme sank zu einem Flüstern, das Isabel kaum noch verstehen konnte. „Bitte, Coyle, bring dich und Bowen so schnell wie möglich in Sicherheit.“
Coyle lehnte seine Stirn an ihre. „Mir gefällt das nicht.“
„Glaubst du, mir? Aber ich möchte Isabel nicht alleine lassen, sie hat schon genug durchgemacht. Ich weiß genau, wie sie sich im Moment fühlen muss, ich kann sie nicht einfach ohne Unterstützung der Polizei überlassen.“
Isabel wollte sagen, dass sie keine Gesellschaft brauchte, aber die Vorstellung, mit der Leiche ihres Vaters alleine im Haus zu sein, hielt sie davon ab. Ihr Blick fiel auf Bowen, der seinen Freund mit einem seltsamen Gesichtsausdruck beobachtete.
„In Ordnung. Gehen wir, Bowen.“ Coyles Stimme klang tiefer als vorher, sein Gesicht war eine starre Maske.
„Wartet, ich hole noch schnell die Tüte mit dem Essen aus dem Wagen.“ Marisa wandte sich zur Tür und winkte Coyle, ihr zu folgen.
Isabel beobachtete, wie sie das Wohnzimmer verließen, und drehte sich dann zu Bowen um. Sein intensiver Blick lag direkt auf ihr, und er wirkte, als wollte er etwas sagen, wüsste aber nicht, wie. Das konnte sie gut nachvollziehen, denn es ging ihr genauso. „Möchtest du Wasser haben? Es sind noch einige Flaschen in der Küche.“
„Gerne.“ Bowen folgte ihr in die Küche, die Hände in die Hosentaschen gestopft. Während sie die Flaschen aus der Abstellkammer holte, spürte sie
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