Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
Nachricht angekommen ist.“
Bowen sah Coyle fragend an. „Geht es den anderen gut? Isabels Vater sagte, er hätte eine Gruppe Berglöwen einfangen lassen, und wir dachten, er meinte euch damit.“
Coyles Miene wurde hart. „Er meinte uns. Wir waren gefangen, aber Marisa hat uns befreit. Im Moment sind wir gerade dabei, ins Zwischenlager zu ziehen, bevor wir uns einen neuen Standort suchen.“
Bowen wurde noch bleicher. „Das war meine Schuld, ich hätte nie …“
Coyle legte seine Hand auf Bowens Schulter. „Du warst vielleicht etwas leichtsinnig, aber wenn jemand die Schuld trägt, dann Melvin.“
„Melvin? Was …?“
Marisa unterbrach ihn. „Könnten wir das später besprechen? Wir sollten aufbrechen.“
Sie warf Coyle einen Blick zu, den Isabel nicht deuten konnte, der sie aber nervös machte. Auch Bowen schien sich unwohl zu fühlen, seine Augen wanderten unruhig zur Treppe. Irgendetwas ging hier vor, das außer ihr alle wussten, über das aber niemand redete. Da sie endlich aus dem Keller herauswollte, hob sie ihren Rucksack vom Boden auf und schlang ihn über ihre Schulter. „Ich bin bereit.“
Die beiden Männer gingen voraus, während Marisa an ihrer Seite blieb. „Isabel …“
„Ja?“ Isabel trat durch die Türöffnung und hielt inne, als sie einen seltsamen Geruch wahrnahm. „Was ist das?“
Marisa presste ihre Lippen zusammen. „Darüber wollte ich mit dir reden.“
Isabels Herz begann zu hämmern, als sie Marisas mitleidigen Gesichtsausdruck sah.
„Nein!“
Bevor jemand sie aufhalten konnte, stürzte sie die Treppe hinauf. Unerwartet stolperte sie über etwas, das vor der Geheimtür lag. Sie verlor ihr Gleichgewicht und fiel hart auf die Knie. Ihre Hand berührte etwas Weiches, Nachgiebiges. Ein bleicher Arm ragte aus einem Berg von Büchern heraus. Mit einem erstickten Aufschrei krabbelte Isabel rückwärts, bis ihr Rücken an den Schreibtisch stieß. Sie konnte den Blick nicht vom Gesicht ihres Vaters abwenden, die weit aufgerissenen Augen leer, der Mund offen, als hätte er versucht zu schreien.
Tränen schossen in ihre Augen, während der Schmerz ihr den Atem nahm. Wie konnte ihr Vater tot sein? Sie hätte es spüren müssen, irgendetwas tun müssen, um ihm zu helfen! Hastig rappelte sie sich auf und rannte aus dem Zimmer. Sie hielt nicht an, bis sie draußen auf dem heißen Sandboden in die Knie sank.
„Isabel …“
Die Stimme der Frau drang kaum in ihr Bewusstsein. Jemand berührte sie sanft an der Schulter, aber auch das nahm sie nur wie durch einen Nebel wahr. Ein Gesicht schob sich in ihr Blickfeld, warme Finger strichen über ihre Wange.
„Isabel, sieh mich an.“ Sie kannte diese leicht raue Stimme, aber ihr fehlte die Energie, darüber nachzudenken. Noch immer sah sie vor ihrem geistigen Auge das geschundene Gesicht ihres Vaters.
„Isabel!“
Diesmal konnte sie den Befehl nicht ignorieren, genauso wenig wie den festeren Druck der Finger an ihrem Kinn. Sie blinzelte, bis sich ihre Sicht klärte, und erkannte Bowen, der vor ihr hockte und sie mit seinen Berglöwenaugen besorgt anblickte. Hinter ihm standen Marisa und Coyle, die sie aus dem Keller befreit hatten. Vor dessen Eingang ihr ermordeter Vater lag. Mit einem Schrei sprang Isabel auf und stürzte sich auf Coyle.
„Ihr habt ihn umgebracht! Wie konntet ihr das tun?“ Mit jedem Wort hieb sie mit ihrer Faust gegen seine Brust. „Mörder!“ Dass er sich überhaupt nicht wehrte, machte sie noch wütender.
Arme schlangen sich von hinten um sie und zogen sie zurück. „Nicht, Isabel.“ Bowens Stimme erklang dicht an ihrem Ohr.
Sie wehrte sich heftig gegen ihn und spürte ihn zusammenzucken, doch er ließ sie nicht los, egal, was sie auch versuchte. Ein roter Schleier lag vor ihren Augen, die Luft ging ihr aus.
Schließlich sackte sie in sich zusammen, und Bowen sank gemeinsam mit ihr zu Boden. Seine Umarmung wurde sanfter, er legte seine Hand um ihren Hinterkopf und zog ihr Gesicht an seine Schulter. Die Geste war so liebevoll, dass Isabels Tränen noch stärker flossen. Ihre Finger gruben sich in sein Hemd, während sie ihre Wange gegen seine Brust presste.
Eine Weile lang ließ sie alles um sich herum versinken und konzentrierte sich nur darauf, den Schmerz so weit zu unterdrücken, dass sie wieder atmen konnte. Schließlich wich die Anspannung aus ihrem Körper und hinterließ ein bleiernes Gefühl. Sie musste die Polizei rufen und auch ihre Mutter benachrichtigen, aber im Moment überstiegen
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