Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
fast berührten. „Diese Leute dort sind meine oberste Priorität, Amber!“ Mit dem Finger deutete er in Richtung des Lagers. Mit Mühe senkte er seine Stimme. „Ich kann es mir nicht leisten, mich auf etwas anderes zu konzentrieren, das mich ablenken wird. Nicht, wenn nur eine Unaufmerksamkeit dazu führen kann, dass wir alle gefangen werden oder sterben.“
Amber nickte langsam. „Ich weiß. Aber ich weiß nicht, ob dir klar ist, dass es hier genug andere gibt, die ihren Teil der Verantwortung tragen würden, wenn du sie endlich ließest. Du musst nicht alles auf deine Schultern laden, Coyle, und du musst ganz sicher nicht auf dein eigenes Glück verzichten, nur damit wir in Ruhe leben können.“ Sie hob die Hand, als er etwas erwidern wollte. „Nein, sag nichts und denk einfach darüber nach.“ Damit wandte sie sich ab und ging zum Lager zurück.
Mit einem tiefen Seufzer wartete Coyle, bis Bowen und Amira zu ihm aufgeschlossen hatten. „Alles in Ordnung?“
Amira lächelte ihn durch ihre Tränen an. „Jetzt ja. Danke, dass du ihn mir zurückgebracht hast, Coyle.“
Sein antwortendes Lächeln fühlte sich seltsam steif an. „Gern geschehen.“
Nachdem er Bowen und seine Mutter umringt von den anderen Wandlern zurückgelassen hatte, suchte er Finn. Er fand ihn vor Fays Hütte, zusammen mit dem Ratsmitglied Kearne und den beiden Leopardenfrauen, die schon deutlich besser aussahen als bei ihrem letzten Treffen. Als sie ihn sahen, konnte er in den Gesichtern der beiden Männer Erleichterung erkennen.
„Hallo, Coyle, gut, dass ihr wieder da seid.“
„Was ist denn hier los?“
Finn hob unbehaglich die Schultern. „Die beiden Damen weigern sich, das Lager zu verlassen.“
„Das stimmt nicht ganz.“ Kainda ignorierte die anderen beiden Männer und wandte sich direkt an Coyle. „Ich gehe, sobald ich weiß, dass meine Schwester in Sicherheit ist.“ Jamila sah bei dieser Ankündigung ungefähr so unglücklich aus wie Finn und Kearne.
„Und wo soll das sein?“ Coyle befürchtete, die Antwort bereits zu kennen, bevor Kainda den Mund öffnete.
„Bei euch.“ Sie hob die Hand, als er etwas sagen wollte. „Ich muss einen Weg finden, wie wir wieder nach Hause kommen, aber das kann ich schneller alleine. Jamila ist im Moment zu schwach, um weite Strecken zu laufen. Bitte!“ Bei dem Wort sah sie aus, als würde sie auf Zitronen beißen.
Coyle sah sie nachdenklich an. „Das müssen wir im Rat besprechen. Aber dir ist klar, dass wir uns momentan in einer etwas schwierigen Lage befinden. Wir können nicht garantieren, dass Jamila bei uns in Sicherheit ist.“
„Das weiß ich. Andererseits wäre sie für eure Gruppe eine Bereicherung, wenn sie erst wieder ganz gesund ist.“
Wut malte sich auf Jamilas dunklem Gesicht ab. „Ich bin kein Stück Vieh, Kainda! Willst du den Berglöwen auch noch mein Gebiss zeigen?“
Kainda verzog keine Miene, als sie Coyle anblickte. „Würde das helfen?“
Einen Moment lang starrte er sie nur an, dann begann er zu lachen. „Wohl eher nicht.“
Ein kurzes Grinsen blitzte auf, dann wurde Kainda wieder ernst. „Entschuldige, Jamila. Ich muss nur wissen, dass du in Sicherheit bist, während ich einen Rückweg für uns suche.“
Jamilas Miene wurde sanfter. „Ich weiß, aber es gefällt mir trotzdem nicht, dass du alleine losziehen willst. Was ist, wenn dir etwas passiert?“ Sie wandte sich Finn zu. „Wenn ich hierbleiben kann, verspreche ich, mich euren Gesetzen unterzuordnen und zu versuchen, etwas zur Gemeinschaft beizutragen.“
Finn nickte. „Davon gehen wir aus, sonst würden wir gar nicht darüber nachdenken.“
„Wenn es euch wirklich ernst ist, erwarte ich aber auch, dass ihr uns vorher noch einige Fragen beantwortet.“
Kainda sah Coyle wachsam an. „Welche?“
„Zum Beispiel, warum ihr mich in Mariposa nicht getötet habt, als ihr die Gelegenheit dazu hattet.“ Allein der Gedanke daran ließ Coyles Mund trocken werden.
„Als du beim Haus des Entführers aufgetaucht bist, erhielten wir den Befehl, dafür zu sorgen, dass du dem Jungen nicht weiter folgen kannst. Wir wussten sofort, was du warst, deshalb haben wir es wörtlich genommen. Du warst nach der Betäubung nicht mehr in der Lage, ihm zu folgen, deshalb haben wir dich nicht getötet.“ Kainda stieß ein freudloses Lachen aus. „Aber du hast nicht aufgegeben und darüber war Gowan nicht erfreut. Er hat gesagt, wenn wir dich nicht einfangen können, sollen wir dich töten, und deine
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