Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
ihr Gesicht, bis sie ihn lachend zur Seite schob. „Lass das, ich habe mich heute schon gewaschen.“
„Angus scheint froh zu sein, Sie wiederzusehen.“
Nur langsam drangen die Worte der unerwarteten Besucherin in Marisas Bewusstsein. Woher kannte sie den Namen ihres Hundes? Und vor allem, wie kam sie eigentlich an das Tier? Coyle hatte versprochen, dass Angus bei den Berglöwenleuten in Sicherheit wäre, bis sie ihn abholen konnte. Während sie ihn weiterstreichelte, sah sie zu der Frau auf. „Wahrscheinlich ist es unhöflich, aber könnten Sie mir sagen, wie Sie an meinen Hund gekommen sind?“
Die Frau lachte auf. „Ich bin immer dafür, gleich zur Sache zu kommen. Coyle hat mich gebeten, Ihnen Angus zu bringen.“
Für einen Moment betrachtete Marisa sie schweigend. Dann atmete sie tief durch. „Er wollte nicht selbst kommen.“ Die Enttäuschung war deutlich in ihrer Stimme zu hören, aber das war ihr egal. Verdammt, er hatte sie schon wieder ausgeschlossen! Diesmal vermutlich für immer, da sie nicht wusste, wo sich das neue Lager befand.
„Er wäre gerne gekommen, aber derzeit kann er nicht weg, und er wollte nicht, dass Sie alleine hier wohnen.“ Die Augenbrauen der Frau schoben sich zusammen. „Wenn ich vorher gewusst hätte, was er Ihnen alles zugemutet hat …“
„Woher kennen Sie Coyle?“ Er hatte doch behauptet, dass die Berglöwenleute keine Kontakte zu normalen Menschen unterhielten. Aber diese Frau kannte nicht nur seinen Namen, sie schien auch zu wissen, was in den letzten Tagen geschehen war. Langsam dämmerte es Marisa und Zorn erfasste sie. „Ich verstehe. Dann war es vermutlich auch kein Zufall, dass Sie mich neulich an der Straße aufgesammelt und nach Hause gefahren haben, oder?“
Ein Lächeln huschte über das Gesicht der Frau. „Mein Sohn wollte nicht, dass Ihnen etwas geschieht.“ Sie streckte ihre Hand aus. „Vielleicht sollte ich mich vorstellen, ich bin Aliyah, Coyles und Ambers Mutter.“
Wie betäubt schüttelte Marisa die angebotene Hand. „Aber …“ Sämtliche Gedanken wirbelten in ihrem Kopf durcheinander. „Ich wusste nicht, dass Sie …“
„Noch leben?“ Aliyah lachte.
„Ja, ich meine, nein.“ Marisa strich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. „Ich habe Sie im Lager nicht gesehen, und Coyle sagte, dass alle Wandler versteckt leben müssen.“
„Ich sehe schon, mein Sohn hat Ihnen nicht viel von uns erzählt. Grundsätzlich ist seine Verschwiegenheit gut, aber manchmal weiß er einfach nicht, wann er einem Menschen vertrauen sollte.“
Marisa verzog das Gesicht. „Das ist mir aufgefallen.“ Sie blickte zu Angus hinunter, als er auffordernd gegen ihr Bein stieß. „Wo sind meine Manieren? Kommen Sie bitte herein.“ Sie hielt die Tür auf und beobachtete, wie Angus zielstrebig in die Küche lief.
„Er scheint Hunger zu haben.“ Aliyah betrat das Haus und sah sich neugierig um.
„Den hat er immer“, erwiderte Marisa. Seltsamerweise war ihr die Kargheit der Hütte plötzlich unangenehm. Mit einem Anflug von Ärger wischte sie das Gefühl beiseite. Warum sollte es sie stören, was Coyles Mutter von ihr hielt? Er hatte es ja nicht mal für nötig befunden, Marisa zu sagen, dass es sie überhaupt gab. „Bitte setzen Sie sich.“ Marisa deutete auf den Sessel und holte sich einen Hocker aus der Küche. „Möchten Sie einen Kaffee?“
„Danke, gerne.“ Anstatt sich zu setzen, folgte Coyles Mutter ihr und lehnte sich gegen den Türrahmen.
Mit der Kanne in der Hand starrte Marisa sie an. Genau so hatte Coyle dort an jenem Morgen gestanden. Jetzt bemerkte sie auch die anderen Ähnlichkeiten wie die grau melierten rotblonden Haare, die sie an Amber erinnerten, oder die bernsteinfarbenen Augen, die Coyles so ähnelten.
„Was ist?“
Marisa schüttelte den Kopf und drehte sich zum Waschbecken um. „Ich habe mich nur gerade daran erinnert, als Coyle hier war.“
Aliyahs Augen verdunkelten sich. „Es war sehr mutig, dass Sie ihn ins Haus geholt haben.“
Verlegen zuckte Marisa mit den Schultern. „Was sollte ich machen, er war verletzt und hilflos. Und vor allem nackt.“ Ihre Wangen wurden heiß. „Ich meine …“
Lachend winkte Aliyah ab. „Ich verstehe schon.“ Sie wurde wieder ernst. „Danke, dass Sie ihm und auch den anderen geholfen haben. Wir stehen alle in Ihrer Schuld.“
„Das habe ich gerne getan, nur …“
„Was?“
„Ich hätte mir gewünscht, dass ich mehr als nur eine Fremde bin, die man wegschickt, wenn sie
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