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Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01

Titel: Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven , Michelle
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nicht mehr sehen, hatte aber das Gefühl, dass er sie noch immer beobachtete. Unsinn, sicher war er längst wieder in den Wald geflüchtet, und das Kribbeln in ihrem Nacken rührte nur von der überstandenen Gefahr her.
    Wenige Minuten später schloss sie mit einem erleichterten Aufatmen die Haustür hinter sich und lehnte sich dagegen. Nie wieder. Das Blut rauschte in ihren Ohren, ihre Beine gaben nach, und sie rutschte langsam an der Tür abwärts, bis sie auf dem Boden saß. Krallen klickten über den Holzboden, dann bohrte sich Angus’ feuchte Nase in ihren Hals. Sie fühlte sich zu kraftlos, um ihn wegzuschieben. „Sitz, Angus.“
    Erstaunlicherweise gehorchte er, ließ seine Körpermassen zu Boden sacken und legte seinen Kopf auf ihr Bein. Ein tiefer Seufzer wehte ihr den Hundeatem ins Gesicht, als sie die Hand auf seinen Kopf legte und ihn hinter seinem Ohr zu kraulen begann. Ausnahmsweise sah sie darüber hinweg, denn sie war dankbar, Angus warm neben sich zu spüren. „Du warst heute sehr mutig, Angus, dumm, aber mutig.“ Ein Augenlid hob sich, und er sah zu ihr auf. „Beim nächsten Mal drehen wir aber lieber gleich wieder um, ja? Ich weiß nicht, ob der Puma – oder was immer es auch war – uns noch einmal einfach so weggehen lässt.“
    Andererseits hatte er nicht so ausgesehen, als würde er es darauf anlegen, sie anzugreifen. Eher als wollte er sie warnen, noch einen Schritt weiter zu machen. Waren sie unbeabsichtigt in sein Revier eingedrungen, als Angus plötzlich loslief und sie mit sich zog? Aber er schien von der anderen Seite gekommen zu sein, sie hatte ihn erst bemerkt, als er höchstens drei Meter von ihr entfernt war. Wie kam es, dass Angus die Gefahrenquelle in der anderen Richtung vermutet hatte? Normalerweise war seine Nase untrüglich. Der Bloodhound hatte sich erst zwischen sie und den Puma geschoben, als es aussah, als wolle das Raubtier sie angreifen.
    Marisa schüttelte sich. Jetzt noch sah sie die Augen des Tieres vor sich, spürte die Präsenz und Intelligenz, die Kraft, die in dem schlanken Körper steckte … Ein leises Poltern auf der Veranda drang in ihre Gedanken. Abrupt setzte sie sich auf, ihr Herzschlag beschleunigte sich. Angus hatte den Kopf gehoben und starrte nun auf die Tür.
    Oh nein, nicht schon wieder!
    Marisa rappelte sich auf und folgte unsicher seinem Blick. Was sollte sie tun? Sie hätte sich nach den nächtlichen Erlebnissen eine Waffe besorgen sollen, statt den Tag damit zu verbringen, über Coyle nachzugrübeln. Dumm . Die Polizisten hatten sie gewarnt, dass der oder die Mörder den Weg zu ihr finden könnten, aber sie hatte nichts getan, um sich zu schützen. Erneut knackte draußen der Holzboden, ein schleifendes Geräusch ertönte.
    Entschlossen richtete Marisa sich auf. Sie war hier nicht völlig abgeschnitten, zur Not würde sie die Polizei rufen, irgendwo musste noch Ledbetters Visitenkarte herumliegen. Sie sah sich im Zimmer um und verfluchte gerade ihre Unordnung, als ihr auf einmal bewusst wurde, dass Angus noch keinen Laut von sich gegeben hatte. So als wüsste er, wer dort auf der Veranda war.
     
    4
    Wie am Vorabend schob Marisa vorsichtig die Gardine beiseite, um auf die Veranda zu blicken. Auch diesmal war nichts zu sehen. Nicht schon wieder das gleiche Spiel, noch einmal würden ihre Nerven das nicht mitmachen! Mit einem tiefen Seufzer holte sie die Schreckschusspistole aus der Kommode und stellte sich neben die Tür. Konnte der Puma ihr bis hierher gefolgt sein? Unsinn, was hätte er davon? Vermutlich war er froh gewesen, als sie freiwillig den Rückzug antraten, hatte sein Bein an der Stelle gehoben, wo sie gelegen hatte, und war dann triumphierend in den Wald zurückgekehrt.
    Aber was hatte dann die Geräusche auf ihrer Veranda verursacht? Ein Eichhörnchen oder ein Stinktier? Allerdings musste es schon ein ziemlich schweres Tier sein, um die Holzbretter zum Knarren zu bringen. Okay, genug Zeit geschunden, sie konnte hier stehen bleiben, bis ihre Haare grau waren, oder sie konnte etwas unternehmen. Sie schaltete das Licht auf der Veranda ein, umfasste Angus’ Halsband und öffnete vorsichtig die Tür. Da der Bloodhound nur ein leises Knurren ausstieß, warteten vermutlich keine Mörder auf sie, trotzdem suchte sie mit den Augen jeden Winkel ab, bevor sie auf die Veranda trat. Die Nacht um sie herum war still – zu still. Es war, als hielte alles angespannt den Atem an, in Erwartung dessen, was kommen würde.
    Marisa verzog den Mund.

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