Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
lautes Fauchen ertönte ganz in der Nähe. Was war das? Marisa fummelte an dem Knopf herum, der die Tür öffnen sollte, brauchte aber drei Versuche, bis sie ihn endlich oben hatte. Sie lehnte sich über die Mittelkonsole und öffnete die Beifahrertür.
„Coyle, steig ein!“ Sein Arm erschien in der Öffnung, die Hand war aufgekratzt und blutig. Mit Mühe unterdrückte Marisa ihre Angst und lehnte sich weiter vor, um Coyle in den Wagen zu ziehen. Allerdings erwies sich das aus dieser Position als unmöglich. Er war zu schwer und der Wagen zu hoch. „Coyle!“
Sein Kopf erschien über dem Sitz. „Du solltest dich in Sicherheit bringen! Fahr zurück!“ Damit fiel er nach hinten.
Coyle! Sie musste irgendetwas tun, doch sie konnte nicht aussteigen, wenn sie nicht wollte, dass die Mörder sie erwischten. Aber sie würde nicht zulassen, dass sie Coyle töteten! Hektisch blickte sie sich im Wagen um, irgendetwas musste es doch geben, das sich als Waffe eignete. Als sie nichts fand, rutschte sie kurzentschlossen auf den Beifahrersitz und beugte sich zu Coyle hinunter, der halb unter dem Wagen lag. Irgendwie musste sie ihn ins Fahrzeug bekommen, damit sie die Tür wieder schließen konnte. Wenn sie ihn von der Veranda ganz bis ins Schlafzimmer hatte bugsieren können, dann sollte es doch wohl möglich sein, ihn einen Meter weit nach oben und ins Auto zu ziehen, oder? Marisa holte tief Luft, schob ihre Hände unter seine Achseln und zog so fest sie konnte. Coyle gab einen schmerzerfüllten Laut von sich, bewegte sich aber kaum.
„Nun komm schon, ohne deine Mitarbeit kann ich dir nicht helfen.“
„Du sollst …“
Sie griff nach seinem T-Shirt und zog ihn zu sich heran, sodass ihre Nasen sich fast berührten. „Ich werde nicht ohne dich gehen, habe ich mich klar ausgedrückt?“
Etwas blitzte in Coyles Augen auf, dann presste er die Lippen aufeinander und zog sich am Türrahmen hoch. Beherzt griff Marisa nach seinem Hosenbund und zerrte daran so fest sie konnte. Mit vereinten Kräften gelang es ihnen, Coyle so weit in den Wagen zu ziehen, dass nur noch seine Beine herausragten. Marisa wollte sich gerade darum kümmern, als sie zwei leuchtende Punkte in nur wenigen Metern Entfernung sah. Sie erstarrte. Was war das?
Coyle hob den Kopf, als er ihre Stille bemerkte. Mit einem Fluch zog er die Beine in den Wagen, doch es war bereits zu spät, scharfe Zähne bohrten sich in Jeans und Fleisch und rissen mit einer Kraft daran, der er nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Langsam, fast in Zeitlupe rutschte er vom Sitz.
6
Marisa schrie auf, als ihre Hand von Coyles Hosenbund rutschte und er aus dem Jeep fiel. Nein! Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, kletterte sie über die Mittelkonsole und sprang ihm hinterher. Von ihrer Aktion überrascht ließ der Angreifer einen Moment von Coyle ab und starrte Marisa an. Im schwachen Licht konnte sie nur einen dunklen Umriss, katzenartige Augen und riesige Reißzähne sehen. Wo waren die Verfolger geblieben? Konnte Coyle auf seiner Flucht vor den Verfolgern in die Fänge einer Raubkatze geraten sein? Aber das war jetzt egal, es musste ihr irgendwie gelingen, die tödliche Bedrohung abzuwenden. Am ganzen Körper zitternd trat sie vor Coyle, der sich nicht rührte. Sie breitete die Arme aus und machte eine abrupte Bewegung. Dazu schrie sie, so laut sie konnte.
„Kusch, verschwinde! Hier gibt es nichts für dich, ich werde ihn dir nicht überlassen.“ Hinter sich hörte sie ein Stöhnen, doch sie hielt ihren Blick weiterhin auf das Raubtier gerichtet, das Zentimeter für Zentimeter näher rückte. „Coyle, es wäre gut, wenn du endlich in den Wagen steigst.“ Sie hob ihre Stimme wieder und wedelte noch stärker mit den Armen. „Stopp!“ Hatte sie nicht irgendwo gelesen, dass Raubkatzen normalerweise scheu waren und sich davon beeindrucken ließen, wenn ihre Beute sich wehrte? Oder machten Bären das? Verdammt noch mal, sie war ein Stadtkind, woher hätte sie wissen sollen, dass sie jemals in eine solche Situation kommen würde?
Sie spürte eine Bewegung hinter sich und hoffte, dass es Coyle war, der endlich in den Jeep kletterte. Vorsichtig wich sie ein Stück zurück, doch die Raubkatze setzte sofort nach. Ein tiefes Grollen stieg aus ihrer Kehle, bei dem Marisas Herz beinahe stehen blieb. Die Möglichkeit, dass sie hier sterben könnte, wurde plötzlich schrecklich real.
Unbemerkt hatte sich ihr die Raubkatze so weit genähert, dass sie beinahe ihren heißen Atem
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