Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
einfach zusammen …“
Coyle schüttelte bereits den Kopf. „Ich kann nicht mitkommen.“
„Warum nicht?“
„Weil ich von der Polizei verdächtigt werde, etwas mit dem Mord zu tun zu haben. Und weil ich keine Papiere habe. Sie würden mich verhaften, und du wärst weiter in Gefahr.“
Marisa biss auf ihre Lippe. „Aber wenn die Mörder dich erwischen …“
Coyle legte seine Hände auf ihre Schultern. „Das werden sie nicht. Ich werde sie von dir wegführen und dann verschwinden.“ Er sah über ihre Schulter. „Wir haben keine Zeit für weitere Diskussionen. Lauf.“ Als sie ihn weiterhin nur ansah, schob er sie unsanft von sich. „Lauf!“
Ein lautes Knacken einige Meter entfernt ließ sie herumwirbeln und den Berg hinunterlaufen, so schnell sie konnte. Sie wollte Coyle nicht allein lassen, aber noch weniger wollte sie getötet werden. Allein die Beschreibung des Polizisten, wie das Opfer ausgesehen hatte, weckte in ihr den Wunsch, diesen Kerlen niemals zu begegnen. Sie würde in einem der Häuser Hilfe rufen und dann jemanden dorthin schicken, wo sie sich von Coyle getrennt hatte. Die Vorstellung, dass er vielleicht in diesem Moment schon von den Verfolgern eingeholt worden war und um sein Leben kämpfte, ließ sie langsamer werden. Schwer atmend blieb sie stehen und schaute sich um, konnte jedoch nur mondbeschienene Gräser und vereinzelte Büsche und Bäume erkennen. Es sah so friedlich aus, als wäre ihre Flucht nichts weiter als ein Albtraum gewesen. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, ihr lauter Atem übertönte jedes Geräusch.
Langsam setzte sie sich wieder in Bewegung, jeder Schritt fiel ihr schwerer als der vorherige. Als wäre ihre gesamte Energie verbraucht, seit Coyle nicht mehr bei ihr war. Seine Kraft und Ausdauer waren ihr Motor gewesen, seine Überzeugung, das Richtige zu tun, ihr Antrieb. Jetzt war da nichts mehr, nur noch Leere und eine unbestimmte Furcht. Verärgert über sich selbst mobilisierte Marisa noch einmal all ihre Kräfte. Sie würde Hilfe holen, und wenn es das Letzte war, was sie tat. Rechts vor sich konnte sie bereits den schwach beleuchteten Sportplatz sehen, der um diese Zeit menschenleer war. Nur noch etwa fünfzig Meter und … Ein lautes Fauchen zerriss die Stille. Marisa stolperte und fiel auf die Knie. Was war das? Wurde Coyle von Tieren angegriffen, vielleicht von dem Puma, den sie gesehen hatte? Wie sollte Coyle ihm entkommen, vor allem wenn er durch seine Verletzungen geschwächt war? Waren das Bewegungen, die sie vor den Umrissen der Bäume sah, oder bildete sie sich das nur ein? Hastig rappelte sie sich wieder auf und wollte weiterlaufen, als sie einen Schatten auf sich zukommen sah. Wie erstarrt blieb sie stehen, nicht fähig, auch nur einen Muskel zu rühren. Im letzten Moment erinnerte sie sich an ihre Schreckschusspistole. Sie griff in ihre Jackentasche, nur um festzustellen, dass sie das Ding irgendwo verloren haben musste. Verdammt!
Die Gewissheit, dass sie sterben würde, wenn sie hier stehen blieb, löste ihre Starre und trieb sie schließlich vorwärts. Es war, als könnte sie den Blick ihres Verfolgers im Nacken spüren. Den Hauch seines Atems, bevor er zuschlug. Etwas zischte an ihr vorbei, dann ertönte ein lang gezogener Schrei. Marisa zuckte zusammen und sprang verspätet zur Seite. Der Adler! Verwirrt sah sie dem großen Schatten hinterher. Sie konnte sich nicht erklären, was er von ihr wollte, sie hatte noch nie davon gehört, dass Adler ohne Grund Menschen angriffen. Aber jetzt blieb ihr keine Zeit, darüber nachzudenken, sie musste endlich Hilfe finden. So schnell sie konnte lief sie in Richtung Zivilisation, nur um nach wenigen Metern erneut dem Vogel auszuweichen, der ihr den Weg abschnitt. Nach zwei weiteren Manövern hätte sie schwören können, dass der Adler sie daran hindern wollte, zur Stadt zu kommen. Oder ihr einen anderen Weg zeigen wollte. Aber das konnte nicht sein. Oder?
Versuchsweise lief sie in Richtung Sportplatz, und tatsächlich kreiste der Adler über ihr, ohne sie weiter zu behelligen. Trieb er nur ein Spielchen mit ihr? Jetzt wünschte sie sich, sie hätte sich, seit sie für den National Park Service arbeitete, etwas mehr für die verschiedenen Tierarten interessiert, die hier heimisch waren. Marisa überquerte die schmale Straße, die um den Sportplatz herum in den Ort führte. Natürlich war gerade jetzt kein Auto in Sicht, und auch sonst war es totenstill. Als sie die Straße entlanglaufen wollte, schnitt ihr
Weitere Kostenlose Bücher