Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
verstehe, dass vieles für dich verwirrend sein muss.“
„Ja, das ist es.“ Marisa atmete tief durch. „Schlimmer finde ich allerdings, was ich hier zurücklassen muss, wenn ich wieder nach Hause gehe.“
Amber nickte wissend. „Es ist unfair, wenn man einen interessanten Mann findet und ihn nicht behalten kann.“
Das klang, als hätte sie damit auch schon Erfahrungen gemacht, doch Marisa wollte nicht nachfragen. Der traurige Ausdruck in Ambers Augen sagte alles. Langsam wurde ihr bewusst, wie viele Opfer die Wandler bringen mussten, um hier in Ruhe leben zu können. Keine Kontakte nach außen, das bedeutete, dass sie nur in dieser kleinen Gruppe nach einem geeigneten Partner suchen konnten. Und wenn sie keinen fanden …
„Jetzt habe ich dich traurig gemacht, das wollte ich nicht.“ Amber berührte ihren Arm. „Ich bringe dich wohl besser zu Coyle zurück, er scheint schon ganz unruhig zu sein, weil du nicht in seiner Nähe bist.“
Marisa nickte stumm. Je länger sie sich in Coyles Nähe aufhielt, desto weniger würde sie ihn verlassen wollen. Schon jetzt wusste sie nicht, wie sie es ertragen sollte, von ihm getrennt zu sein, und das machte ihr Angst.
„Wenn es dir hilft, ich habe Coyle noch nie so …“ Amber schien nach einem Ausdruck zu suchen. „… aufmerksam in der Nähe einer Frau gesehen. Er sieht dich an, als wollte er dich von Kopf bis Fuß ablecken.“
Hilflos begann Marisa zu lachen, während ihr Röte in die Wangen schoss. Erregung breitete sich in ihr aus, als sie daran dachte, wie Coyle genau das tat.
„Oh, oh, da hat es aber jemanden erwischt.“ Amber lächelte traurig. „Zu schade, dass du nicht bleiben kannst, du würdest meinem Bruder guttun.“
Marisa wandte sich ab, damit Amber die Tränen in ihren Augen nicht sah. Was würde sie darum geben, mit Coyle zusammen sein zu können! Als seine Arme von hinten um ihre Taille glitten, lehnte sie sich an ihn und atmete tief seinen unverwechselbaren Duft ein. Wie schaffte er es, dass sie sich sofort behaglich fühlte, obwohl immer noch mehr oder weniger unverhohlen feindselige Blicke auf ihr lagen?
„Geht es dir gut?“ Seine leise Stimme vibrierte in ihrem Innern.
„Ja.“ Sie spürte, wie Coyles Körper sich anspannte, als würde er ihre Lüge fühlen. Doch er sagte nichts, wahrscheinlich, weil hier nicht der richtige Ort dafür war oder weil er ihr Problem sowieso schon kannte.
Coyle wandte sich an Amber. „Danke, dass du Marisa Gesellschaft geleistet hast. Ich musste noch einige Dinge im Rat besprechen.“
„Rat?“
Coyle küsste ihren Nacken. „Du willst dich doch wohl jetzt nicht über unsere Strukturen unterhalten, oder?“
Ein dumpfes Trommeln erklang und hallte von den Höhlenwänden wider. Der Rhythmus wurde schneller, dann wieder langsamer und zog Marisa innerhalb kürzester Zeit in seinen Bann. Wie von selbst wippte ihr Fuß im Takt. Ohne Vorwarnung begann eine einzelne Flöte eine Melodie, die so herzzerreißend traurig klang, dass Marisas Brust sich schmerzhaft zusammenzog.
Coyle schien ihre Reaktion zu spüren, denn er wiegte sie sanft hin und her, seine Arme um ihren Oberkörper geschlungen. Deutlich konnte sie seinen Herzschlag an ihrem Rücken fühlen, die Hitze seiner Haut durch ihre Kleidung. Seine Bartstoppeln, die an ihrem Hals entlangstrichen.
„Möchtest du tanzen?“
Marisa hob ihren Kopf und sah ihn über ihre Schulter an. „Vor den ganzen Leuten?“
„Ich glaube nicht, dass uns noch jemand beachtet. Sieh hin.“
Marisa blickte sich um und erkannte, dass Coyle recht hatte. Überall bewegten sich Paare im Rhythmus der Musik. „Gerne.“ Sie unterdrückte einen Seufzer, als Coyle sie umdrehte und in seine Arme zog. Er begann zu tanzen, und sie erkannte, dass er es mit der gleichen natürlichen Geschmeidigkeit tat, mit der er sich auch sonst bewegte. Dagegen kam sie sich fast ungelenk vor, doch nach einigen Takten hatte sie sich seinen Schritten angepasst und konnte es genießen, ihm so nah zu sein, während die Trommeln ihren Körper zum Vibrieren brachten. „Das ist wunderschön.“
Coyle küsste ihre Stirn und zog sie noch näher an sich. Seine Erektion presste sich an ihren Bauch und ließ sie wünschen, sie wären allein mit der Musik. Da es nicht so war, legte sie ihre Wange an seine Brust und genoss es, von seiner Wärme umgeben zu sein. Sein Herz schlug im Rhythmus der Trommeln und machte ihr wieder bewusst, wie nahe Coyle daran gewesen war zu sterben. Sie hätte ihn nie mehr
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