Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
mitgenommen?
Wut stieg in Edwards auf, während er auf die anderen Jäger wartete. Wenn ihn nicht irgendetwas zu Fall gebracht hätte, gerade als er zum Betäubungsschuss ansetzte, wäre die Leopardin jetzt in seiner Gewalt. Stattdessen war sie losgerannt, als wären alle Höllenhunde hinter ihr her, und es war ihm nicht gelungen, sie wieder einzuholen. Er hatte zwar noch einige Male geschossen, aber anscheinend nicht getroffen. Verärgert steckte er sich eine Zigarette an und sog den Rauch tief in seine Lunge. Warum hatte sein Auftraggeber auch ausgerechnet ihm diese Aufgabe zugeteilt? Er war schließlich kein Jäger, auch wenn er keine Probleme damit hatte, jemanden zu beseitigen, wenn nötig. Aber nachdem Gowan, der die Tiere eigentlich einfangen sollte, verschwunden und vermutlich tot war, blieb diese Aufgabe an ihm hängen. Auch die Männer, die er zur Unterstützung mitgenommen hatte, waren unfähig gewesen, die Leopardin zu stoppen.
Er hätte große Lust gehabt, sie einfach zu erschießen, als sie kurz darauf aus dem Wald hervorbrachen. Aber es konnte sein, dass er sie noch brauchte. Besonders wenn sein Auftraggeber so wütend über ihr Versagen war, wie er vermutete. Während er in die Richtung weiterging, in die der Lastwagen gefahren war, zog er sein Handy heraus und wählte eine Nummer.
„Ja.“ Mehr sagte sein Auftraggeber selten zur Begrüßung.
„Hier ist Edwards.“
„Habt ihr sie?“
Edwards schluckte trocken und bemühte sich, zuversichtlich zu klingen. „Nein, noch nicht. Sie ist auf die Straße gelaufen und anscheinend von einem Lastwagen erfasst worden. Jedenfalls sind hier Brems- und Blutspuren. Wir werden noch alles absuchen, aber ich schätze, dass der Fahrer sie mitgenommen hat.“
Stille dröhnte durch den Hörer. „Du hast also wieder versagt.“
„Nein, ich …“
Sein Auftraggeber redete weiter, als hätte er ihn nicht gehört. „Du weißt, dass ich dir noch eine Chance gegeben habe, obwohl du die Sache bei Stammheimer verbockt hast. Lass mich nicht bereuen, dir vertraut zu haben.“
Ein kalter Schauder lief über Edwards’ Rücken. „Dafür bin ich auch sehr dankbar. Ich werde Sie nicht enttäuschen.“
„Das solltest du auch besser nicht tun. Du weißt, wie wenig ich Unfähigkeit ertrage.“ Ein tiefer Atemzug drang durch den Hörer. „Besorg dir die Polizeiprotokolle der Umgebung und prüf nach, ob ein Notruf bezüglich einer verletzten Raubkatze eingegangen ist. Wenn du nichts findest, versuch etwas über den Truckerfunk herauszubekommen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, legte sein Auftraggeber auf.
Ryan Thorne vergrub seinen Kopf unter dem Kissen, als das Klingeln in seinem Schädel einfach nicht aufhörte. Nachdem er sich die letzten Nächte im Park um eine kranke Giraffe gekümmert hatte, wollte er endlich den verlorenen Schlaf nachholen. Doch das war ihm wohl nicht vergönnt. Denn jetzt schien es auch noch so, als wollte jemand seine Tür eintreten. Mit einem Seufzer rollte Ryan sich aus dem Bett und blieb einen Moment auf der Kante sitzen, bis er die Augen aufbekam. Zumindest so weit, dass er auf dem Weg zur Haustür nirgends gegen lief.
„Ja, ja, ich komme, lass meine Tür heil!“ Selbst seine Stimme schien sich noch im Tiefschlaf zu befinden und kam nur als heiseres Krächzen heraus. Das Poltern ließ nicht nach, deshalb legte Ryan die letzten Meter so schnell zurück, wie er konnte, damit nicht auch noch die Nachbarn davon aufwachten.
Ryan schob den Riegel zurück und zog die Tür mit einem Ruck auf. Erstaunt blickte er Lynn an. „Hast du diesen ganzen Lärm veranstaltet? Hattest du einen Rammbock dabei?“
Lynn stemmte ihre Fäuste in die Hüften und richtete sich zu ihrer vollen Größe von einem Meter achtzig auf. „Sehr witzig, Mister Schnarchnase. Ich hätte nicht so viel Krach machen müssen, wenn du mir gleich die Tür geöffnet hättest. Oder wenn du an dein Telefon gegangen wärst.“ Ihr Mundwinkel hob sich. „Dann hätte ich allerdings verpasst, dich in Boxershorts zu sehen, also streich das.“
Innerlich stöhnte Ryan auf, während er an sich heruntersah. Tatsächlich, er hatte abends einfach nur die Jeans ausgezogen und war so ins Bett gekrochen. Woher hätte er auch wissen sollen, dass die junge Tierpflegerin ihm einen Besuch abstatten würde. Immerhin waren alle strategischen Punkte verdeckt, sodass er sich nicht die nächsten Wochen alle möglichen Witze bei der Arbeit anhören musste. „Warum bist du hier?“
„Außer, um dich
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